Die Geschichte der Kneippärzte

Die Österreichische Gesellschaft für Kneippmedizin wurde am 18. Juni 1960 von einigen Kneipp-begeisterten Ärztinnen und Ärzten gegründet, um damit der Kneippmedizin auch in Österreich ein offizielles Organ zu geben. Laut Definition widmet sie sich der Pflege, sinngemäßen Erweiterung und wissenschaftlichen Begründung der von Pfarrer Sebastian Kneipp geübten Behandlungsweise, wie es sich der Urheber stets gewünscht hatte. Dies war eine wichtige Initiative, denn der Kneippärztebund in Deutschland besteht schon seit 1894. Der erste Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kneippmedizin war Dr. Franz Brantner. Gemeinsam mit seiner Frau Anneliese, ebenfalls kneipp-enthusiastische Ärztin, gründete er auch eine Kneippschule in Bad Eisenkappel, die bis zum Jahr 2002 bestand.

Medizin & Forschung

Bedeutend geprägt wurde die Entwicklung der Kneippmedizin in Österreich von Dr. Hans Krammer, der der Gesellschaft über drei Jahrzehnte als Präsident diente. Als Rheumatologe und Kurarzt in Baden bei Wien hatte er viel Erfahrung in der Kurmedizin. Selbst ein leuchtendes Beispiel für die Anwendung der kneipp’schen Lehren starb er im Juli 2020 im 96. Lebensjahr. Er war bis zuletzt Ehrenpräsident der Gesellschaft. Ihm gelang es, eine Kneippärzteausbildung in der Wiener Akademie für Ganzheitsmedizin mit Sitz in Oberlaa zu etablieren. Seine Bemühungen, die Aufnahme der Kneippmedizin ins Curriculum an der Medizinischen Fakultät in Wien erreichen, waren aber leider nicht von Erfolg gekrönt.

Im Jahr 2000 übernahm Dr. Franz Daringer vom Kneippkurhaus Aspach die Präsidentschaft. Er modernisierte die ärztliche Kneipp-Ausbildung und gliederte sie in Module nach dem 5-Säulen-Prinzip. Der damalige Schriftführer Dr. Heinz Schiller konnte die offizielle Zulassung des Fortbildungsdiploms Kneippmedizin in der Ärztekammer erreichen. Damit entstand die Möglichkeit, ein Ärztekammerdiplom für Kneippmedizin zu erwerben – bis heute haben es mehr als 100 Kollegen erworben.

„Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.“

Sebastian Kneipp

Von 2008 bis 2016 stand Dr. Gebhard Breuss, langjähriger Kneipparzt im Kurhaus Marienkron, der Gesellschaft als Präsident vor. In diese Zeit fiel die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie zur Wirksamkeit der Kneipp-Kur. Mit Hilfe von Messungen der Herzratenvariabilität konnte nachgewiesen werden, dass Kneipp-Anwendungen zu einer Entspannungsreaktion im Nervensystems führen. Von 2016 bis 2020 folgte ihm Dr. Heinz Schiller aus Bad Mühllacken als Präsident. Ihm gelang es, die Zusammenarbeit der Kneippärzte mit dem Kneippbund Österreich durch einen Kooperationsvertrag zu verbessern. Im Jahr 2020 habe nun ich den Vorsitz übernommen. Durch meine langjährige Tätigkeit für die Kneipp-Kurhäuser der Marienschwestern in OÖ kenne ich das enorme Potenzial der Kneippmedizin in der Praxis, dennoch ist es eine Herausforderung, sie in zeitgemäßer Weise weiterzuentwickeln. Moderne Forschungsergebnisse bestätigen mittlerweile etliche von Kneipp ausgesprochene Empfehlungen, doch das moderne Leben macht es vielen Menschen nicht leicht, sich für gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu entscheiden. Hier bieten die vielen Kneipp-Aktiv-Clubs eine wichtige Unterstützung.

Ein Fixpunkt seit vielen Jahren ist die Herbsttagung der Österreichischen Gesellschaft für Kneippmedizin. Sie steht allen Interessenten offen. Innerhalb der Gesellschaft hat jede Säule einen Verantwortlichen. So sehen wir doch mit Optimismus in die Zukunft, denn die Empfehlungen von Sebastian Kneipp sind im 21. Jahrhundert aktueller denn je.

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