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Der Blütenhonig wird mit dem Immunsystem und der Infektabwehr in Verbindung gebracht (Foto: Mareefe/pexels.com)
Der Blütenhonig wird mit dem Immunsystem und der Infektabwehr in Verbindung gebracht (Foto: Mareefe/pexels.com)

Traumpaar Essig & Honig

“Wir geben Oxymel den Patienten als Medikament, nicht als Nahrungsmittel“, sagte Galen von Pergamon vor fast 2.000 Jahren – und mischte Honig mit Essig. Kaum ein Heilmittel ist so wohlschmeckend und erfrischend, so leicht herzustellen und dennoch so variabel. „Oxymel wird mit drei Teilen Honig zu einem Teil Essig zubereitet“, hielt Galenus fest. Und an diesem Standardverhältnis wird bis heute nicht gerüttelt, auch wenn es bei Bedarf abgewandelt und angepasst wird. Wer sich mit Oxymel beschäftigt, taucht in eine erstaunlich facettenreiche Heilmitteltradition ein.

Die Hauptdarsteller

„Oxy“ für Essig und „-mel“ für Honig, mehr braucht es nicht für ein Oxymel simplex – ein „einfaches Oxymel“. Zahlreiche Honig- und Essigsorten ergeben in Kombination eine erstaunliche Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten.

  • „Oxy“ für Essig. Alle unverfälschten Essige wirken antibakteriell, pilzhemmend und verdauungsfördernd. Darüber hinaus wirkt ein naturbelassener Apfel-, Most- oder sonstiger Obstessig antidegenerativ bei rheumatischen Erkrankungen wie Gicht und Arthrose, immunstimulierend und nicht zuletzt entgiftungs- und ausscheidungsfördernd. Bieressig, der aus malzigen Bieren hergestellt wird, hat einen Schwerpunkt in der Tonisierung des Verdauungstrakts und allgemein auf der Mineralisierung der Gewebe, was mit verbesserter Spannkraft einher geht. Weinessig wiederum wirkt antioxidativ, antitumoral und wundheilend.

  • „Mel“ für Honig. Bei den Honigen ist die Vielfalt deutlich größer. Der Blütenhonig wird mit dem Immunsystem und der Infektabwehr in Verbindung gebracht. Er wirkt antioxidativ und antibakteriell und pflegt die Schleimhäute der Atemwege und des Verdauungstrakts. Dem Waldhonig werden besondere Heilkräfte zugesprochen. Auch er unterstützt das Immunsystem, gleichzeitig gilt er als Wundhonig und wirkt reizlindernd bei Husten und Heiserkeit. Er wirkt entspannend und schlaffördernd in Stresssituationen. Besonders stark beruhigende Wirkung hat Lindenhonig: Der „Kinderhonig“ soll bei seelischen Belastungen bis hin zum Bettnässen hilfreich sein, für Erwachsene entsprechend bei Schlafstörungen, Ängsten und Burnout. Auch als schweißtreibendes Mittel bei Fieber und zur Anregung der Niere hat er sich bewährt. Ein Honig der Superlative ist Heidekrauthonig: Dieser kostbare und seltene Honig wirkt so stark antibakteriell, dass er als Antibiotikum bezeichnet wird. Mit dem gehypten neuseeländischen Manuka-Honig kann er allemal mithalten. Die Bienen produzieren ihn aus dem Blütennektar von Besenheide und Heidekraut. Genau wie Manuka-Honig eignet er sich als Wundhonig, ebenso wie der Edelkastanienhonig. Dieser herb-aromatische Honig von Maroni-Bäumen wirkt nur keim- und entzündungshemmend sowie schmerzlindernd, denn seine vielen Mineralstoffe und die antioxidative Kapazität nähren und schützen die Nervenbahnen. Buchweizenhonig gilt als „Frauen-Honig“: Bei Stillenden fördert er die Milchbildung und im Wechsel die Östrogenproduktion. Bei Burn-out-Neigung und nervlicher Überlastung hat er sich zur Stärkung des Nervenkostüms ebenso bewährt wie der Edelkastanienhonig. Auch antibakteriell und entzündungshemmend soll er sein und somit hilfreich bei Wunden und Entzündungen der Atemwege und des Magens. Bei Herzleiden wird Sonnenblumenhonig empfohlen, bei Stimmungsschwankungen Salbeihonig, und Lavendelhonig in der Schwangerschaft und gegen Osteoporose. All diese Anwendungsbeispiele sind volksheilkundlich überliefert und zunehmend pharmazeutisch bestätigt. Es muss aber kein sortenreiner Honig sein, auch Mischhonige tun ihre Wirkung. Kräftig-dunkle Farbe und würziger Geschmack deuten übrigens auf wundheilende Wirkung hin, während helle Honige wie Blüten-, Akazien- und Lindenhonig bei Diabetes günstig oder zumindest als neutral einzustufen sind. Woher die Bienen den Honig holen, wissen Imkerinnen und Imker durch Beobachtung. Bienen sind nämlich blütenstet, sie bleiben einer Pflanzenart treu, bis sie verblüht.

