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Im Sinne von Kneipp liegt das richtige Maß in der Ausgewogenheit (Foto: daboost/iStockphoto.com)
Im Sinne von Kneipp liegt das richtige Maß in der Ausgewogenheit (Foto: daboost/iStockphoto.com)

Im Maße liegt die Ordnung

“Ordnung ist das halbe Leben”, so das bekannte Sprichwort. Für Pfarrer Sebastian Kneipp war Ordnung mehr als nur das halbe Leben, es war eine der Grundlagen seines Wirkens: „Erst als ich daran ging, Ordnung in die Seelen meiner Patienten zu bringen, hatte ich vollen Erfolg“, war er überzeugt und führte diese Erkenntnis noch näher aus: „Erst, als man den Zustand ihrer Seele kannte und da Ordnung hineinbrachte, ging es mit dem körperlichen Leiden auch besser. Sie bekamen mehr Ruhe und Zufriedenheit, kurz, sie fühlten sich besser.“ Mit „man“ ist er selbst gemeint, mit „ihrer“ seine Patienten.

Doch was ist Ordnung? „Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos“, war die Ansicht von Albert Einstein. Der Begründer der Relativitätstheorie und Nobelpreisträger für Physik war bekannt für das Durcheinander an seinem Arbeitsplatz und kommentierte dies mit der für ihn typischen Selbstironie. Auch der Schriftsteller Heinrich Böll, ein Meister der Satire, nahm die Ordnung mit Humor: „Ordnung ist das halbe Leben – woraus mag die andere Hälfte bestehen?“, fragte er schmunzelnd.

Regeln, Strukturen, Lebensstil

Jeder kann Ordnung nach seiner persönlichen Einschätzung definieren. Für Sebastian Kneipp bestand Ordnung aus der Einhaltung von Regeln und festen Strukturen, aber genauso auch aus Veränderungen des persönlichen Lebensstils, wenn dieser offenbar der Gesundheit seiner Patienten schadete. „Mit Hilfe von Ordnung in der Seele innere Heilungskräfte zu aktivieren und den körperlichen Heilungsprozess positiv zu beeinflussen, war Kneipps Ziel“, schreibt der Augsburger Prof. Dr. Adalbert Keller in seinem Buch „Der innere Arzt – Kneipps Ordnungstherapie kann mehr als wir glauben“. Doch wie können wir uns diese „Ordnung in der Seele“ vorstellen?

Kneipp gibt ganz praktische Ratschläge. Einem jungen Mann, der zu ihm kam und über „große Niedergeschlagenheit und trauriges Elend“ klagte, verordnete er u. a. verschiedene Wasseranwendungen wie tägliche Obergüsse, Johanniskraut-Tee und eine Diät mit Kraftsuppe aus schwarzem und weißem Brot. „Alles zu seiner Zeit und alles im rechten Maß“, war für Kneipp ein wesentlicher Punkt seiner Lehre. Mit dieser Einstellung befindet er sich in bester Gesellschaft, denn das Maß, besser ausgedrückt das Maßhalten, gilt seit der Antike als wichtige Voraussetzung für ein gesundes Leben und ein respektvolles Miteinander. „Halte stets das Maß!“, forderte schon der griechische Dichter Hesiod um 700 v. Chr. seine Mitmenschen auf und wandte sich damit gegen Ausschweifung und Übertreibung, also gegen die Maßlosigkeit. Der Arzt und Gelehrte Paracelsus äußerte im späten Mittelalter einen ähnlichen Gedanken: „Alles, was sein Maß überschreitet, bringt Verderben“ schrieb er. Ebenso mahnend klingen die Worte des Schriftstellers Hermann Kesten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts: „Das Maß ist die Tugend des Menschen, das Unmaß sein Laster!“

Aktivität und Ruhe

Sebastian Kneipp betrachtete das Maß auch im Sinne der Ausgewogenheit. Ruhezeiten sollen sich abwechseln mit aktiven Bewegungsphasen. Die Balance muss stimmen, sowohl in der Seele als auch im Körper. Mit dem „rechten Maß“ sah sich Pfarrer Kneipp im Einklang mit der Bibel: Die Völlerei ist eine der sieben Todsünden und wird auch als „Maßlosigkeit“ bezeichnet. Kneipp ging mit den „Gefräßigen, den Prahlern und den Selbstsüchtigen“ hart ins Gericht. Wenn sie als Patienten zu ihm kamen und seine Aufforderungen zur Änderung ihres Lebenswandels nicht befolgen wollten, dann warf er sie aus seiner Sprechstunde und weigerte sich, die Behandlung fortzusetzen.

Einer, der Maß und Wasser augenzwinkernd kommentierte, war der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835–1910). Von 1891 an lebte er sieben Jahre in Deutschland und Österreich, wo er auch in Berührung mit der Lehre von Sebastian Kneipp kam. In der ihm eigenen satirischen Art bemerkte Mark Twain: „Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.“

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