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Man bezeichnet Krebs oft nach dessen Ausgangspunkt, also Brustkrebs oder Lungenkrebs (Foto: antoniokhr/iStockphoto.com)
Man bezeichnet Krebs oft nach dessen Ausgangspunkt, also Brustkrebs oder Lungenkrebs (Foto: antoniokhr/iStockphoto.com)

Schicksal Krebs

Die Diagnose Krebs stellt Betroffene vor enorme Herausforderungen. Zwar bedeutet die Erkrankung nicht immer, wie noch vor einigen Jahren, eine verkürzte Lebenserwartung, die psychische und physische Belastbarkeit wird dennoch extrem gefordert. Die gute Nachricht: Jahr für Jahr macht die Krebsforschung beachtliche Fortschritte. Laut WHO wird sich die Zahl der Krebsfälle weltweit bis 2040 fast verdoppelt haben. Daraus lässt sich ein positiver Aspekt ablesen: Die Lebenserwartung wird immer höher. Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, ist in Ländern mit hohem Einkommen um 20 % gesunken, in ärmern nur um 5 % Prozent. Das hat verschiedene Ursachen: Geringverdienende ernähren sich z. B. meist ungesund und treiben wenig Sport. Und bei gesundheitlichen Beschwerden gehen sie später zum Arzt.

Was ist es eigentlich?

“Den Krebs“ gibt es nicht. Jeder Krebs ist anders. Der Name beschreibt überbegrifflich eine Krankheit, die entsteht, wenn Veränderungen in den Zellen des Körpers ein unkontrolliertes Wachstum und eine Teilung verursachen. Bei einigen Arten von Krebs wachsen die Zellen schneller, bei anderen langsamer. Bestimmte Formen führen zu Wucherungen (Tumoren), andere nicht, z. B. Leukämie.

Die meisten Körperzellen haben spezifische Funktionen und eine festgelegte Lebensspanne. Dieser programmierte Zelltod ist Teil eines natürlichen und nützlichen Phänomens, das Apoptose genannt wird. Dabei erhält eine Zelle die Anweisung zu sterben, damit der Körper sie durch eine neue, besser funktionierende Zelle ersetzen kann. Krebszellen fehlen die Komponenten, die sie anweisen, mit der Teilung aufzuhören und zu sterben. Sie sammeln sich im Körper an und verbrauchen Sauerstoff sowie Nährstoffe, die andere Zellen ernähren sollten, und schädigen sie dadurch. Sie bilden Tumore, beeinträchtigen das Immunsystem und verursachen Veränderungen, die den Körper in seiner Funktion behindern.

Man bezeichnet Krebs oft nach dessen Ausgangspunkt, also Brustkrebs oder Lungenkrebs. Präziser definiert gibt es fünf Haupttypen, die nach der Art von Zellen klassifiziert werden, von denen sie ausgehen:


• 1. Karzinom ist ein Krebs, der von den Epithelzellen ausgeht (die Auskleidung von Zellen, die helfen, Organe zu schützen). Karzinome können in die umliegenden Gewebe und Organe eindringen und Lymphknoten befallen und andere Bereiche des Körpers über den Blutweg als hämatogene Aussaat metastasieren. Die häufigsten Krebsarten in dieser Gruppe sind Brust-, Prostata-, Lungen-, Darmkrebs. 

• 2. Sarkom ist eine Art von bösartigem Tumor des Knochens oder der Weichteile (Fett, Muskeln, Blutgefäße, Nerven und andere Bindegewebe, die Organe stützen und umgeben). 

• 3. Lymphome+Myelome sind Krebsarten, die in den Zellen des Immunsystems beginnen. Das Lymphom ist eine Krebserkrankung des lymphatischen Systems, das den ganzen Körper durchzieht, und kann daher überall auftreten. Das Myelom beginnt in den Plasmazellen, einer Art weißer Blutkörperchen, die Antikörper zur Bekämpfung von Infektionen produzieren. Dieser Krebs kann die Fähigkeit der Zelle beeinträchtigen, effektiv Antikörper zu produzieren. 

