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Ärzte raten zur Vorbeugung ab dem 35. Lebensjahr zumindest alle drei Jahre eine Screening-Untersuchung zu machen (Foto: dragana991/iStockphoto.com)
Ärzte raten zur Vorbeugung ab dem 35. Lebensjahr zumindest alle drei Jahre eine Screening-Untersuchung zu machen (Foto: dragana991/iStockphoto.com)

Diabetes vorbeugen? Es geht!

Veronika war sichtlich betroffen als der Arzt bei ihr Typ-2-Diabetes diagnostizierte: „Ich war schockiert, immerhin bin ich erst 39-Jahre alt. Ich dachte, das bekommen nur alte Leute. Außerdem bin ich keine, die gerne nascht. Ich esse fast nichts Süßes“, sagt die Büroangestellte. Ein Irrglaube, den viele haben, weiß auch Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie sowie Professorin für Gender Medicine an der MedUni Wien und Leiterin des Instituts für Gendermedizin „la pura“ in Gars am Camp.: „Die Diabetes-Typ-2-Patienten werden immer jünger, wie wir in Studien, aber auch in der Praxis feststellen“. Zudem bekäme man Diabetes nicht nur, weil man viel Süßes isst. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang reichlich Zucker essen und nie an Diabetes erkranken, und genauso gibt es Fälle wie Veronika. „Auch schlanke Menschen können Diabetes Typ 2 bekommen“, betont die Medizinerin. Wer also ist tatsächlich gefährdet und was kann man tun, um sein Diabetes-Typ-2-Risiko zu senken?

Risiko einschätzen und testen

Es müssen meist einige Risikofaktoren zusammenkommen, damit sich ein Diabetes Typ 2 manifestiert. „Vor allem ist es der Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung, Stress, Schlafmangel, aber auch genetische Faktoren, die das Risiko der Erkrankung erhöhen“, sagt Dr. Kautzky-Willer. Das größte Problem an der Krankheit ist, dass sie lange Zeit unbemerkt verläuft. „Sie können über zehn Jahre lang einen Prädiabetes oder Diabetes entwickeln, ohne es zu bemerken. Denn sind die typischen Symptome wie vermehrtes Durstgefühl, Wundheilungsstörungen, ständiger Harndrang oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen sowie Müdigkeit und Schwäche bereits vorhanden, besteht schon ein Diabetes mit hohen Blutzuckerwerten.“

Daher raten Ärzte, und das ist zur Vorbeugung für Diabetes essenziell, ab dem 35. Lebensjahr zumindest alle drei Jahre eine Screening-Untersuchung zu machen, um einen Diabetes mellitus oder einen Prädiabetes rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls gegenzusteuern. Denn der normale Blutzuckerwert bei einem Bluttest gibt oft nicht genügend Aufschluss darüber, ob sich bereits ein Prädiabetes oder Diabetes entwickelt. Bei einem Screening misst der Arzt den Zuckerlangzeitwert (HbA1c), den nüchternen Blutzuckerwert und führt gegebenenfalls einen Zuckerbelastungstest durch. „Es kann sein, dass der Blutzuckerwert normal ist, aber Langzeitzucker und Zuckerbelastungstest zeigen bereits einen Prädiabetes“, so Dr. Kautzky-Willer. Leidet man schon an Prädiabetes, sollte ein Screening jährlich durchgeführt werden. Diese Vorstufe zum Diabetes unterscheidet sich von Diabetes übrigens nur in den gemessenen Werten und nicht in der Symptomatik oder anderen Indikatoren. Sie kann als leichte Form des Diabetes angesehen werden, die auch zu Gefäß- und Nervenschäden führen kann.

Präventionsmaßnahmen

Studien haben gezeigt, dass die Anzahl an Diabeteserkrankungen durch Lebensstilmodifikationen um die Hälfte reduziert werden kann. „Egal, ob man Diabetes vermeiden möchte, sich bereits in einer Prädiabetes-Phase befindet oder schon eine manifeste Diabeteserkrankung hat: Das Gute an der Krankheit ist – im Gegensatz zu vielen anderen –, dass man das Ruder immer herumreißen kann. Man kann stets gegensteuern und sogar mit einem manifesten Diabetes, der sich vielleicht schon jahrelang eingeschlichen hat, in vielen Fällen wieder normale Zuckerwerte ohne Medikamente erreichen“, weiß die Spezialistin aus Erfahrung.

Lebensalltag modifizieren

Eine genaue Analyse des eigenen Lebens kann ein erster Schritt sein, sich bewusst für mehr Gesundheit zu entscheiden: Schlafe ich genug? Wie viel Stress habe ich in meinem Leben? Wie oft esse ich Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunde Fette? Wie oft „sündige“ ich? Betreibe ich ausreichend Sport? Wo könnte ich mehr Bewegung im Alltag einbauen? Denn bereits kleine Schritte können langfristig die Gesundheit fördern.

