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Dort, wo das Klima für großblättrige Laubbäume zu ungünstig wird (also die Sommer zu kurz und die Winter zu lang werden), beginnt die Herrschaft der Nadelwälder (Foto: geistreiches/iStockphoto.com)
Dort, wo das Klima für großblättrige Laubbäume zu ungünstig wird (also die Sommer zu kurz und die Winter zu lang werden), beginnt die Herrschaft der Nadelwälder (Foto: geistreiches/iStockphoto.com)

Holzgewächse mit Weltbedeutung

In der Wissenschaft wird für Nadelbäume meist der Begriff „Koniferen“ verwendet. Dieser Name bedeutet „Zapfenträger“ und entstammt dem lateinischen conus für Zapfen und ferre fürs Tragen. Die Koniferen sind mit Abstand die größte Verwandtschaftsgruppe innerhalb der nacktsamigen Pflanzen. Zur Erinnerung: Nacktsamer sind Pflanzen, die bereits in der Lage sind, Samen zu erzeugen, die aber noch keine Früchte bilden können. Bei den Nacktsamern liegen die Samen frei auf diversen Schuppenblättern. Bei den „modernen“ Bedecktsamern werden die Samen noch von zusätzlichen Schutzschichten überdeckt – dabei entsteht die Frucht. Alle derzeit lebenden Nacktsamer gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, der vor etwa 400 Millionen Jahren gelebt hat. Heute gibt es weltweit noch etwa 900 Vertreter der Nacktsamer, wovon an die 550 Arten zu den Koniferen gezählt werden.

Herrschaft der Nadelwälder

Aus der Sicht der Ernährung ist eindeutig: Für uns Menschen sind die Bedecktsamer als Nahrungsgrundlage von wesentlich größerer Bedeutung als die Nacktsamer. Sie sind auch die innovativeren Pflanzen, und auf guten Böden mit ausgeglichenen Klimabedingungen werden die Nacktsamer meistens von den Bedecktsamern verdrängt. Betrachtet man z. B. den Lebensraum der tropischen Wälder, findet man dort in der Fülle von tausenden Pflanzenarten kaum einen Nacktsamer. Und doch gibt es einen Lebensraum auf dem Planeten Erde, der von den Nacktsamern dominiert wird und der mit 1,4 Milliarden Hektar etwa 170-mal größer ist als Österreich. Gemeint ist die winterkalte Vegetationszone der borealen Nadelwälder, die den größten zusammenhängenden Waldkomplex der Erde bildet und die wirtschaftlich wichtigste Waldregion darstellt. Dieses riesengroße Gebiet der Nadelblättrigen Nacktsamer erstreckt sich um die gesamte nördliche Halbkugel. Dort, wo das Klima für die großblättrigen Laubbäume zu ungünstig wird – also die Sommer zu kurz und die Winter zu lang werden –, beginnt die Herrschaft der Nadelwälder.

Diese boreale Zone ist durch kalte, lange Winter gekennzeichnet, die bis zu sieben Monaten andauern und wo Extremtemperaturen bis zu -60 °C auftreten können. Die Sommer sind kühl, die Monatsmittel liegen durchwegs unter +18 °C und nur ein bis drei Monate über +10 °C. Von größter Wichtigkeit ist die sogenannte 10-Grad-Juli-Isotherme: Nur, wenn zumindest im Juli die Durchschnittstemperatur über +10 °C liegt, kann sich eine Waldvegetation ausbilden. Wird diese 10-Grad-Juli-Isotherme nicht mehr erreicht, beginnt die arktische Tundrenvegetation mit ihren Zwergsträuchern. Betrachtet man die Niederschlagsverteilung, ist zu erkennen, dass in diesen Gebieten ein großer Teil des Jahresniederschlags als Schnee fällt. Meist sind es weniger als 500 mm. Zum Vergleich: Alleine im Monat November 2019 konnte im Bereich der Karnischen Alpen in Kärnten ein Niederschlagswert von 1090 mm gemessen werden. Die Tierwelt in der borealen Nadelwaldzone ist durch große Säugetiere wie Hirsche, Bären, Biber, Wölfe, Füchse und Schneehasen gekennzeichnet. Zu den Anpassungen an den langen Winter gehören jahresperiodische Wanderungen bei den Vögeln, Winterschlaf bei Säugetieren und bei den kleineren Tieren ein Leben unter der Schneedecke.

Von der Taiga bis in die Alpen

Keine andere Wald-Vegetationszone der Erde ist so arm an Baumarten wie die borealen Nadelwälder. Über weite Bereiche zeigt sich das Bild einer einförmigenNadelwald-Vegetation aus Fichten, Tannen, Kiefern und Lärchen. Dazu kommen noch einige Arten von kleinblättrigen Laubgehölzen wie Birken, Erlen und Weiden. In Russland werden die borealen Nadelwälder auch als Taiga bezeichnet. Vermutlich entstammt das Wort „Taiga” der mongolischen Sprache und bedeutet so viel wie „dichter, undurchdringlicher, sumpfiger Wald”. Für die großen Nadelwaldgebiete Nordamerikas wird die Bezeichnung Taiga nicht verwendet.

Will man als Österreicher einen Eindruck von den mächtigen borealen Wäldern mit ihren Nadelblättrigen Nacktsamern bekommen, muss man nicht unbedingt mit der transsibirischen Eisenbahn in die russische Taiga fahren. Und schon gar nicht muss man eine Flugreise in die kanadischen Nadelwaldgebiete unternehmen. Ein Tagesausflug in das Innere unserer Alpengebiete genügt. Hier gibt es die sogenannte inneralpine Nadelwaldzone, die von der Zusammensetzung her den borealen Nadelwäldern entspricht. Auch da begegnet man hauptsächlich den vier bereits erwähnten Nacktsamern – Fichten, Tannen, Kiefern und Lärchen. Und wenn man noch etwas höher wandert und die Nadelwaldzone verlässt, kommt man in die alpine Zone der Zwergsträucher und Almmatten, wo auf Grund der zu kurzen Vegetationszeit und der niedrigen Sommertemperaturen (10-Grad-Juli-Isotherme) kein Wald mehr wachsen kann.

Für uns Menschen besitzen die borealen Nadelwälder und speziell auch die subalpinen/inneralpinen Nadelwaldgebiete eine sehr große Bedeutung: Sie sind die grünen Lungen unseres Planeten und obwohl sie im Vergleich zu den Tropenwäldern eine viel niedrigere Biodiversität besitzen und artenarm aufgebaut sind, liefern diese Gebiete 80 Prozent der weltweit verbrauchten Nutzhölzer! Die geradwüchsigen Stämme unserer Nadelbäume sind für sehr viele Nutzungen unentbehrlich – es beginnt mit der Wiege und reicht über Dachstuhlholz und Bretter für Möbel und Böden bis zur Bahre am Ende unseres Lebens.

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