Zum Inhalt springen
Smartphones nutzen KI-Technologie intensiv – etwa bei der Fotooptimierung, bei der Videobearbeitung, bei den Sprachassistenten, der Gesichtserkennung oder dem Fitnesstracker (Foto: Moor Studio/iStockphoto.com)
Smartphones nutzen KI-Technologie intensiv – etwa bei der Fotooptimierung, bei der Videobearbeitung, bei den Sprachassistenten, der Gesichtserkennung oder dem Fitnesstracker (Foto: Moor Studio/iStockphoto.com)

Sprechende Kühlschränke und falsche Politiker

Schreibe die Rede etwas humorvoller“, tippt man in das Eingabefeld ein und ChatGPT setzt den Befehl in Sekunden um. „Führe eine Kurvendiskussion für die Funktion f(x)=e^2x+3 durch“, lautet die nächste Aufforderung. „Gerne! Die Kurvendiskussion für die Funktion würde wie folgt aussehen…“ – und schon liefert die Künstliche Intelligenz (KI) via Computerschirm die Antwort im Detail. Komplette Hausübungen für die Schule, politische Reden, Fachvorträge, kreative Bewerbungsunterlagen, Buchrezensionen, neue Werbeslogans, Artikel, wissenschaftliche Analysen, ein neues Lied: Das KI-Chatbot-System ChatGPT ist nicht nur ein neues digitales Programm, ChatGPT hat die digitale Welt revolutioniert und gilt jetzt schon als Meilenstein in der Geschichte der Künstlichen Intelligenz. „Mit ChatGPT wurde der breiten Öffentlichkeit ein neues Level der KI präsentiert. Aus technischer Sicht ist das so, wie wenn wir einen Außerirdischen treffen. Denn man hat das Gefühl, zum ersten Mal einem Wesen gegenüberzusitzen, das so kommuniziert wie noch keine KI davor“, sagt der Visionär und KI-Experte Christoph Holz. „Die Künstlichen Intelligenzen, die wir bis jetzt hatten, waren relativ dumm. ChatGPT ist in der Lage, eigenständig einen Dialog zu führen. Roboter haben bisher nur das Gesagte wiederholt oder anders formuliert.“

Im Alltag angekommen

Dass ChatGPT das Tor zu einer neuen Welt symbolisiert, darin sind sich KI-Experten einig. Wie aber sieht diese neue Welt aus? Fest steht: Schon jetzt ist KI in unserem Alltag viel präsenter als uns bewusst ist. „KI ist in unterschiedlichen Ausprägungen bereits sehr tief in unserem Alltag verwoben. Verkehrssteuerung und Energieversorgung funktioniert auf Basis dieser Systeme inzwischen genauso wie die Auswahl, welche Beiträge wir in Sozialen Medien wie TikTok oder Instagram sehen oder welche möglichen Partner uns auf Dating- Plattformen vorgeschlagen werden. KI ist in Online-Games, Drohnen und Online-Shops verbaut. Wir kommunizieren mit Chatbots und sehen zielgerichtete Werbung, wenn wir im Internet surfen. Vieles davon wird gar nicht mehr hinterfragt. Dabei kommen je nach Anwendungsfall ganz unterschiedliche Technologien und Methoden zum Einsatz“, sagt Unternehmer und Sprachrohr der österreichischen IT-Community Michael Ghezzo. Auch KI-Experte Holz hat ein anschauliches Beispiel dazu: „Zahlen wir mit der Kreditkarte, läuft bei jeder Bank ein System im Hintergrund, das das Verhaltensmuster des Kunden lernt. Wo er was wann einkauft. Und es erkennt sofort, wenn dieses Muster durchbrochen wird“. Insbesondere Smartphones nutzen KI-Technologie intensiv – etwa bei der Fotooptimierung in den Kamera-Apps, bei der Videobearbeitung, bei den Sprachassistenten, der Gesichtserkennung oder dem Fitnesstracker. Michael Ghezzo: „Wofür man früher große Rechner mit starker Kühlung und Stromversorgung gebraucht hat, das kann heute in Staubsauger-Robotern, autonomen Rasenmähern, Smartwatches und Kinderspielzeug verbaut werden. Selbst Autos sind mittlerweile vollgestopft mit KI, von diversen Assistenz- und Sicherheitssystemen bis zum autonomen Fahren.“