Vor allem der Bewegungsmangel ist einer der größten medizinischen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Gerade dieser fördert die Entstehung der Insulinresistenz. Denn ein Muskel, der sich nicht betätigt, verbraucht weniger Energie. Dadurch vermindert sich seine Bereitschaft, Glukose aufzunehmen. Als Folge werden Mechanismen aktiv, die die Einschleusung der Energie in die Zelle verhindern, wie z. B. die Glukose aus dem Blut in die Zelle mittels Insulin. Körperliche Betätigung hingegen führt zu einer Steigerung der Insulinempfindlichkeit und wirkt der Insulinresistenz entgegen.

Gewicht reduzieren

Um das Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes deutlich zu reduzieren, wird bei gefährdeten bzw. bei Menschen mit Prädiabetes eine Gewichtsreduktion von sieben Prozent des Ausgangsgewichts empfohlen. Studien in Kooperation mit der MedUni Wien haben gezeigt, dass selbst sehr stark übergewichtige Diabetiker von Bewegungsprogrammen profitieren und Gewicht und Blutzuckereinstellung verbessern können. „Optimal wäre die Erzielung des Normalgewichts mit einem BMI unter 25kg/m2. Wobei auf jeden Fall die Erreichung eines BMI unter 30kg/m2 angestrebt werden sollte“, so Dr. Alexandra Kautzky-Willer.

Die bewährteste Methode, sein Gewicht zu reduzieren, ist neben regelmäßiger Bewegung die Ernährungsumstellung. Das bedeutet, dass man keine Extremdiäten machen sollte, sondern seine Ernährung Schritt für Schritt von einer zucker- sowie fettreichen Ernährung auf eine gesunde Mischkost mit einem hohen Ballaststoffanteil und gesunden Fetten umstellt. „In Studien konnten wir feststellen, dass die mediterrane Kost mit einem hohen Anteil an Gemüse, Obst, Vollkorn, Oliven- und Rapsöl günstige Auswirkungen sowohl auf den Zuckerstoffwechsel als auch auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat“, betont die Medizinerin.

Individuell

Im Grunde geht es bei der Prävention, aber auch bei einer bestehenden Diabetes-Erkrankung, darum, die Risikofaktoren auszuschalten bzw. zu minimieren. Und diese sind stets sehr individuell. Bei dem einen kann es das Übergewicht und das Rauchen sein, bei dem anderen der Schlafmangel, Stress, Depression und mangelnde Bewegung. „Wir wissen ja ganz genau, was uns gesund hält bzw. gesund macht, wir müssen das aber auch umsetzen. Und wir vergessen dabei oft, wie effektiv ein wenig mehr Bewegung, ein bisschen weniger Stress und eine bessere Ernährung sein können. Andererseits ist es doch auch beruhigend, wenn man genau weiß, wie man bei dieser Krankheit gegensteuern kann. Denn selbst mit einem bestehenden Diabetes kann man so komplett wegkommen von Medikamenten“, gibt Dr. Kautzky-Willer zu bedenken. Dazu brauche es aber auch die Ernsthaftigkeit, sein Leben ändern zu wollen, die Disziplin, das durchzusetzen und Gesundheitspersonal, das einen dabei unterstützt. „Aber auch, wenn das aufgrund genetischer Ursachen oder einer schon zu stark geschädigten Bauchspeicheldrüse nicht mehr gelingt, können häufig zumindest Medikamente reduziert und die Lebensqualität verbessert werden.“

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Das Kneipp-Programm mit seinen 5 Säulen Wasser, Heilkräuter, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung sowie die breit gefächerten Angebote in unseren rund 200 Kneipp-Aktiv-Clubs bieten eine optimale Grundlage für ein aktives, natürliches und gesundes Leben! Interessante Vorträge, gemeinsame Aktivitäten und Bewegungsprogramme, der Austausch mit Gleichgesinnten, nützliche Gesundheits- und Alltagstipps und vieles mehr unterstützen bestmöglich bei der Minimierung unserer Diabetes-Risikofaktoren.

Risikofaktoren auf einen Blick

~  Bewegungsmangel

~  Verwandte ersten Grades mit Diabetes

~  Bluthochdruck (≥ 140/90 mm Hg; Einnahmeblutdrucksenkender Medikamente)

~  hohe Triglyzeride, niedriges HDL-Cholesterinbzw. hohes LDL-Cholesterin

~  bei Frauen: polyzystisches Ovarialsyndrom,Geburt eines Kindes, das mehr als 4,5 kg Geburtsgewicht hatte sowie ein vorangegangener Schwangerschaftsdiabetes

~  bei Männern: erektile Dysfunktion

~  Herz-Kreislauf-Erkrankungen

~  Prädiabetes

~  asiatische, afrikanische oderlateinamerikanische Herkunft

~  Acanthosis nigrans (Überpigmentierung derHaut in der Achsel- bzw. Leistenregion)

~  Rauchen und übermäßig Alkohol trinken

~  häufiger Fastfood-Konsum bzw.ungesunde Ernährungsweise

~  erhöhter Bauchumfang(auch bei normalem BMI)

~  Metabolisches Syndrom, dessen Ursprungdie Insulinresistenz ist

Lesen Sie auch: Pilze gegen Diabetes, Folder “Diabetesprävention mit den fünf Kneipp-Säulen

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