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Dr. Regina Webersberger ist Allgemeinmedizinerin, Kneipp-Ärztin und Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Kneipp-Medizin und traditionelle europäische Medizin.
Dr. Regina Webersberger ist Allgemeinmedizinerin, Kneipp-Ärztin und Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Kneipp-Medizin und traditionelle europäische Medizin.

„Allergien sind relativ gut behandelbar“

KNEIPP: Die Temperaturen steigen langsam, die Pollensaison beginnt. Welche Pollen machen derzeit Allergiker zu schaffen?

Dr. Regina Webersberger: Die sogenannten Frühblüher sind aktuell stark vertreten. Sie blühen nach dem Winter zuallererst. Das sind Hasel und Erle.

Was raten Sie jenen, die darunter leiden?

Jetzt und generell kann ich nur jedem raten, täglich den Pollenwarndienst oder andere Online-Plattformen für die aktuellen Pollenfluginformationen aufzusuchen. Die Belastung kann sich jederzeit ändern und so sieht man die lokale Verteilung der Pollen. Bei starker Pollenbelastung empfehle ich, sofern es möglich ist, sich nicht viel draußen aufzuhalten und keine Wanderung oder längeren Spaziergänge zu machen. Die Vermeidung der Allergene ist neben den Medikamenten wichtig in der Therapie. 

Die Hauptsaison für Heuschnupfen ist von Frühling bis Spätsommer. Wie können sich Allergiker jetzt schon darauf vorbereiten?

Man kann sein Immunsystem und sein Mikrobiom stärken – mit der richtigen Ernährung, Sport und Kneipp-Anwendungen. Dadurch kann der Körper mit der Belastung besser umgehen. 

Welche Therapien sind vielversprechend bei Heuschnupfen?

Einerseits gibt es Medikamente. Das ist eine symptomatische Therapie. Sie mildert die Symptome, ändert aber nichts am Grundproblem. Neben der Behandlung der Beschwerden ist die Hyposensibilisierung das zweite Standbein einer Allergietherapie. Mit dem langsamen Gewöhnen des Körpers an die allergenen Substanzen durch Injektionen oder Einnahme soll eine Desensibilisierung stattfinden. 

Mit welchen Erfolgschancen kann man hier rechnen?

Die Erfolgschancen hängen von den Allergenen selbst ab und sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Birkenallergie ist relativ gut behandelbar. Je mehr Allergien man hat, desto schwieriger wird es, da man nicht alle gleichzeitig behandeln kann. Etwa bei einem Viertel der Behandelten verschwindet die Allergie ganz. Beim Rest werden die Symptome deutlich weniger und der Heuschnupfen leichter. 

Die Immuntherapie ist nun schon relativ alt. Gibt es hier keine neuen Therapien?

Zu diesen Themen wird sehr viel geforscht. Vor allem auch, weil immer mehr Menschen unter Allergien leiden. So hat man festgestellt, wie wichtig ein gesundes Mikrobiom für die Verhinderung von Allergien ist. Es ist mittlerweile nachgewiesen, dass es eine gesunde Bakterienbesiedelung nicht nur im Darm gibt, sondern überall am und im Körper: In der Blase, auf der Haut oder sogar in der Lunge findet man ein Gleichgewicht aus guten und schlechten Bakterien. Und hierzu spielt die Ernährung aber auch die Qualität der Luft, die wir einatmen, ja unsere gesamte Lebensweise und die Umweltbedingungen eine wichtige Rolle. 

Was machen viele Heuschnupfen-Patienten falsch?

Immer wieder nehmen sie Medikamente zu spät und zwar erst dann, wenn schon alles zugeschwollen ist. Vor allem Teenager sind oft gedankenlos. Man sollte sich aber darum kümmern, denn eine Allergie kann auch schlimmer werden und zu Asthmaproblemen führen. 

Welche alternativen Möglichkeiten der Therapie gibt es?

Mit Akupunktur lassen sich Symptome von Allergien gut lindern. Auch hier sollte man allerdings schon im Winter damit beginnen. Aber auch Entschlackungskuren und Fasten im Frühjahr helfen, Allergien zu mildern. 

Welche Möglichkeiten bietet die Natur?

Spannend ist, dass Heuschnupfen schon sehr lange bekannt ist. Sebastian Kneipp hat den Ausdruck „Heufieber“ verwendet. Der Begriff Allergie wurde aber erst im 20. Jahrhundert definiert. Pfarrer Kneipp hat bei Heuschnupfen Abhärtung durch Wasseranwendungen empfohlen, um das Immunsystem zu stärken. Er ist ebenso dem Prinzip der Gewöhnung gefolgt: mit Honig in kleinen Dosen (etwa ein halber Teelöffel am Tag), da sich darin Pollen befinden. Mit einer heutigen Immuntherapie kann man das aber nicht vergleichen. 

Können Allergien zu jeder Zeit im Leben auftreten?

Theoretisch ist das möglich, aber untypisch. Am häufigsten treten Allergien in der Kindheit auf. Je älter man wird, desto unwahrscheinlicher ist es. 

Wie unterscheidet man eine Erkältung von einer beginnenden Pollenallergie?

Das kann sehr schwierig sein, vor allem zu Zeiten, wo beides möglich ist. Die Symptome sind praktisch die gleichen. Allergischer Schnupfen ist aber eher wässriger und bei einer Allergie tritt der Juckreiz ein – auf Zunge, Nase und Augen. Aber nur ein Allergietest kann definitiv nachweisen, ob es sich dabei um eine Allergie handelt. 

Welche Tipps haben Sie noch bei Heuschnupfen?

Man sollte daheim nur in der Früh lüften. Je wärmer es wird, desto besser werden die Pollen in der Luft verteilt. Das sollte man auch beim Hinausgehen bedenken und bei starkem Pollenflug und Hitze Ausflüge vermeiden. In der Hauptsaison empfiehlt es sich auch, die Kleidung, die man draußen getragen hat, zu waschen und daheim etwas anderes anzuziehen. Oder auch die Bettwäsche öfters in die Wäsche zu geben. 

Lesen Sie auch: Die mächtigsten Allergiepflanzen Teil 1 und Teil 2

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