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Kinder brauchen klare Regeln bei der Handynutzung (Foto: dolgachov/iStockphoto.com)
Kinder brauchen klare Regeln bei der Handynutzung (Foto: dolgachov/iStockphoto.com)

Handy-Regeln für Kinder

Dos und Don’ts: Tipps für eine vernünftige Handynutzung

Es ist Nachmittag, die Sonne scheint und der Jugendliche hängt die ganze Zeit wieder nur am Handy herum. „Muss das denn sein? Geh doch raus und unternimm etwas oder lies ein Buch“, sind Sätze, die viele Eltern in dem Moment wohl sagen. Verschmolzen mit dem Smartphone, so scheint es, sind Kinder und Jugendliche nur noch schwer von ihrem digitalen, täglichen Begleiter wegzubekommen. Kein Wunder, wo es den Erwachsenen doch oft genau so geht. Nach dem Aufwachen fällt der erste Blick auf das Handy. Über den Tag wird gespielt, gechattet, gepostet, gescrollt und geliked. Vorm Schlafengehen fällt der letzte Blick auf den Bildschirm. Das kann in manchen Fällen schon sehr extrem sein.

Strenge Maßnahmen?

Die Nachricht sorgte vor Kurzem durchaus für Diskussionen: Die chinesische Regierung will die Nutzung von Smartphones und Tablets bei Kindern begrenzen, um so der Internet- und Handysucht entgegenzuwirken. Die dortige Internet-Aufsicht CAC fordert die Einführung eines „Minderjährigen-Modus“. Dieser würde Nutzern unter 18 Jahren zwischen 22 Uhr abends und sechs Uhr morgens den Internet-Zugang verweigern. Darüber hinaus dürften 16- bis 18-Jährige die Geräte maximal zwei Stunden täglich nutzen. Für Acht- bis 16-Jährige reduziere sich die Dauer auf eine Stunde und für unter Achtjährige auf acht Minuten. Allerdings sollten Eltern die Möglichkeit erhalten, die Beschränkungen aufzuheben. Was die einen hierzulande gutheißen, ist für andere zu autoritär, zu streng, zu übertrieben.

Entwicklungsverzögerungen

Tatsache ist aber auch, dass der Handy- und Internetkonsum weltweit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu diversen Problemen führt. Wie auch eine aktuelle Studie aus Japan zeigt: Wenn Kinder unter einem Jahr regelmäßig vor elektronische Geräte gesetzt werden, kann das ihre motorische und geistige Entwicklung verzögern. Außerdem kommunizieren sie weniger und tun sich schwerer beim Spielen und beim Lösen von einfachen Aufgaben. 

Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO lauten: weniger als eine Stunde pro Tag für Unter-Vierjährige, gar keine Bildschirmzeit für ganz kleine Kinder unter einem Jahr. Doch die Praxis sieht anders aus, wie eine Meta-Studie, erschienen bei „Jama Pediatrics“ aus dem Vorjahr zeigt: Nur eines von vier Kindern unter zwei Jahren verbringt tatsächlich gar keine Zeit vor dem Bildschirm, und nur ein Drittel aller Kinder zwischen zwei und fünf Jahren sieht nicht mehr als eine Stunde pro Tag auf ein elektronisches Gerät.

Die Probleme mit Social Media

Soziale Interaktionen machen glücklich. Wir Menschen brauchen andere Menschen, um uns wohlzufühlen. Zahlreiche Studien belegen das. Starke, positive Beziehungen haben gesundheitliche Vorteile – etwa ein geringeres Risiko für psychische Erkrankungen wie Depression beispielsweise oder für Demenz. Online sieht das anders aus. Laut der Studie „Association Of Facebook Use With Compromised Well-Being” von 2017 kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Tatsache, viele Facebook-Freundinnen zu seinen Followern zu zählen, zwar mit einer besseren psychischen Gesundheit einhergeht, doch die Verwendung von Facebook an sich mit einer schlechteren psychischen Gesundheit und geringeren Lebenszufriedenheit verbunden ist.

Häufiger Konsum von Social Media kann bei Jugendlichen zu einem geringen Selbstwertgefühl führen (Foto: Valeriy_G/iStockphoto.com).

Im Detail zeigt sich zum Beispiel, dass der Erhalt von Likes glücklich macht. Bleibt die Anzahl der Likes aber unter den eigenen Erwartungen, verschlimmert diese Tatsache den psychischen Zustand. Außerdem zeigt sich, dass der Konsum von Social Media zu einem geringen Selbstwertgefühl und zu Depressionen führen kann, da man ständig mit Inhalten konfrontiert ist, die nur die positiven Aspekte der anderen User wiedergeben. Im Vergleich glaubt man dann, dass das eigene Leben negativ ist. Zudem wird unter Studienteilnehmern ein erhöhtes Streben nach Perfektionismus festgestellt, das enormen Druck erzeugt und somit Stress auslöst. Forscherinnen stellten auch fest, dass Social Media Nutzerinnen ein schlechteres Körperbild von sich selbst haben als Nicht-Nutzerinnen des medialen Angebots. Ein letzter Punkt der Studie weist bei den Jugendlichen auf die Angst hin, wenn sie offline sind, etwas zu versäumen, und das trägt nachweislich zu Stress bei. 