KI oder intelligente Software

Dabei ist aber nicht alles, was nach KI aussieht, auch wirklich Künstliche Intelligenz. „Traditionelle Software und KI-Systeme können durchaus ähnliche Aufgaben erledigen und für den Laien schwer zu unterscheiden sein. Herkömmliche Software basiert auf festen Regeln und Algorithmen. Sie ist im Gegensatz zu echter KI nicht lernfähig und kann Muster und Situationen nur auf Basis ihrer Vorgaben analysieren. Das kann aber bei aktueller Software und Rechenleistung schon ganz schön intelligent sein. Darüber hinaus ist moderne Software sehr modular, und die Funktionalitäten von KI und traditionellen Software-Elementen sind so miteinander verwoben, dass man nicht immer merkt, wann KI loslegt und wann man es mit herkömmlichen, aber fortschrittlichen Funktionalitäten zu tun hat“, erklärt Ghezzo. Holz bringt es schließlich auf den Punkt: „Der wesentliche Unterschied ist: KI lernt selbstständig.“

“Schöne” neue Welt

Wie wird KI unseren Alltag verändern? Das ist einerseits schwer zu erfassen, da wir erstens erst am Anfang der von KI-Experten propagierten „größten Revolution der Menschheit“ stehen, und zweitens, weil KI in jedem unserer Lebensbereiche Einzug halten wird. „Nur im Kloster vielleicht nicht, und wenn man sich bewusst dagegen entscheidet“, sagt Holz. Für ihn steht aber auch fest, dass wir weiterhin unserer Arbeit und unseren Freizeitbeschäftigungen nachgehen werden. „Wir werden nach wie vor Nachrichten lesen, unsere Hobbies ausüben und auf Urlaub fahren. Aber all das wird noch mehr auf uns und unsere Bedürfnisse zugeschnitten sein.“ Einige Beispiele: Wir werden den Kühlschrank fragen, was wir anhand der Zutaten, die daheim sind, heute kochen können und er liefert uns ein Rezept oder aber Empfehlungen für die Einkaufsliste. Wir werden unser Fitnessarmband fragen, wie viele Schritte wir heute noch gehen müssen, damit man das individuelle Abnehmziel erreicht. Wir werden zu Hause einen Roboter haben, der uns erinnert, die Wäsche zu waschen oder uns das Einkaufen des Geburtstagsgeschenks für Tante Berta abnimmt. „Es wird Sensoren im Körper geben, die anzeigen, welche Nährstoffe dem Körper fehlen. Aber natürlich nur, wer das auch will“, sagt Holz. Michael Ghezzo: „Die Entwicklung wird sowohl Einzelpersonen als auch Haushalte und ganze Regionen betreffen. Sogenannte Smarte Städte könnten mit Hilfe von KI energieeffizienter, sicherer und mobiler sein. Verkehrsprobleme könnten in Zeiten des autonomen Fahrens der Vergangenheit angehören. Krankheiten werden schneller erkannt, Medikamente rascher und zielgenauer entwickelt. Innovation und Technologieentwicklung werden rasanter fortschreiten. Neben den zahlreichen zivilen Einsatzgebieten gibt es allerdings auch eine große Bandbreite an militärischen Entwicklungen, die der Öffentlichkeit gar nicht bekannt sind.“

Verfälschung der Wirklichkeit

Mit der neuen Welt kommen gewiss auch neue Herausforderungen auf uns zu. Schon jetzt lassen sich auf relativ einfache Weise Videos täuschend echt manipulieren. Ganze Interviews mit gefakten (also verfälschten bzw. täuschend echt simulierten/dargestellten) Politikern können so Falschinformationen verbreiten. Betrüger arbeiten aktuell mit einer KI-basierten Sprachsoftware, die anhand kurzer Stimmsequenzen von Videos auf Social Media komplett neue Sätze bauen kann und so beispielsweise Nachrichten an die Eltern verschickt, in denen das KI-generierte Kind mit der vertrauten Stimme sagt: „Hilfe Mama, ich werde gefangen gehalten. Bitte überweise das Lösegeld auf…“ oder „Papa, ich hatte einen Unfall. Komm bitte schnell …“

Wie geht man damit um? Hier eröffnen sich neue Bereiche, die es dringend verlässlich zu reglementieren gilt. „Wie verändert unsere Beziehung zu fingierten KI-Persönlichkeiten den Umgang mit Familie und Mitmenschen? Wenn etwa Männer in ihren künstlichen Freundinnen wesentlich positivere Resonanz finden als in realen Frauen?“, gibt Michael Ghezzo zu bedenken. Kriminalität, rechtliche Grundlagen, ethische Fragen, ein mögliches Ungleichgewicht zu jenen, die pro KI sind und jenen, die wenig damit zu tun haben wollen: Das alles wird auf uns zukommen. Das alles gilt es noch zu klären.

