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Die fünf bis zehn Millimeter großen Lymphknoten können bei Infektionen um ein Vielfaches anschwellen (Foto: AlexRaths/iStockphoto.com)
Die fünf bis zehn Millimeter großen Lymphknoten können bei Infektionen um ein Vielfaches anschwellen (Foto: AlexRaths/iStockphoto.com)

Lymphknoten: klein, aber lebenswichtig

Auch wenn man von den Lymphknoten im Alltag kaum Notiz nimmt, sind sie für die Gesundheit sehr bedeutsam. Überall im Körper, etwa in der Achsel, in der Leiste, am Hals, in den Kniekehlen, an der Bauchvorderseite und in der Nähe innerer Organe, sind die insgesamt 600 bis 700 fünf bis zehn Millimeter großen Lymphknoten (nodi lymphoidei) zu finden. Sie sind essenzielle Bestandteile des Immunsystems. Vereinfacht ausgedrückt kann man sie als Filter, Fabriken und Speicher innerhalb des lymphatischen Gefäßsystems bezeichnen. Dieses ist über den gesamten Körper verteilt und steht mit dem Immunsystem und dem blutbildenden System im Knochenmark in engem Zusammenhang. Neben den Lymphknoten und den Lymphbahnen gehören auch noch Milz, Thymusdrüse, Mandeln, lymphatisches Gewebe im Dünndarm, der Blinddarm und das Knochenmark zum Lymphsystem. Die Lymphe (Gewebswasser) transportiert Abfallstoffe ab und entwässert das Gewebe. Ohne dieses Abwassersystem würde der Mensch schlichtweg platzen. Die Aufgabe der Lymphknoten ist die eines Filters für die Lymphe innerhalb einer Körperregion. Jedes der bohnenförmigen kleinen Organe produziert und lagert Abwehrzellen, die Infektionen im Körperbekämpfen.

Zwei Liter am Tag

„Das Lymphsystem fließt parallel zum Blutkreislauf. Die Lymphe wird über ein Gefäßnetz von der Peripherie über die Lymphknoten in die großen Körpervenen und somit in den Blutkreislauf eingeleitet“, erklärt Primar Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker, Dermatologe und Immunologe im Kepler Universitätsklinikum Linz. Die Lymphe umfließt die Zellen, nimmt Krankheitserreger, Eiweiße, überschüssiges Gewebswasser, Gifte und Abfälle des Stoffwechsels mit und entsorgt sie über die Ausscheidungsorgane Leber, Nieren und Darm. Täglich fließen rund zwei Liter Lymphe durch das System, das als Motor keine Pumpe wie der Blutkreislauf mit dem Herzen hat. Die Lymphe braucht unsere Bewegung, damit ihr Fluss angeregt wird. Die Muskeln drücken auf die Lymphgefäße und treiben auf diese Weise das Gewebswasser weiter.

Wie Lymphknoten arbeiten

Der Lymphknoten stellt einen durchflossenen Filter dar, der alle in der Lymphe befindlichen Partikel herausfiltert. Die eingelagerten Immunzellen erkennen Krankheitserreger und vermehren sich rasch, um die Eindringlinge zu zerstören. Zu diesem Zweck müssen die Keime aber nicht unbedingt in den Lymphknoten gespült werden, denn in der Lymphe sind allerorts Lymphozyten (Immunzellen) in geringer Zahl vorhanden, um gegen Keime vorzugehen. Gleichzeitig bringen die Abwehrzellen Bruchstücke der zerstörten Erreger in die Lymphknoten, wo die Produktion weiterer Abwehrzellen gesteigert wird und diese zur Verstärkung zum Infektionsherd geschickt werden.

Während Lymphknoten auf Hochtouren arbeiten, schwellen sie auf zwei Zentimeter Größe (oder mehr) an und werden kugelig. Sie lassen sich verschieben und schmerzen manchmal, wenn man sie drückt. Am Hals etwa, wo die Lymphknoten oberflächlich liegen, kann man sie dann gut tasten. Man spricht beim Anschwellen von einer Lymphadenitis, einer Lymphknotenentzündung. Kommt es auch zu einer Entzündung der Lymphgefäße und -bahnen, handelt es sich um eine Lymphangitis, die sich als roter Streifen auf der Haut zeigt. Dieser Strich mag für Laien wie eine gefährliche Blutvergiftung aussehen, hat damit aber nichts zu tun und verläuft meist harmlos. Sobald die Infektion vorüber ist, klingt die Entzündung von Lymphknoten bzw. Lymphbahnen wieder ab. Meist schwellen die Lymphknoten in der Region der Infektion an, in seltenen Fällen, etwa bei einer HIV-Infektion, kann es zu einem Anschwellen am ganzen Körper kommen.