• 4. Leukämie ist ein Krebs der weißen Blutkörperchen und des Knochenmarks, also des Gewebes, das Blutzellen bildet. Es gibt mehrere Untertypen, die chronische lymphatische Leukämie ist mit fast 50 Prozent die häufigste. 

• 5. Krebserkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems.

Auch Infektionen können übrigens Krebs fördern: Ein Virus kann Veränderungen in den Zellen verursachen, die dann krebsanfällig werden – wie auch Bakterien, die Entzündungen im Magen verursachen.

40 Prozent vermeidbar

Krebszellen leben in jedem von uns, ein Ausbruch der Krankheit ist nicht vorhersehbar oder völlig vermeidbar. Es gibt auch ein genetisches Risiko – die US-Schauspielerin Angelina Jolie etwa ließ sich deshalb prophylaktisch die Brüste entfernen. Vor allem sollte man vermeiden, eine Krebserkrankung herauszufordern. Doch obwohl sich, laut Umfragen, die meisten Menschen vor Krebs fürchten, gesundheitsbewusst leben noch viel zu wenige. „Nach heutigem Wissensstand könnte man tatsächlich 40 Prozent der Krebserkrankungen durch primäre Prävention verhindern“, weiß Prof. Dr. Michael Baumann, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums. Dazu gehören neben Rauchen (Tabak enthält ca. 80 verschiedene Karzinogene, Wasserpfeifen sind schädlicher als Zigaretten) und Alkohol das Übergewicht, ein Zuviel an rotem Fleisch und Fertiggerichten, UV-Licht, Chemikalien wie Asbest oder Dämpfe von Färbemitteln, Geselchtes und Geräuchertes. Die WHO zählt heute 116 Krebserreger auf, wie z. B. Nickel, Arsen und Chrom, Holzdämpfe, Diesel-Abgase, Feinstaub, Radon und Pflanzen mit bestimmten Säuren.

Wichtig ist dabei auch die Unterscheidung nach Einstufungsgruppen, ob sicher krebserregend (1), möglicherweise krebserregend (2) oder unter Verdacht stehend, Krebs zu erregen (3). Das kann unerwartete Erkenntnisse bringen. Da kann man erfahren, dass gesalzener Fisch genauso gefährlich ist wie Betelnuss (1). Oder, dass heiße Getränke, Pommes und die Arbeit als Friseur die gleiche Wahrscheinlichkeit aufweisen, Krebs zu erregen (2). Wie übrigens auch Glyphosat, das gleich giftig eingestuft wird wie Geschirrspülmittel oder Kaffee. Es kommt eben, wie Paracelsus schon so richtig sagte, immer auf die Dosis an.

Zu den Viren, die heute durch Impfung bekämpft werden können, gehören die durch Geschlechtsverkehr übertragbaren Papillomaviren (HPV), die in der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs eine Rolle spielen. Eine Impfung gegen HPV-Viren (zumindest gegen einige bekannte Risikotypen) wird Mädchen und Knaben (nur so wird eine Weitergabe verhindert) vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen. Auch gegen Hepatitis-B-Viren, die eine Leberzellentzündung und in weiterer Folge Leberkrebs verursachen können, ist ein wirksamer Impfstoff am Markt.

Neue Chancen

Die meisten verbinden mit der Therapie einer Krebserkrankung nach wie vor eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie. Diese Behandlungsklassiker kommen auch weiterhin bei vielen Tumorerkrankungen zum Einsatz, wobei ihre Wirkung stetig verbessert wird. Doch seit einigen Jahren gewinnen neue Ansätze immer mehr an Bedeutung: 

• Zielgerichtete Therapie. Man versucht zielgerichtet zu therapieren, um nur bestimmte Strukturen der Tumorzellen anzugreifen, was die übliche Chemotherapie nicht kann – sie wirkt unspezifisch und schädigt auch gesunde Zellen. Bei Brustkrebs hemmt man heute sehr erfolgreich das Tumorwachstum, indem man die Signalübertragung der Krebszellen stört, oder indem man verhindert, dass die Geschwulst neue Blutgefäße bildet, und sie damit „aushungert“. 

