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Eifersucht kann entstehen, wenn die Ex-Frau oder der Ex-Mann immer noch ein Thema ist (Foto: nd3000/iStockphoto.com)
Eifersucht kann entstehen, wenn die Ex-Frau oder der Ex-Mann immer noch ein Thema ist (Foto: nd3000/iStockphoto.com)

Der Umgang mit dem Ex

Meine Freundin Clarissa sitzt vor mir und weint. Einerseits rinnen ihr die Tränen hinunter, andererseits ist sie extrem wütend. Und ich als Psychologin weiß, es geht wieder einmal um Theresa. Theresa ist die Ex-Frau von Clarissas Freund Mark. Die beiden haben eine siebenjährige Tochter und sind seit etwa drei Jahren geschieden. So steht es zumindest auf der Scheidungsurkunde. Tatsache ist jedoch, dass Theresa und Mark immer noch sehr verbunden sind. Sie treffen sich häufig – auch gemeinsam mit ihrer Tochter, telefonieren noch häufiger und waren sogar schon miteinander für ein paar Tagen in den Bergen. Beide beteuern, dass sie ausschließlich Freundschaft verbindet. Die Liebe sei längst vorbei. Clarissa und Mark sind seit zwei Jahren ein Paar. Als sich Clarissa verliebte, merkte sie sehr bald, welch wichtige Rolle die Ex noch in Marks Leben spielt. Aber nun war ja sie seine „Hauptfrau“ und Theresa wäre sicher bald nur mehr als Mutter der gemeinsamen Tochter präsent. Doch das war ein Irrtum. Immer mehr fühlt sich Clarissa als Störenfried und Außenseiterin. Wenn sie Mark darauf anspricht, ist er jedes Mal entsetzt, nimmt sie in den Arm und beteuert seine Liebe zu ihr. Aber kaum läutet das Telefon und Theresa ist dran, lässt er alles liegen und stehen.

In der Beziehung zwischen Hanne und Gerhard laufen die Dinge genau umgekehrt. Die beiden sind seit vier Jahren zusammen und die gesamte Zeit führen sie eigentlich eine Beziehung zu dritt. Denn Karl, der Ex-Freund von Hanne, ist immer gegenwärtig. Er selbst hält sich zwar eher im Hintergrund, ist aber sofort „da“, wenn Hanne ihn braucht. Und das geschieht sehr oft. Sie bespricht mit ihm die anstehende Renovierung der Wohnung, die sie mit Gerhard teilt, klagt über das Mobbing an ihrer Arbeitsstelle und beschwert sich, wenn es Beziehungsprobleme gibt. Gerhard wird immer stiller und zurückgezogener. Er liebt Hanne, fühlt sich aber von ihr „entmannt“. Denn der Mann war und ist immer noch: Karl.

„Eine gute Freundschaft kann nur dann entstehen, wenn zuvor die Trennung als Paar wirklich stattgefunden hat.“

Verwirrende Gefühle

Die Lebens- und Sozialberaterin Hilde Fehr ist seit vielen Jahren Paar-Coach (www.hildefehr.com) und immer wieder mit dem Thema konfrontiert: Wie viel „Ex“ ist denn nun in einer Beziehung möglich? „So viel, dass sich alle Beteiligten dabei „sicher“ fühlen. Und das ist dann der Fall, wenn die Trennung klar vollzogen wurde – sowohl auf der sichtbaren, als auch auf der „unsichtbaren“ Seelenebene. Das bedeutet: Beide geben sich gegenseitig wohlwollend frei. Wenn diese Trennungs-Ebenen nicht wirklich geklärt und heil sind, können an der Oberfläche noch so viele Regeln aufgestellt werden in Bezug auf Nicht-mehr-Sehen, Weniger-Sehen, Anders-Sehen. Solche Vereinbarungen werden das unterbewusste Gefühl von Zusammengehörigkeit auf der Seelenebene nicht verändern.“