Werden Lymphknoten entfernt, kann dies zu Lymphödemen führen. Dann helfen Lymphdrainagen und Stützstrümpfe, um den Lymphstau zu beseitigen (Foto: Moncherie/iStockphoto.com).

Geschwollene Lymphknoten

Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich werden sehr häufig vom Anschwellen der Lymphknoten begleitet. Auch eine Mandelentzündung ist eigentlich eine Lymphknotenschwellung, weil die Mandeln eine Ansammlung kleinster Lymphknötchen sind. Zu den Virusinfektionen, die Lymphknoten häufig anschwellen lassen, gehören Schnupfen-, Grippe-, Adeno- und Parainfluenzaviren, die Atemwegsinfektionen auslösen, sowie Herpes simplex Viren und das Epstein-Barr-Virus, das zum Pfeifferschen Drüsenfieber führt. Auch Masern, Mumps und Röteln lassen die Filterknoten anschwellen.

Zu den Bakterien, die für geschwollene Lymphknoten sorgen können, zählen Tuberkuloseerreger, Chlamydien, Staphylokokken und Streptokokken. Auch Pilzinfektionen und Toxoplasmose (parasitäre Erkrankung) können Ursache für eine Lymphadenitis sein. Selten führen körpereigene Zellen zur Schwellung, nämlich dann, wenn sie genetisch mutiert sind und nicht mehr als körpereigen identifiziert werden. Das ist etwa bei Tumorzellen oder Autoimmunerkrankungen der Fall.

Ernste Erkrankung?

Angeschwollene Lymphknoten im Zuge eines Infekts zeugen von einem aktivierten und gesunden Abwehrsystem. Ist z. B. eine Rachenentzündung abgeklungen, schwellen sie wieder ab. Auf eine ernste Erkrankung kann es hindeuten, wenn die Lymphknotenentzündung länger als drei Wochen andauert, oder wenn Lymphknoten ohne erkennbare Ursache anschwellen. Dann sollte man die Ursache ärztlich abklären. Kommen Symptome wie Nachtschweiß, rasche Gewichtabnahme und plötzliche Müdigkeit sowie Leistungsabfall dazu, kann das auf eine schwere Erkrankung hinweisen.

Entsteht durch die Entartung von Lymphzellen im Lymphknoten eine bösartige Geschwulst, spricht man von einem Lymphom (Lymphknotenkrebs). Man unterscheidet Non-Hodgkin- und Hodgkin-Lymphome. Auch die akute lymphatische Leukämie (ALL) und die chronische lymphatische Leukämie (CLL) führen zu Lymphknotenschwellungen. Zur Differenzialdiagnose braucht es ein Abtasten der Knoten, eine Röntgen- und Ultraschalluntersuchung, Laboranalyse und eventuell eine Gewebsprobe des Lymphknotens.

„Wächterlymphknoten“

Eine besondere Aufmerksamkeit bei Krebs kommt dem „Wächterlymphknoten“ (Sentinel-Lymphknoten) zu. Er ist die erste Filterstation im Lymphabflussgebiet eines bestimmten Organs oder einer Region, wo ein Tumor angesiedelt ist. Der Wächterlymphknoten wird bei einem Karzinom als erster mit Tumorzellen überflutet, bevor diese weitergetragen werden. Bei einem Melanom etwa wird er ab einer bestimmten Tumordicke radioaktiv markiert und bei der Krebs-OP ebenfalls entnommen. Lassen sich bei der pathologischen Untersuchung des Lymphknotens Tumorzellen feststellen, zieht dies meist eine vollständige Entfernung aller regionalen Lymphknoten nach sich.

Auch bei Kopf-Hals-Tumoren, Brust- und Prostatakrebs werden die Wächterlymphknoten zusätzlich zum Tumor entfernt und auf Tumorzellen untersucht, um festzustellen, ob sich diese bereits über die Lymphe in andere Lymphknoten oder Organe ausgebreitet haben.

Prim. Wolfram Hötzenecker: „Die Entfernung einzelner Lymphknoten macht meist keine Probleme. Werden aber mehrere oder alle Lymphknoten der Region entfernt, kann dies zu Lymphödemen führen, weil die Lymphflüssigkeit nicht mehr ausreichend abtransportiert werden kann. Je nach Lokalisation können Lymphdrainage bzw. das Tragen von Stützstrümpfen helfen, den Lymphstau zu beseitigen.“

Tipp: Lymphfluss anregen

Lymphdrainage und vor allem Bewegung helfen, den Lymphfluss anzuregen und damit das Immunsystem zu stärken. Folgende Übung können auch ältere Menschen durchführen, um die Beine zu entwässern und einem Lymphstau vorzubeugen.

Übung: An einer Stuhllehne festhalten und fünf Sekunden lang auf die Zehenspitzen stellen, dann auf die Fersen zurückwippen und 5 Sekunden dort verharren. Je 30-mal wiederholen.

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