• Immuntherapie. Ein anderer Ansatz der Forschung nützt das Immunsystem des Patienten. Dafür wurde im Herbst 2018 der Nobelpreises für Medizin an die Immunologen Dr. James P. Allison und Dr. Tasuku Honjo verliehen, die herausfanden, welche Methoden Krebszellen nützen, um das Immunsystem zu blockieren – und wie man die Bremsen löst und es dadurch für die Krebstherapie mobilisiert. Damit wurde der Krebstherapie eine neue Säule hinzugefügt. Mit Hilfe der Gentechnik können nun passgenaue Moleküle gebaut werden, die dafür sorgen, dass die Abwehr aktiviert wird. „Die Immuntherapien haben die Behandlung von Krebserkrankungen bahnbrechend verändert“, sagt Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Onkologe und Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center in Berlin. Dabei integrieren Ärzte die neuen Methoden in die etablierten Behandlungen wie OP, Chemotherapie oder Bestrahlung. „In vielen Fällen wird die Heilungsrate dadurch deutlich höher“, so Dr. Keilholz. In manchen Fällen von Hautkrebs stieg sie gar von 10 auf 70 Prozent, bei bestimmten Lungenkrebsformen von zwei auf 40 Prozent. Allerdings ist diese Therapie nicht bei jedem Tumor anwendbar, sodass Chemotherapie in überwiegenden Fällen immer noch wirksamer ist. Außerdem muss man mit Nebenwirkungen rechnen, wie Müdigkeit, Hautausschlag oder Durchfall, die dann einer speziellen, zusätzlichen Therapie bedürfen. Die Forschung und Entwicklung schreitet aber rasch voran: Derzeit kommen mindestens halbjährlich neue Medikamente auf den Markt, und schon jetzt ist die Immunbehandlung bei etwa jedem fünften Krebspatienten Teil der Standardtherapie. „In fünf Jahren“, so der Onkologe, „wird es jeder Dritte sein.“

• Checkpoint-Hemmer. Andere Ansätze sind sogenannte Checkpoint-Hemmer: Manche Krebszellen nutzen einen eingebauten Sicherheitsmechanismus des Immunsystems für ihre Zwecke. Sie manipulieren die T- Zellen, die eigentlich den Tumor zerstören sollen. Nun wird statt des Tumors der eigene Körper angegriffen, der Tumor bleibt verschont. Seit kurzem sind Medikamente im Einsatz, die diese molekularen Bremsen lösen können. „Inzwischen werden die Medikamente in Deutschland gegen etwa 15 verschiedene Tumorarten eingesetzt“, so Dr. Ulrich Keilholz.

• Antikörper bei Blutkrebs. Auch Antikörper spielen im Kampf gegen Krebs mittlerweile eine große Rolle. So können Eiweiße unter anderem gezielt überlebenswichtige Stoffwechselwege blockieren, die für das Wachstum der Krebszellen entscheidend sind. Für diese Blutkrebs-Therapie zeigen sich die besten Aussichten bei den verschiedenen Blutkrebsarten.

• Gentechnische Zellmanipulation. Und noch ein neuer Ansatz: In manchen Fällen kann sich der Organismus nicht mehr gegen die Krebszellen im Körper wehren, er hat keine Immunität. Mit einer neuen Methode lassen sich Abwehrzellen außerhalb des Körpers so ausrüsten, dass sie den Tumor bekämpfen können – sie werden quasi gentechnisch auf den Krebs abgerichtet und wieder injiziert.

Lesen Sie weiter: Halbwahrheiten und Mythen zu Krebs

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