Herausforderungen können Angst machen und uns aus dem Gleichgewicht bringen. Da ist es nicht verwunderlich, wenn wir vermehrt zum Essen greifen. Der Gang zum Kühlschrank oder ein kurzer Ausflug in den Supermarkt, und schon haben wir uns mit leckeren Dingen versorgt, die uns Wohlbefinden bringen. „Ich brauche Nervennahrung“, sagen wir, um die große Tafel Schokolade, die wir verputzt haben, zu rechtfertigen. Doch Schuldgefühle sind nicht angebracht, es ist unsere Biologie, die uns im Weg steht. Unser Gehirn ist mit einem Belohnungssystem ausgestattet, das nicht unseren modernen Bedingungen angepasst ist. Wir sind als Spezies auf süß und fett programmiert, und Essen ist als pures Vergnügen in den Genen angelegt. Was früher überlebensnotwendig war, macht uns heute krank.
Sind wir einer Stresssituation ausgeliefert, produziert unser Körper das „Stresshormon“ Cortisol. Es versorgt uns mit Energie, indem es bestimmte Stoffwechselvorgänge aktiviert. Doch ständiger Stress führt zu einem längerfristig erhöhten Cortisolwert. Wird dieser nicht abgebaut, kommt es zu erhöhtem Blutdruck, Heißhunger und Gewichtszunahme. Und gerade Heißhunger lässt uns wieder zu zuckerreichen Lebensmitteln greifen. Zuviel Stress kann also langfristig zu einem ungesunden Essverhalten führen und bringt dadurch weiteren Stress für den Körper und die Psyche mit sich.
Auch Dopamin spielt eine wichtige Rolle im Umgang mit Krisensituationen. Dopamin ist als „Glückshormon“ bekannt. Produziert unser Körper zu wenig davon, leiden wir unter Antriebslosigkeit, Müdigkeit und schlechter Stimmung. Und womit setzt unser Belohnungssystem im Gehirn sofort Dopamin frei? Durch süßes und fettes Essen. Wir können uns also mit Eis und Pizza glücklich essen – das Glück wird jedoch nur kurz anhalten. Denn der Vorrat an Dopamin wird sich sehr bald wieder erschöpfen.
Biochemische Balance
In uns schlummert also noch der Steinzeitmensch, doch wir sind ihm nicht hilflos ausgeliefert. Durch die Entscheidung für einen gesunden Lebensstil können wir für ein biochemisches Gleichgewicht im Körper sorgen. Genauso wichtig wie die körperliche ist auch unsere psychische Balance, um gut durch jede Krise zu kommen. Vielen wird der Begriff „emotionales Essen“ geläufig sein. Wenn uns Gefühle wie Angst, Einsamkeit, Wut oder Trauer befallen, ist der Griff zum Essen ein Mittel, um sich nicht damit auseinanderzusetzen zu müssen. Doch wir können Gefühle nicht wegessen. Sie werden nur unterdrückt und kommen bald wieder an die Oberfläche zurück.
Je mehr wir uns mit unserer gesamten Gefühlspalette anfreunden und jedes Gefühl wertfrei begrüßen, desto schneller kommen wir auch wieder in unser emotionales Gleichgewicht. Hierbei spiel Achtsamkeit eine wichtige Rolle: Achtsamkeit mit unserem Körper, unseren Gefühlen und ein bewusstes Essverhalten tragen wesentlich dazu bei, wie wir uns langfristig fühlen! Unsere Intuition bzw. Körperweisheit ist ein wichtiges Werkzeug, das wir dazu brauchen. Um dieses zu trainieren, können wir uns folgende Fragen stellen:
- Bin ich wirklich hungrig?
- Tut mir das, was ich esse, gut?
- Macht es mich satt und glücklich?
- Wie fühle ich mich nach dem Essen?
- Bin ich mit meinem Essverhalten zufrieden?
- Was möchte/sollte ich verändern?
Achtsame Selbstfürsorge
Vor allem in Krisenzeiten ist daher eine achtsame Selbstfürsorge wichtiger denn je. Dass Essen falsch verstandene Selbstfürsorge ist, haben wir erkannt. Wir können uns mit anderen Dingen belohnen und verwöhnen, sei es mit dem Lesen eines guten Buches, mehr Zeit mit unseren Liebsten oder dem Nachgehen von interessanten Hobbys.
Der Hunger nach einem erfüllten und glücklichen Leben lässt sich nicht durch Essen stillen. Unsere unerfüllten Bedürfnisse (z. B. nach Freiheit, nach Geborgenheit, nach Liebe, Abenteuer oder Entspannung) streben nach Verwirklichung. Es liegt an uns selbst, Möglichkeiten zu finden, um ihnen gerecht zu werden. Essen als Ablenkung, als Fluchtmittel und Vermeidungsstrategie, um sich vor den Herausforderungen des Lebens zu drücken, bringt keine Veränderung. Der Versuch, Unzufriedenheit mit Schokolade, Pizza oder Chips wegzuessen, ist keine Lösung.
Herauszufinden, was uns gut tut, was uns stark und widerstandsfähig macht, um es auch im Alltag umzusetzen, ist der Schlüssel. Je mehr wir unsere wahren Bedürfnisse stillen, desto weniger oft brauchen wir Essen als Krücke. Durch achtsamen Umgang mit uns, dem Essverhalten und der Gesundheit kommen wir gestärkt aus jeder Krise heraus.
Das bringt den Körper wieder ins Gleichgewicht
- frische, natürliche Nahrung
- ausreichend Eiweiß und wichtige Fette
- Verzicht auf Fastfood, Zucker und zu viele Weißmehlprodukte
- auf Hunger und Sättigung achten
- für ausreichend Zeit und Struktur beim Essen sorgen
- Essenspausen einhalten
- Sport und Bewegung
- Aufenthalt in der Natur
- Entspannung
- genügend Schlaf
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