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Lärm und unangenehme Gerüche können eine gute Nachbarschaft belasten (Foto: shironosov/iStockphoto.com)
Lärm und unangenehme Gerüche können eine gute Nachbarschaft belasten (Foto: shironosov/iStockphoto.com)

Nachbarschaft: Freud oder Leid?

Wenn die Menschen, die neben, ober oder unter uns wohnen, freundlich und entgegenkommen sind, steigert das nachweislich die Lebensqualität. Schlechte Nachbarschaft hingegen stresst uns. Die Gründe für ein kompliziertes Verhältnis sind meist Missachtung der Privatsphäre, Lärm durch Musik, Fernsehgeräte, Feste oder Tiere bzw. lautstarke Auseinandersetzungen, Streitereien um Zuständigkeiten, Machtkämpfe oder schlicht und ergreifend schwierige Persönlichkeiten. Ich hatte einmal einWohnung oberhalb von Leuten, die ernsthaft verlangten, ich solle mich nach 22 Uhr nicht mehr in meiner Wohnung bewegen, weil sie die Schritte hörten. Das Haus war tatsächlich hellhörig, aber ich lebte allein und war eine sehr ruhige Mieterin. Die Probleme arteten derart aus, dass das Mobbing schließlich durch eine Mediation über die Hausverwaltung insofern beendet wurde, dass sie mich ab da einfach übersahen. Das war zwar nicht die Art Nachbarschaft, die ich mir wünschte, aber unter den herrschenden Bedingungen immer noch die beste Lösung.

Häufige Konfliktherde

Martha wiederum klagt darüber, dass die Nachbarn ihren Abfall tagelang nicht entsorgen und das ganze Stiegenhaus stinkt. Kerstin und Johann ärgern sich darüber, dass die Kinder aus dem Nebenhaus fast täglich im Garten Party machen und daher an Schlaf nicht zu denken ist. Der Nachbar von Lisa und Wolfgang raucht auf dem Balkon, und der Geruch ist so intensiv, dass das Paar seine Fenster geschlossen halten muss. Dann gibt es noch die Zeitgenossen, die ihr Auto so parken, dass der Nachbar kaum in seine Garage kommt, die Zweige ihrer Bäume elend lang über den Zaun wachsen lassen und das Fallobst danach einfach in Nachbars Garten liegen bleibt. Andere bauen ihre Eingangstür im Stiegenhaus so mit Schuhen oder anderen Utensilien zu, dass es für die Bewohner der Nebenwohnung kaum ein Vorbeigehen gibt. Nachbarliche Verfehlungen und deren Folgen sind also vielfältig.

Doch wie können Sie sich wehren, wenn die Belästigung unzumutbar wird? Wenn zwischen den Nachbarn keine Einigung erzielt werden kann, ist es sinnvoll, einen Mediator beizuziehen. Das kann über Eigeninitiative oder die Hausverwaltung erfolgen. Mag. Ulrich Wanderer, Jurist und Mediator: „In den meisten Fällen werden wir zu spät kontaktiert, wodurch viele Menschen unnötig lange mit einem enormen Leidensdruck leben. Ungelöste Konflikte machen krank. Wenn also von ,guter Nachbarschaft‘ keine Rede sein kann, Sie nachts nicht mehr schlafen oder nur noch ungern heimgehen, dann holen Sie sich bitte Unterstützung. Das Zuhause sollte schließlich Ihr Wohlfühlort sein.“

Tipp 1: Der Einzug

Experte Mag. Wanderer: „Viele Konflikte fangen bereits beim Einzug der Parteien an, wenn die neuen Nachbaren z. B. nicht als ,die freundlichen jungen Leute‘, sondern als die ,Neuen, die nur Krach machen‘ wahrgenommen werden. Stellen sich die neuen Mieter bei den unmittelbaren Nachbarn persönlich vor, entschuldigen sich vielleicht präventiv für die wenigen Tage, in denen umzugsbedingt der eine oder andere Nagel in die Wand geschlagen oder eine Couch an ihren Platz geschoben wird, so startet die Nachbarschaft gleich besser.“ Mit dem Aushang am „Schwarzen Brett“ oder einem Info-Zettel in den Briefkästen zeigen Sie Ihren Nachbarn, dass Sie auf ein harmonisches, respektvolles Zusammenleben Wert legen.

