Bei aller Wirkkraft sind Hydrolate – im Gegensatz zu ätherischen Ölen – mild und sanft. Sie werden auch von alten und gebrechlichen Menschen sowie von Babys gut vertragen. Auch für Schwangere sind sie geeignet. So passen sie gut in die heutige Zeit, wo diffuse Irritationen im Verdauungstrakt, auf der Haut, im Stoffwechsel oder Immunsystem die Medizin oft vor Rätsel stellen. Synthetische Medikamente werden häufig schlecht vertragen, Nebenwirkungen stellen sich ein. Hydrolate eröffnen hier neue Möglichkeiten, sind sie doch bei aller Sanftheit gehaltvoll und intensiv.
Machen oder kaufen
Immer mehr Menschen machen sich vom Handel unabhängig und destillieren selbst. Kleinere Destillen für den Hausgebrauch sind bei uns legal und preisgünstig erhältlich. Für den Anfang tut es aber ein großer Topf mit Dampfeinsatz. So entstehen Wässer von allerhand Wildkräutern, die man im Handel schwer oder gar nicht bekommt.
Beim Kauf wichtig: Achten Sie auf die Qualität. Hydrolate werden auch als Pflanzenwässer bezeichnet, umgekehrt ist aber nicht jedes Pflanzenwasser ein Hydrolat. Bei einem Literpreis um 15 Euro hat man sicher kein Destillationsprodukt vor sich. Bei diesen günstigen Wässern, die gut zum Aromatisieren von Speisen geeignet sind, handelt es sich um Wässer, die mit (natürlichem oder künstlichem) ätherischem Öl versetzt wurden. Solange man sich bewusst ist, dass hier kein Heileffekt zu erwarten ist, ist dagegen nichts einzuwenden.
Prinzipiell gilt: Hydrolate sind bei gutem Handling rund ein Jahr lang haltbar. Für den Handel ist das zu kurz, daher werden sie häufig mit Alkohol versetzt, was jedoch die Anwendungsmöglichkeiten stark einschränkt. Eine ganz andere Möglichkeit, die Haltbarkeit zu verlängern, ist die Zweifachdestillation oder Kohobation. Dabei wird das Hydrolat ein zweites Mal mit neuem Pflanzenmaterial destilliert. So wird es konzentrierter, intensiver, wirksamer. Und länger haltbar, weil auch die antimikrobiellen Bestandteile stärker konzentriert sind.
Tipp: Aromaküche
Hydrolate sind in der Küche ein wahrer Segen. Während beim ätherischen Öl ein einziger Tropfen ein Gericht ungenießbar machen kann, ist das Dosieren bei den Pflanzenwässern einfach.
- Lemongrass-Hydrolat, egal ob pikant oder süß
- Lorbeer- & Thymian-Hydrolat
- Pfefferminz-Hydrolat für errischende Desserts
- Zimt-Hydrolat (in Topfen- cremes und Kuchenteigen)
- Rosen- und Zitrus-Hydrolate machen sich in Getränken und Desserts gut,
- Zitronen- und Orangen-Hydrolate in bunten Eintöpfen.
Hydrolat statt Limonad’
Wer versucht, sich regelmäßiges Trinken zur Gewohnheit zu machen, pures Leitungswasser aber nicht so gerne mag, findet in den Hydrolaten gute Unterstützer. Schon ein Teelöffel Hydrolat macht einen halben Liter Wasser zum Genuss. Morgens oder abends vor dem Zubettgehen sind gute Zeitpunkte dafür. Gegenüber Säften haben Hydrolate den Vorzug, frei von Zucker und jeglichen Zusatzstoffen zu sein. Probieren Sie einmal ein Glas Wasser mit einem Spritzer Neroli. Das Orangenblütenwasser erfreut das Herz bei seelischen Irritationen, von schlechter Laune bis hin zu Schockzuständen.
Wasser vs. Öl
Ein Hydrolat enthält ähnliche Wirkstoffe wie das ätherische Öl einer Pflanze. Sie ähneln einander auch im Wirkprofil. Jedoch hat das Hydrolat oft Wirkungen, die das ätherische Öl nicht hat – und umgekehrt. Im Hydrolat liegen sogenannte Artefakte vor, also Stoffe, die erst durch die Destillation entstehen.
Die wahre Stärke der Hydrolate liegt in ihrer Sanftheit. Ätherische Öle sind hochkonzentriert, und selbst bei richtiger Dosierung kommt es oft zu Reizungen und allergischen Reaktionen. Dagegen sind Hydrolate durch ihren wässrigen Charakter sogar zur innerlichen Anwendung bedenkenlos geeignet, sei es als Beigabe zu Tee, Wasser oder Speisen. Äußerlich können sie unverdünnt auf die Haut gesprüht oder zum Tränken einer Kompresse verwendet werden. Bei fast allen Anwendungen ist wichtig, dass das Hydrolat nicht mit Alkohol konserviert wurde.
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