KI-Experte Holz weist noch auf einen weiteren, entscheidenden Faktor hin, mit dem wir uns künftig auseinandersetzen werden müssen: Bequemlichkeit. „Da die KI zahlreiche unserer Aufgaben übernehmen wird, wird unser Gehirn in bestimmten Bereichen nicht mehr gefordert werden. Dafür werden aber vielleicht Kapazitäten frei für etwas anderes.“ Was hinzu kommt: Durch die KI und der damit effizienteren Anpassung an unsere Lebenswelt, wird genau diese verstärkt. Sprich, die Bubble, in der jetzt schon jeder für sich lebt, wird noch ausgeprägter. „Die Verfälschung der Wirklichkeit wird durch KI jedenfalls verstärkt“, so Holz.

Ausprobieren & diskutieren

All diese Entwicklungen können Angst machen. Vor allem, da keiner genau sagen kann, was wirklich auf uns zu kommt. Aber Angst ist wie immer ein schlechter Ratgeber. „Allein die Entwicklung der Sozialen Medien zeigt, dass wir für diese Herausforderungen unzureichend gerüstet sind. Schon jetzt wird im Internet manipuliert, betrogen und geraubt. Das Spannungsfeld wird noch intensiver. Es wird viel Erfahrung brauchen, um gesellschaftlich damit verantwortungsvoll umzugehen, und es wird eine ganze Reihe an Maßnahmen und Methoden erfordern. Zum einen gilt es, die Menschen darauf vorzubereiten: Awareness, digitale Kompetenzen, Bildung sind dabei die Schlüsselfaktoren. Zum anderen braucht es auch eine Einigkeit über gesellschaftliche Spielregeln und moralische Maßstäbe. Letztendlich merken wir, dass alle unsere lebenserhaltenden Systeme unter Veränderungsdruck stehen. Es wird also eine Menge an gesellschaftlichem Gestaltungswillen nötig sein, damit Demokratie, Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Medien so angepasst werden, dass sie den neuen Gegebenheiten gerecht werden“, sagt Ghezzo.

Was es statt Angst braucht, ist Bewusstsein. „Jeder kann ausprobieren, nachdenken, diskutieren, sodass wir als Gesellschaft KI-reifer werden“, so der IT-Experte. Auch KI-Kenner Holz ist überzeugt, dass die lustvolle Beschäftigung mit der Thematik der Schlüssel ist, um Vorurteile und Ängste zu beseitigen: „Ausprobieren, diskutieren und sich mit KI beschäftigen, damit keine Wissenslücken entstehen, die dann mit Ängsten gefüllt werden, ist meine Empfehlung.“ Es ist ein Prozess, in dem wir uns langsam herantasten, Regeln festlegen und immer wieder adaptieren. Aber letztlich gilt: Die Technik soll dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.

KI in der Forschung

Die größte Frage, mit der sich Künstliche-Intelligenz-Forscher aktuell auseinandersetzen, ist die Frage nach einer Superintelligenz. Sind wir in der Lage, eine allgemeine Intelligenz zu erschaffen, die sich nicht mehr am Menschen orientiert? Diese Superintelligenz kann man sich als Bündelung mehrerer Intelligenzen vorstellen. So braucht es zum Beispiel ein Forscherteam, um ein neues Medikament zu entwickeln. Diese Superintelligenz könnte das ganze Team ersetzen und die größten Probleme der Menschheit lösen – soweit zumindest der Wunsch der KI-Forscher.

Lesen Sie auch: Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen oder Handyregeln für Kinder

Teilen Sie diesen Beitrag

Österreichischer Kneippbund

Dem Österreichischen Kneippbund gehören heute mehr als 30.000 Mitglieder an, denen in rund 200 Kneipp-Aktiv-Clubs ein vielfältiges Gesundheitsprogramm angeboten wird. Regelmäßig erscheint zudem die Kneipp-Zeitschrift – mit vielen praktischen Tipps für mehr Gesundheit im Alltag.

Wichtige Links

[su_menu name=”Footer S2 Shop Allgemein” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S2 Rechtliches” class=”footer_menu”]

Kneipp Shop

[su_menu name=”Footer S3 Shop” class=”footer_menu”]

Kneipp Themen

[su_menu name=”Footer S4 Main” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S4 Aktuelle Schwerpunkte” class=”footer_menu”]