Wenn gemeinsame Kinder eine Rolle spielen, ist das von großer Bedeutung und auch sehr wertvoll für das ganze Familienklima. Vor allem dann, wenn die „Bonusmama“ oder der „Bonuspapa“ wertschätzend und dankbar ins Familiengefüge aufgenommen wird. Dankbar darum, weil sie oder er das Leben mit „nicht selbst entschiedenen Kindern“ annimmt und sich auch für diese Kinder einbringt. Gibt es allerdings keine Kinder, bleibt die Frage offen, warum der Kontakt so intensiv gepflegt wird. Die in diesem Zusammenhang viel zitierte gute Freundschaft kann nämlich nur dann entstehen, wenn die Trennung als Paar wirklich stattgefunden hat. Ist das nicht der Fall, kommt es zu verwirrenden Gefühlen zwischen den neuen Partnern, weil es sich anfühlt, als würde „etwas nicht stimmen“. Fehr: „Die neue Partnerin kann auf den ersten Blick oft nicht so klar und deutlich einordnen, ob sie selbst eifersüchtig ist und aus mangelndem Selbstwertgefühl heraus so empfindet, oder ob es tatsächlich beim Partner noch keine echte Trennung von der Ex gab.

Und natürlich kommt es vor, dass sich einer oder beide Ex-Partner nicht eingestehen, dass es da sehr wohl noch (Liebes-)Gefühle für den anderen gibt. Vielleicht möchten sie gar nicht mehr mit dem anderen zusammen sein, wollen ,ihn‘ oder ,sie‘ aber auch nicht an jemand Neuen hergeben. Dies kann sich dann in folgenden Gedanken zeigen: ,Was wäre gewesen, wenn…?‘, ,Hätte ich dies und das tun sollen?‘, ,Sollten wir es vielleicht doch nochmal versuchen?‘, ,Eigentlich war mit der Ex doch alles leichter, schöner, lustiger….‘. Auch wenn solche Überlegungen nicht ausgesprochen werden – der andere spürt das sofort. Und das verunsichert extrem.“ Es gibt hier zwei Szenarien, die zu keiner guten Lösung führen: Der Partner spürt selbst nicht, dass die Trennung noch nicht auf allen Ebenen vollzogen wurde und belügt damit sowohl sich selbst als auch die neue Partnerin. Oder er hat Angst, dass ihm die Freiheit genommen wird, das zu tun, was er will, und so verweigert er von vornherein jede Gesprächsbereitschaft.

Sicheren Raum geben

Was wäre nun eine Win-Win-Situation? Paar-Coach Hilde Fehr: „Beide Partner der neuen Beziehung müssen gemeinsam einen Raum schaffen, der ,sicher‘ ist, wo jeder seine Gefühle laut aussprechen kann, und in dem jeder(!) das Mitgefühl des anderen bekommt. Wenn beide sich gesehen, gespürt und verstanden fühlen, entsteht aus der Tiefe und dem gegenseitigen Vertrauen heraus eine Lösung, die für beide passt. Die neue Partnerin bzw. der neue Partner muss sich im Dreiergespann sicher sein, dass sie/er die Nummer 1 ist und bleibt.“ Wenn es aber bei ihr oder ihm an Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstbewusstsein mangelt, ist es wichtig, dass sie/er zunächst daran arbeitet. Ob es sinnvoll ist, den Partner vor die Alternative zu stellen – im Sinne von „Deine Ex oder ich!“ – ist fraglich. Zu so einer Reaktion kann es kommen, wenn einer der Partner sich ohnmächtig und nicht ernst genommen fühlt. Dann sollte der Partner, der den Kontakt mit der Ex pflegt, nicht denken „Ich werde erpresst! Das lass ich nicht mit mir machen!“, sondern „Wie kann ich meiner neuen Frau Sicherheit geben?“ Oder aber er/sie gesteht sich ehrlich ein, dass die Trennung von seiner Ex-Frau/ihrem Ex-Mann eben noch nicht zu 100 Prozent vollzogen ist.

Wie kann die neue Partnerin erkennen, dass die Trennung von der Ex nicht wirklich stattgefunden hat? Fehr: „Das kann sich so äußern, dass er die Ex über Social Media beobachtet und ständig darüber redet, was sie macht. Oder dass ein Foto vom Ex oder den beiden als Paar immer noch einen Raum dominiert. Möglicherweise stellt er oder sie auch häufig Vergleiche an, die zu Ungunsten vom Neo-Partner ausfallen.“ An eine Trennung sollte man denken, wenn man sich sehr verletzt fühlt und reden möchte, vom anderen aber nur Abwertungen und Ablehnung kommen. So sagt er/ sie z. B.: „Du bist ja nur eifersüchtig. Du hast ein Problem, geh’ doch zum Psychiater!“ Dann wird das Thema „Ex“ zum Kriegsschauplatz, den Sie verlassen sollten.

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