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Der Umgang mit dem Tod hängt auch mit der eigenen Stärke und Resilienzfähigkeit zusammen (Foto: Liza Summer/pexels.com)
Der Umgang mit dem Tod hängt auch mit der eigenen Stärke und Resilienzfähigkeit zusammen (Foto: Liza Summer/pexels.com)

Der Umgang mit dem Tod

Die schlechte Nachricht kam überraschend. Ein Anruf und danach stand das Unausweichliche fest: Der geliebte Bruder ist bei einem Autounfall gestorben. Schock. Starre. Nichtwahrhaben wollen. Ein Gefühl der Enge in der Brust. Kurzatmigkeit. Das waren die ersten Reaktionen aufgrund der Todesnachricht. Es muss sich um eine Verwechslung handeln. Das kann nicht sein: schießen die Gedanken in den Kopf. Leider passiert der Tod nur allzu schnell. Wie geht man um mit so einer einschneidenden Situation und was sind Wege aus der Trauer?

Schockstarre & Empfindungslosigkeit

Zunächst macht es für die Psyche und die Trauerbewältigung einen Unterschied, wie und von wem man die Nachricht erfährt. „Ist man beispielsweise direkt dabei, wenn ein geliebter Mensch stirbt, wird der ganze Prozess miterlebt und mitgefühlt. Das kann durchaus eine traumatische Erfahrung sein“, sagt Psychologin und Psychotherapeutin Mag.ª Daniela Mothwurf. Wird die Nachricht von einem Polizisten, Angehörigen oder der Krankenschwester übermittelt, macht es auch hier einen Unterschied, wie einfühlsam der Überbringer der Nachricht ist. „Auch die Art des Todes, ob es sich um einen Suizid handelt, er überraschend kommt oder absehbar war, entscheidet darüber, wie einschneidend die Nachricht sein kann“, sagt Mothwurf. Selbstverständlich hängt der Umgang mit dem Tod auch mit der eigenen Stärke und Resilienzfähigkeit zusammen. So ist schon die Reaktion auf die Todesnachricht unterschiedlich. Der eine gerät in eine Schockstarre, der andere hat Symptome einer Panikattacke und der nächste empfindet gar nichts mehr und nimmt auch nichts mehr wahr. Die Empfindungslosigkeit und Gefühlsleere kann als Teil eines Schockes lebensnotwendig sein, verweilt man aber länger in dem Zustand, wird es kritisch. „Das kann im schlimmsten Fall zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, zu Angststörungen oder schweren Depression führen“, sagt Mothwurf. 

Die Phasen der Trauer

Erhält man die Nachricht über den Tod eines Nahesehenden ist es wichtig, zunächst auf seine Bedürfnisse zu achten. „Falls das in der Situation überhaupt möglich ist“, merkt Mothwurf an. Falls nicht, können Freunde, Familie aber auch der psychosoziale Notdienst oder eine Krisenhotline helfen. Damit man herausfindet, was brauche ich jetzt, damit ich im ersten Moment mit der Nachricht umgehen kann. Das kann je nach Charakter etwas anderes sein. Der eine benötigt einen guten Freund, der Halt gibt. Der andere möchte allein sein und weinen. Der dritte geht in die Natur und schreit. Alles ist erlaubt und in Ordnung. Mit der Erstreaktion beginnt auch der Prozess der Trauer. In der Wissenschaft gibt es dazu unterschiedliche Modelle. Je nach Begründer des Modells gibt es vier, fünf oder gar sieben Phasen. So begründete die amerikanisch-schweizerische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross 1969 beispielsweise die Theorie der „Fünf Phasen der Trauer“. Diese setzt sich zusammen aus: Verdrängung, Wut, Verhandlung, Verzweiflung und Akzeptanz: 

  1. Verdrängung
    Hier dominiert der Schock. Der Trauernde will im ersten Schritt die Tatsache des Verlusts nicht wahrhaben. Er leugnet den Fakt, dass ein geliebter Mensch aus dem Leben geschieden ist. „Nein, das kann nicht sein“ oder „Es handelt sich bestimmt um eine Verwechslung“ sind typische Gedanken, die diese Phase begleiten.