Tipp 2: Begrüßung der Nachbar

Sagen Sie zunächst bei den Nachbarn auf Ihrem Stockwerk kurz „Hallo“. Die größten Konflikte gibt es aber meist mit den Nachbarn über oder unter Ihnen. Daher sollten Sie diese miteinbeziehen.

Tipp 3: Kontakt zu neuen Mitbewohnern

Was tun, wenn sich die Neuen nicht von sich aus vorstellen? Vielleicht hat sie oder er gerade großen Stress, Berührungsängste mit anderen Menschen oder möglicherweise bereits bei Ihnen geklingelt, als Sie gerade nicht zuhause waren. Läuten Sie also einfach selbst an und stellen Sie sich vor.

Tipp 4: Die 24-Stunden-Regel

Die 24 Stunden-Regel bedeutet (im Zusammenhang mit Nachbarschaft), bei einem Konflikt mindestens eine Nacht darüber zu schlafen, damit sich die Emotionen beruhigt haben. Schließlich geht es darum, das Ärgernis offen, ruhig und konzentriert anzusprechen. Deshalb ist es besser, die Wut erst einmal verrauchen zu lassen.

Tipp 5: Umsicht bei Haustieren

Eigentlich selbstverständlich: Lassen Sie Ihren Hund nicht stundenlang allein. Das tut dem Tier nicht gut und fördert eventuell intensives Bellen. Reinigen Sie das Katzenklo so oft, dass keine unangenehmen Gerüche das Stiegenhaus durchziehen.

Tipp 6: Beschwerden und Timing

Warten Sie nicht, bis Sie vom Verhalten einer anderen Person völlig frustriert sind. Wenn Sie Ihren Ärger erst wochenlang in sich hineinfressen, dann explodieren Sie möglicherweise schon dann, wenn Ihr Nachbar die Tür öffnet. Suchen Sie also rechtzeitig das persönliche Gespräch. Häufig wird in Hausgemeinschaften nämlich eher mit anderen über das Fehlverhalten des betreffenden Nachbarn gelästert, was die Atmosphäre nicht wirklich verbessert. Es erfordert allerdings einen gewissen Mut, den direkten Kontakt zu suchen. In den meisten Fällen hat der betreffende Nachbar jedoch ein Einsehen, denn auch ihm ist an einer guten Nachbarschaft gelegen.

Tipp 7: Gegenseitige Hilfeleistung

Dieser Tipp stärkt und fördert nachweislich gute Nachbarschaftsverhältnisse:
• Versorgen der Pflanzen im Haus und Garten während einer Abwesenheit
• Übernahme der Post
• wenn möglich: Autosharing
• wenn möglich: Photovoltaik-Sharing
• Zusammenhalt bei einem Blackout
• Hilfeleistung bei medizinischen Notfällen oder Erkrankungen
• Aushelfen mit Nahrungsmitteln
• Den Schlüssel übernehmen, wenn Zugang zum Wohnraum erforderlich ist und der Besitzer nicht zuhause sein kann
• Im Notfall Kinder und Haustiere versorgen, wenn ein dringender Weg anliegt
• Sich melden, wenn der Nachbar alleinstehend ist und plötzlich nicht mehr gesehen wird

Funktionierende Nachbarschaften sind für alle Beteiligten erfreulich und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Dafür sind Verständnis, Rücksichtnahme und Toleranz nötig, ohne allerdings wichtige eigene Bedürfnisse zu vernachlässigen. Dann gilt das Sprichwort: „Wer gute Nachbarn hat, kann gut schlafen“.

Lesen Sie weiter: Das Interview “Die Gräben Schritt für Schritt überwinden”

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