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Dass Pilze gegen Diabetes wirksam sein können, ist hierzulande noch kaum bekannt (Foto: Nejc Košir/pexels.com)
Dass Pilze gegen Diabetes wirksam sein können, ist hierzulande noch kaum bekannt (Foto: Nejc Košir/pexels.com)

Pilze gegen Diabetes

Pilze und Zucker – da denken viele an Süßigkeiten und krankmachende Pilze wie Candida albicans. Zu Recht. Dass aber Pilze gegen Diabetes wirksam sein können, ist hierzulande noch kaum bekannt. Zu Unrecht. Denn das Potenzial der „medicinal mushrooms“ ist gut erforscht. Dabei sind nicht die mikroskopisch kleinen Schimmelpilze gemeint, aus denen pharmazeutisch vor allem Penicillin und der Cholesterinsenker Lovastatin gewonnen werden. In der uralten Pilzheilkunde (Mykotherapie) nutzt man sogenannte Großpilze: Pilzarten, deren Fruchtkörper mit bloßem Auge sicht- und mit der Hand greifbar sind. Wir kennen die Klassiker mit Hut und Stiel, es gibt aber auch korallenähnliche Glucken, ungestielte Becherlinge, hutlose Kernkeulen, formlose Schleimpilze, gallertige Öhrlinge, tellerförmige Baumpilze und vieles mehr. Viele davon werden seit Menschengedenken genutzt, man nennt sie Heil- oder Vitalpilze. Sie alle sind ungiftig, und was nicht holzig oder bitter ist, ist gleichzeitig ein Speisepilz, wie z. B. Austernseitling, Eierschwammerl und Champignon.

Mykotherapie

Pilze gehören zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit. Sie leben in engem Verbund mit Pflanzen, deren Wirkstoffe sie aufnehmen. Wie die Pflanzen liefern sie außerdem Vitamine und Mineralstoffe – Nährstoffe, die für Prävention und Heilung wichtig sind. Zusätzlich enthalten sie spezielle pilztypische Stoffe, darunter Ballaststoffe, Triterpene, Gerb- und Bitterstoffe, Enzymhemmer, Antioxidantien und einiges mehr, was bei Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet wird. Da Pilze keine Pflanzen sind, spricht man von sekundären Pilzstoffen.

✓ Dazu zählen Enzymhemmer, die im Darm die Spaltung von Stärke zu Zucker drosseln und so die Zuckeraufnahme senken.

✓ Antioxidantien wie Vitamin E, Phenole, Glutathion und Ergothionein wirken Zellschäden entgegen, wie sie durch die Verzuckerung von Blutgefäßen und -bestandteilen laufend entstehen.

✓ B-Vitamine helfen, Schäden an Nerven und Blutgefäßen zu verhindern. Ihre Schutzwirkung ist schon lange bekannt.

✓ Viele Pilze liefern Vitamin D, das bei Diabetes oft im Mangel ist. Dann fehlt der Schutz der Insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Vitamin D erhöht außerdem die Insulinausschüttung und hält die Diabetes-typische Osteoporose hintan. Pilze liefern zwar „nur“ Vitamin D2, das der Körper erst in das wirksame Vitamin D3 umbauen muss. Doch die Umbau-Verluste werden durch die hohe Konzentration des Vitamins ausgeglichen.

✓ Häufige Diabetes-Folgeerkrankungen werden von den Pilzen gleich „mitgenommen“. Ihre besonderen Ballaststoffe sind Futter für die „Schlankmacherbakterien“ im Darm. Zugleich verhindern sie Hungerattacken und wirken cholesterinsenkend – ein wichtiger Faktor, da hier das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht ist.

Aus heimischen Wäldern

Es gibt gleich mehrere Pilze, die regulierend in den Zuckerstoffwechsel eingreifen. Zum Beispiel der Schopftintling, der Austernseitling und das Judasohr, die auch in Österreich sehr häufig vorkommen. Weltweit bei Diabetes genutzt werden außerdem der Glänzende Lackporling (Reishi, Ling Zhi), Maitake (Klapperschwamm) oder ABM (Mandelpilz). Der Star ist jedoch der Schopftintling oder Coprinus – er soll hier stellvertretend für seine Kollegen veranschaulichen, auf welch vielfältige und gründliche Weise Pilze wirken.

Der Coprinus

Der Schopftintling/Spargelpilz (Coprinus comatus) fällt durch zwei Besonderheiten auf:

~  Vanadium ist ein noch wenig erforschtes Schwermetall und Ultraspurenelement, das offenbar insulinähnliche Wirkung hat. Da bei Ultraspurenelementen kein Bedarf bekannt ist, wurden auch keine Mangelerscheinungen definiert. Es wird aber gemutmaßt, dass der gestörte Zuckerstoffwechsel eine solche sein könnte.

~  Comatin ist eine Variante von Benzaldehyd, welches die Hauptkomponente von Bittermandelöl und Bestandteil vieler ätherischer Öle ist. Wenig überraschend, dass auch Mandeln blutzuckersenkend wirken, auch wenn diese Eigenschaft (fälschlich?) in ihrem Ballaststoff- und Vitamin B-Gehalt zugeschrieben wird. In puncto Ballaststoffe und B-Vitamine kann der Coprinus ebenfalls locker mithalten, und – untypisch für Pilze – enthält er sogar etwas Vitamin C, ein echtes Sorgenkind bei Diabetes.

Coprinus-Extrakte verbessern tatsächlich die Reaktivität der Zellen auf Insulin, das heißt, sie reduzieren die gefährliche Insulinresistenz. Die blutzuckersenkende Wirkung hält stundenlang an, und das bei ausschließlich positiven Nebenwirkungen. Zum Beispiel kann der Coprinus beim Diabetes Typ 1 zur Regulierung des fehlgeleiteten Immunsystems beitragen. Schopftintlinge sind auch hervorragende Speisepilze. Sie poppen von Oktober bis November aus dem Boden.

Nahrung & Extrakte

Da Nahrung bekanntlich auch Medizin ist, sind gerade Pilze schon hilfreich, wenn man sie nur regelmäßig isst. Jedenfalls zur Vorbeugung. Bei bestehenden Leiden wird aber selbst eine tägliche Schwammerlsuppe nicht reichen. Zu Heilzwecken werden daher Extrakte eingesetzt, die man im Handel bekommt: Da gibt es Trockenextrakte in Kapseln oder Flüssigextrakte auf Glycerinbasis. Es gibt auch Pulver von ganzen Pilzen, dieses entspricht aber hinsichtlich der Wirkung eher dem Genuss einer Pilzmahlzeit und dient dementsprechend der Vorbeugung.

Volksheilkundlich überliefert und durch einige Studien bestätigt sind die Wirkungen von Heißwasserextrakten – dabei werden die Pilze gründlich ausgekocht. Diese Abkochung wird getrunken oder aber eingekocht und das Wasser vollständig abgedampft, bis nur noch der Trockenextrakt übrig ist. Diese Extrakte werden kurmäßig angewendet, bei chronischer Erkrankung kann man sie auch in mäßiger Menge zum Essen einnehmen.

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