  2. Wut
    In der zweiten Phase erkennt der Trauernde den Verlust. Der Tod wird zur Realität. Wut kommt auf. Begleitet von Schuldzuweisungen, welche die eigene Person oder andere betreffen. Ärzte hätten Fehler gemacht, die eigene Person zu spät reagiert oder etwas Bestimmtes unterlassen, sind Gedanken, die vor allem in dieser Zeit vorherrschen.

  3. Verhandlung
    Ihn einmal noch sehen. Ihr dies und jenes sagen – was würde man nicht alles dafür geben? Mit diesem Gedanken setzt die Phase der Verhandlung ein. Es ist ein letzter Rettungsversuch, den anderen noch einmal „haben zu wollen“. Das Verhandeln nimmt nicht selten Formen körperlicher Erschöpfung an. Der Trauernde wird vergesslich oder nervös, steht aufgrund von Gefühlsschwankungen schlichtweg neben der Spur.

  4. Verzweiflung
    Der Verlust wird begriffen. Und mit dieser Einsicht gehen körperliche und seelische Niedergeschlagenheit einher. Nicht selten auch Depressionen, soziale Isolation, Schlaf- und Essstörungen. Hinzu kommen nicht selten zusätzliche Herausforderungen. Stirbt beispielsweise ein Hauptverdiener und ist die finanzielle Belastung einer Familie groß, wird das zumeist erst in dieser Phase realisiert.

  5. Akzeptanz
    Die letzte Phase der Trauer ist wohl die Entscheidende. Denn die Situation wird akzeptiert. Und mit dem Verlust wird Frieden geschlossen. Ein Wendepunkt tritt ein. Oft findet auch ein Abschlussritual statt. Beispielsweise indem Gegenstände des Verstorbenen weggeschlossen werden oder Betroffene wieder bewusst am Alltag teilnehmen.

In der Trauer steckengeblieben

Wie lange jeder Trauernde in den einzelnen Phasen verweilt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Auch, ob der eine eher eine Neigung hat zur Aggression und damit die Wut-Phase vorherrscht oder zur Depression und damit die Phase der Verzweiflung dominiert. „Trauernde gibt es aber Sicherheit zu wissen, dass es diese Phasen gibt. Denn das bedeutet auch: irgendwann ist der Prozess zu Ende bzw. integriert“, weiß Mothwurf. Verdrängung ist übrigens keine gute Strategie. „Verdrängte Gefühle gehen nicht weg. Sie holen uns irgendwann ein. In der ersten Trauerphase allerdings ist es normal, die Gefühle zu verdrängen, da hier einfach ein Übermaß an Emotionen vorherrscht. Nur in den weiteren Phasen sollte man sich ihnen stellen, sonst können die Emotionen in psychische oder psychosomatische Krankheiten enden“, sagt Mothwurf. Laut Expertin sind auch alle Phasen wichtig für die Trauerbewältigung und wollen durchlebt werden. Übrigens: Wenn man den Tod des geliebten Menschen überhaupt nicht akzeptieren kann und das schon über einen längeren Zeitraum, dann kann der Prozess nicht weiter voranschreiten, man steckt fest. Irgendein Gefühl wurde dann noch nicht durchlebt und man sollte sich fragen: Was habe ich emotional noch nicht getan?

Was bei der Trauerbewältigung hilft

Abgesehen davon, dass man alle Emotionen zulassen und das Geschehen reflektieren sollte, hilft es, sich selbst gut zu kennen. Zu wissen, wie man in solchen Situationen handelt und was einen guttut. Das kann von Sport, reden mit der Familie, Besuch eines Wellnesshotels bis daheimbleiben und Netflix schauen alles sein. „Wichtig ist sich zu fragen: Was gibt mir jetzt Halt? Ist das ein guter Freund, ein paar Stunden bei einem Psychologen, ein Aufenthalt in der Natur?“, so Mothwurf. Ebenso hilft eine feste Tagesstruktur, um nicht in ein Loch zu fallen, in das man nicht mehr hinauskommt. Sollte das passieren, gibt es Trauergruppen und externe Hilfe von Beratern, um da wieder hinauszukommen oder einfach nur, um sich eine Perspektive von außen zu holen, um den Trauprozess begleitend statt alleine zu durchlaufen. 

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Zur Person

Foto: privat

Menschen durch schwere Zeiten zu begleiten und ihnen bei den ersten Schritten in ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu unterstützen, ist die Passion der Psychologin und Psychotherapeutin Mag.ª Daniela Mothwurf.

psychotherapie-mothwurf.at

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