Die Fortbewegung mit speziellen Schneeschuhen ist keine Erfindung unserer Zeit, sondern hat eine Jahrtausende lange Tradition. So wurde vor etwa 20 Jahren in den Ötztaler Alpen ein jungsteinzeitlicher Schneeschuh aus Birkenholz gefunden, der auf ein Alter von rund 6.000 Jahren hinweist. Überall auf der Welt hat der Mensch seit jeher unterschiedlich dimensionierte Konstruktionen benutzt, um die Trittfläche unter den Schuhen größer zu machen und damit die Verdrängung und das Einsinken im Schnee zu minimieren. Die Baumaterialien dieser Hilfsmittel waren zumeist Holz und Leder. Was einst eine Notwendigkeit war, um in tief verschneiten Regionen energiesparend jagen, sammeln und Handel betreiben zu können, hat sich in den vergangenen Jahren weltweit als moderne Wintersportart etabliert.
Genau betrachtet, verbindet das Schneeschuhwandern Elemente unterschiedlicher Sportarten und ist auch für jeden Menschen leicht erlernbar, denn Gehen zählt zu unseren genetisch festgelegten Grundbewegungsmustern. So kombiniert das Schneeschuhwandern alpine Sportarten wie Wandern, Nordic Walking, Skilanglauf und Skitourengehen und ist allein dadurch schon für viele sportbegeisterte Menschen eine interessante Abwechslung im Wintersportprogramm.
Schneeschuhwandern ist günstig und gesund
Viele Wintersportarten – so schön sie auch sein mögen – sind mit einem logistischen Aufwand und teils erheblichen Kosten (Ausrüstung, Liftkarten bzw. Pistennutzung, Anfahrt, etc.) verbunden. Gerade heuer kann das für viele Menschen ein Hindernis sein, die schönen Winterlandschaften Österreichs auf sportliche Art zu genießen. Der Schneeschuhsport kann hingegen fast überall ausgeübt werden. Wer am Land lebt, kann mit etwas Glück bereits von zu Hause aus loswandern und die schneebedeckten Wiesen und Felder erkunden. Wen es eher auf die Berge zieht, findet dort zum Nulltarif optimale Bedingungen, um sich über Stock und Stein etwas mehr zu verausgaben, bewegt sich jedoch gleichzeitig abseits überfüllter Pisten und Loipen in unberührter Natur.
Beim Schneeschuhwandern geht jeder sein eigenes Tempo, hohe Geschwindigkeiten und unkontrollierbare Situationen, wie z. B. beim Skifahren oder auf glattem Eis, gibt es kaum. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit über den knirschenden Schnee liegt – je nach Motivation – zwischen gemütlichem Spazierengehen und flottem Nordic Walking. Aus diesem Grund ist es auch ein hervorragender Sport für Einsteiger und bisher unsportliche Menschen. Da man auf einem relativ weichen Untergrund wandert, gibt es keine zusätzliche Stoßbelastung für die Gelenke und die Bandscheiben. Im Gegenteil: Sie werden geschmeidig, flüssig und knorpelschonend bewegt und so mit der notwendigen Gelenkflüssigkeit versorgt. Vor allem Knie, Hüften, Schultern und Wirbelgelenke profitieren von solchen sanften Bewegungsreizen. Und wenn sich deren Nährstoffversorgung verbessert, hat regelmäßiges Schneeschuhwandern sogar das Potenzial, Beschwerden des Bewegungsapparates zu lindern.
Weniger ist mehr beim Schneeschuhwandern
Frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ kann man mit bereits ein bis zwei kleineren Touren pro Woche sein Herz-Kreislauf-System anregen und nach nur wenigen Wochen die Vorteile eines gemäßigten Ausdauertrainings genießen. Schneeschuhwandern macht dadurch nicht nur leistungsfähiger und stressresistenter, sondern wirkt auch zellverjüngend. Außerdem kurbelt das etwas schwerfällige Gehen im tiefen Schnee über den zusätzlichen Kraftaufwand auch die Fettverbrennung an. Somit ist Schneeschuhwandern auch der ideale Sport zwischen den Feiertagen, um die genussvoll „gesammelten“ Festtagskilos wieder loszuwerden.
Das kontinuierliche Gehen im Schnee kann ebenfalls die Venenfunktion verbessern, weil die Muskelarbeit der Beine die Blutzirkulation beschleunigt und gleichzeitig die Venen in ihrer Arbeitsweise unterstützt und entlastet. Das Einsinken im Schnee und der dadurch erhöhte Kniehub erfordern bei jedem Schritt einen höheren Kraftaufwand als gewöhnliches Spazierengehen oder Wandern. Dies kräftigt nicht nur die Beinmuskulatur, sondern auch den Beckenboden und die tiefe Bauchmuskulatur. Schneeschuhwandern wird dadurch zum geschmeidigen Ganzkörper- und Wirbelsäulentraining und kann für Sportler jeglicher Disziplin als Ausgleichstraining zur Verbesserung der Grundlagenausdauer dienen.
Abgesehen von alldem lässt der Anblick einer wild-romantischen Schneelandschaft auch das Herz höher schlagen und fördert somit das psychische Wohlbefinden durch die Ausschüttung sogenannter Glückshormone wie Serotonin und Dopamin. Nicht zuletzt stärkt die mäßige Belastung in der Natur und frischen Luft auch das körpereigene Immunsystem.
Viel Vergnügen mit wenig Ausrüstung
Wer nun am liebsten gleich losmarschieren möchte, hat mit etwas Glück schon fast die gesamte Ausrüstung zum Schneeschuhwandern zu Hause liegen. Neben den obligaten Schneeschuhen und Wanderstöcken benötigt man dazu lediglich ein Paar fester (Winter-)Wanderschuhe, Handschuhe, Ski- oder Funktionsunterwäsche und am besten eine Softshellhose sowie eine Softshelljacke. Wer länger unterwegs ist, hängt sich noch seinen Rucksack um und gibt seinem Umfeld bekannt, bis wann man mit seiner Rückkehr rechnen kann (als „Sicherheitsmaßnahme“).
Am besten orientiert man sich bei längeren Tages- oder Mehrtagestouren an der Ausrüstung, die auch beispielsweise für den Skilanglauf bzw. das Tourenskigehen benötigt wird, denn all diese Sportarten betreibt man im gleichen Gelände und unter den gleichen Witterungsverhältnissen. Eine Beratung im Fachhandel ist gerade für Einsteiger empfehlenswert, denn die Ausrüstung sollte dem Körpergewicht, den Körperproportionen und der Leistungsfähigkeit angepasst sein.
Schneeschuhe, also spezielle Auftrittskonstruktionen, die auf die eigenen Schuhe befestigt werden, sind technisch so aufgebaut, dass sie das Körpergewicht des Trägers auf eine größere Fläche verlagern und somit das Einsinken der Füße im Schnee großteils verhindern. Solche Schneeschuhe gibt es heute bereits unter 100 Euro zu kaufen. Wer auf höhere Qualität setzt, greift am besten bei Produkten ab 150 Euro zu. Gute Wanderstöcke gibt es schon ab Set-Preisen von etwa 50 Euro.
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