Die Nebendarsteller

Mit Essig und Honig sind wir immer noch beim Oxymel simplex. Ihm wird manchmal Salz bzw. Wasser zugesetzt. Als dritte Komponente stehen unendlich viele Kräuter, Bienenprodukte, Früchte, Samen, Wurzeln, Gewürze und noch mehr zur Verfügung, die das Oxymel zusätzlich anreichern können. Man nehme z. B. Kren bei Husten, Eierschalen bei Osteoporose, Kirschenstiele bei Nieren- und Gallensteinen, zerstoßene Hagebuttenkerne bei Rheuma und verschiedene Baumknospen für unzählige weitere Befindlichkeiten. Auch wenn Honig und Essig die Hauptdarsteller bleiben, ergibt sich mit einer dritten Komponente ein potentes Trio. Um diese dritte Komponente einzubringen, wird sie einfach in Oxymel simplex eingelegt. Essig und Honig sind einzeln schon hervorragende Extraktionsmittel, in Kombination haben sie noch ein breiteres Extraktionsspektrum. Das heißt, gemeinsam holen sie mehr verschiedene Wirkstoffe aus dem Extraktionsgut heraus, und die Eigenschaften der Kräuter sind im Endprodukt in ähnlicher Vielfalt enthalten wie in der Pflanze selbst.

Was kann Oxymel?

• Inhalt & Wirkung. Gemeinsam beinhalten Honig und Essig eine große Bandbreite wirksamer Substanzen. Beide enthalten „sekundäre“ Pflanzenstoffe (auch Honig entsteht aus Pflanzensaft). Der Honig liefert bioaktive Substanzen aus dem Stoffwechsel der Biene. In beiden Zutaten finden sich viele organische Säuren mit gesundheitlichen Effekten (u. a. Apfel-, Ameisen-, Wein-, Essig-, Bernsteinsäure), weiters Bitterstoffe, Pflanzenpigmente (Carotinoide, Anthocyane), Enzyme und andere Verbindungen. Einige ihrer Wirkeffekte:

  • probiotisch – Nahrung für die Darmbakterien (verdauungsfördernd)
  • antibiotisch – hemmend für Krankheitserreger
  • antidiabetisch – Senkung des Blutzuckerspiegels
  • antioxidativ – Schutz vor Schäden an der Zelle von der Zellwand bis in den Zellkern (Erbgut) 
  • antitumoral – hemmend für Krebsentstehung und -wachstum
  • antientzündlich – hemmend für chronische Entzündungen
  • Verzögerung von Alterungsprozessen – durch Verlängerung der Lebensdauer von Zellen 
  • immunmodulierend – ausgleichend bei schwachem oder überaktivem Immunsystem

• Einnahme. Die Tagesdosis an Oxymel bewegt sich in der Prophylaxe zwischen 10 und 30 ml (1 bis 3 Teelöffel). Üblicherweise wird dreimal täglich 1 TL bis 1 EL in einem Glas Wasser oder einem Häferl Tee eingenommen, bei Verdauungsthemen eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, vor allem vor dem Frühstück. Bei Beschwerden im Mund-Rachen-Raum 1 TL Oxymel pur im Mund verteilen und langsam schlucken. Für ein isotonisches Getränk pro Liter Wasser 1 EL Oxymel einrühren und über den Tag verteilt trinken. In diesem Fall Honig und Essig im Verhältnis 2:1 mischen.

• Kein Oxymel für Babys! Für Kleinkinder im ersten Lebensjahr ist Honig tabu. Auch wenn er abgekocht ist. Denn die Sporen der Clostridien (Erreger des Wundstarrkrampfs) sind sehr hitzestabil. Gesunden Erwachsenen können sie nicht viel anhaben, doch der „Säuglingsbotulismus“ ist lebensbedrohlich. Ungefähr ab dem ersten Geburtstag bildet der Magen genug Säure, um Bakterien abzutöten. Zudem ist der Babydarm bereits gut mit Darmbakterien besiedelt, sodass die Clostridien sich kaum mehr einnisten können. Liegen Allergien und bestimmte Autoimmunerkrankungen in der Familie, besser bis zum zweiten Geburtstag warten. Auch bei folgenden Beschwerden sollte Oxymel nicht eingenommen werden: Schleimhautirritationen in der Speiseröhre (z. B. durch Reflux), akute Magenentzündungen (Gastritis, Geschwüre), sonstige akute Entzündungsschübe (Arthritis, Gicht, Colitis ulcerosa).

Lesen Sie weiter: Oxymel selber machen

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