Neue Lebensrealität

Trotz der negativen Aspekte bringt ein Smartphone auch viele praktische und positive Dinge mit sich. Man hat schnell Zugriff zu Informationen, teilt sein Leben mit anderen, kann sich mit Gleichgesinnten vernetzten, kreativ sein, Spaß haben und Neues lernen. „Das ist die neue Lebensrealität von Kindern“, sagt Matthias Jax von der Plattform Saferinternet.at und fügt hinzu: „Erwachsene unterteilen das Leben immer noch in offline und online. Für Kinder und Jugendliche ist das mittlerweile alles eins.“ Ein wesentlicher Unterschied beim Nutzungsverhalten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen sei, dass Jugendliche weitaus mehr Inhalte wie Videos und bearbeitete Fotos produzieren. Erwachsene bleiben tendenziell mehr beim reinen Rezipieren als beim Produzieren. 

Ist mein Kind süchtig?

Regelmäßig kommen verzweifelte Eltern zu Jax und behaupten, ihr Kind sei handysüchtig. „Kein Kind ist so schnell süchtig, sofern es ein gesundes Umfeld hat und seinen Aufgaben nachkommt“, sagt Jax. Ernsthafte Bedenken muss man nur haben, wenn ein Kontrollverlust besteht, man täglichen Aktivitäten und Aufgaben nicht mehr nachkommt, man Entzugserscheinungen zeigt und das Handy weiter nutzt trotz negativer Konsequenzen. Treffen all diese Dinge zu, sollte man einen Psychologen aufsuchen. „Das eigentliche Problem ist, dass Eltern von dem überfordert sind, was die Smartphones heutzutage alles können und was das alles mit den Kindern macht. Zudem sträuben sich viele Eltern noch immer davor, anzuerkennen, welche Bedeutung das Smartphone im Leben ihre Kinder hat. Dabei muss man sich oft nur selbst beobachten und schauen, welche Vorbildwirkung man ausübt. Wenn daheim am Mittagstisch Handyverbot herrscht, der Vater aber telefoniert, weil der Chef angerufen hat, darf man sich nicht wundern, wenn sich Kinder daran orientieren“, sagt Jax.

Was der Experte in seiner langjährigen Erfahrung mit Eltern und Kindern im Bezug zu digitalen Medien sagen kann, ist eindeutig: „Eltern müssen zunächst voll und ganz akzeptieren, dass das Handy so eine große Bedeutung für ihre Kinder hat. Dieser ständige Kampf gegen das Handy sollte aufhören. Dann kommt schon einmal Entspannung in die Situation.“ Als nächstes gehe es darum, sich damit auseinanderzusetzen, mit was sich das eigene Kind denn digital beschäftigt. „Einfach interessiert und neugierig sein, was denn das eigene Kind spielt, wo es sich online rumtreibt, welche Vorbilder es hat etc. Dann kann hier auch ein regelmäßiger Austausch stattfinden und man kann das Kind bei Fragen begleiten.“

Nicht den Stecker ziehen

Kleinkinder sollte man so lange wie möglich vom Handy weghalten. „Bei Volksschulkindern empfehlen wir maximal 20 Minuten Handyzeit pro Tag. Und wir weisen darauf hin, dass die Kinder lernen sollten, auf ihren Körper zu hören. Also wann bekommen sie Kopfweh oder werden unruhig. Das sind Anzeichen, dass die Handynutzung überfordert“, sagt Jax.

Bei älteren Kindern empfiehlt der Experte das zeitliche Limit nicht so starr zu gestalten. „Oft spielen die Kinder am Handy, sind gerade in einem erfolgreichen Level und können nicht sofort aufhören, da darf man als Elternteil sprichwörtlich nicht den Stecker ziehen“, so Jax. Besser ist auch hier zu kommunizieren, wie lange das Level noch dauert. Das darf dann zu Ende gespielt werden und dann legt man das Handy aber wieder weg. „Wir haben in Studien gesehen, dass Kinder mit Regeln zur Handynutzung sehr gut umgehen können. Es sollten aber mit dem Kind gemeinsam Regeln erarbeitet werden. Es bringt nichts, wenn man das Handy einfach nur wegnimmt oder das WLAN abdreht. Das führt nur zu Ärger und Stress. Wir empfehlen auch immer, gemeinsam eine Uhr mit 24 Stunden aufzuzeichnen und einzutragen, was das Kind wann zu erledigen hat und wann es wie viel Zeit für das Smartphone bekommt.“

Eltern hätten oft das Gefühl, sie müssten auf dem Gebiet jetzt zu 100 Prozent Experte sein. Jax: „Nein, das müssen sie nicht, aber man muss sich mit dem Thema und den Handy-Regeln für Kinder beschäftigen und ich verstehe, wenn dann viele sagen: Neben all den anderen Dingen muss ich mich jetzt auch noch um das kümmern. Ja, muss man, aber dann gibt es auch klare Regeln und weniger Streit.“  

TIPP

Das Team der Plattform saferinternet.at gibt regelmäßig Workshops für Jugendliche, Eltern aber auch Seniorinnen im Umgang mit dem Handy und der digitalen Welt. 

Saferinternet.at

Digitaleseniorinnen.at

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