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Was kommt in den Napf? Wie beim Menschen auch, sollte es abwechslungsreich und bunt sein (Foto: Chalabala/iStockphoto.com)
Was kommt in den Napf? Wie beim Menschen auch, sollte es abwechslungsreich und bunt sein (Foto: Chalabala/iStockphoto.com)

Was dem Hund guttut

In der Ära des Do-it-yourself (DIY) bereiten immer mehr Menschen das Futter für ihren Hund selber zu. Dafür gibt es viele gute Gründe: Die Hunde sind begeistert, es bringt Abwechslung in den Futternapf, es fördert die Zahngesundheit, man kann gezielt regionale und biologische Produkte verwenden, es ist kostengünstiger als qualitativ gleichwertiges Fertigfutter, und es ist garantiert frei von Zusatzstoffen. Allergien, Übergewicht, Nieren- und andere Probleme können optimal berücksichtigt werden. Und nicht zuletzt ist es ein interessantes, komplexes Thema.

Diese Komplexität führt uns freilich direkt zu den Nachteilen: Es erfordert nämlich ein Mindestmaß an Sachkenntnis, wenn man sich nicht sklavisch an ausgefuchste Menüpläne halten will. Der Hundeorganismus ist nicht weniger komplex als der des Menschen, daher kann man einen Hund auch nicht viel einfacher ernähren als einen Menschen, ohne gesundheitliche Schäden zu riskieren.

Was ist BARF?

Beim Thema selbstgemachtes Hundefutter kommt man um den Begriff BARF nicht herum. Das Akronym kommt ursprünglich aus dem Englischen: „Born-Again Raw Feeders“ (auf Deutsch: wiedergeborene Rohfütterer) bezeichnet Menschen, die ihre Hunde ausschließlich roh ernähren; etwas gewagt, weil „barf“ auf Englisch eigentlich „sich übergeben“ heißt. Außerdem hat der Auferstehungs-Begriff eine allzu spirituelle Komponente. Über „Biologically Appropriate Raw Food“ ergab sich die heute im Deutschen übliche Übersetzung „biologisch artgerechtes Rohfutter“. Und hier fängt der Diskurs auch schon an. Rohfutter wird Hundehaltern als gesund, artgerecht und frisch ans Herz gelegt. Jedoch sind zwei dieser drei Begriffe ideologischer Natur: Ob Frischkost ausnahmslos immer artgerecht und somit gesund ist, lohnt es zu hinterfragen.

Die Debatte erinnert stark an den Paläo-Trend in der Humanernährung: Man vergleicht mit den Vorfahren in der Jungsteinzeit, also vor rund 10.000 Jahren. Für den Menschen wird eine Ernährung aus den damals möglicherweise verfügbaren Nahrungsquellen abgeleitet, für den Hund wird die Ernährung aus der heutigen Ernährung des Wolfes abgeleitet. Dabei kann man in beiden Fällen nur mutmaßen, wie die Ernährung vor 10.000 Jahren wirklich ausgesehen hat, und es ist unwahrscheinlich, dass der Verdauungstrakt noch genau derselbe ist. Bei Hunden gilt es zu bedenken, dass sie jahrtausendelang die Abfälle der Menschen zu fressen bekamen. Fleisch wird kaum dabei gewesen sein, davon hatten die Menschen selbst nicht viel. Mit dem Aufkommen der Aristokratie war die Jagd den Adeligen vorbehalten, und nur die privilegierten blaublütigen Jagdhunde erhielten zu ihrem eingeweichten Brot etwas Fleisch.

So war die Lebenserwartung der Hunde denkbar kurz. Diejenigen, die unter diesen „ab-artigen“ Bedingungen am besten gediehen, wurden zur Zucht verwendet. Es liegt also auf der Hand, dass der Hund nach vielen Tausend Generationen nicht nur äußerlich kein Wolf mehr ist, sondern dass sich auch seine Verdauung der des Menschen angenähert hat.

Das soll keinesfalls heißen, dass Hunde von altem Brot leben können. Jedoch wird der Fleischanteil mit vier Fünfteln der Ration und mehr mitunter so hoch angesetzt, dass fraglich ist, ob denn ein wildlebender Wolf überhaupt so viel Fleisch bekommt. Es ist ein Irrglaube, dass Wölfe fast nur Fleisch fressen. Erstens verschmähen sie nicht den pflanzlichen (bereits enzymatisch aufgeschlossenen) Darminhalt ihrer Beutetiere, zweitens fressen sie auch Nüsse oder Obst. Zum Beispiel, wenn sie tagelang keine Beute machen – womit auch gleich die Notwendigkeit der wöchentlichen „Null-Diät-Tage“ für Hunde in Frage gestellt ist. Unterm Strich ist der Hund ein Omni-Carnivor, ein Allesfresser mit Tendenz zum Fleischfresser. Mit Eiern, Topfen, Erbsen und Getreide können die meisten Hunde tatsächlich auch fleischlos gesund alt werden. Dies erfordert jedoch einiges an Know-how.

Roh versus gekocht

Hunde fressen lieber warm als kalt und lieber Gegartes als Rohes. Pflanzliche Nahrung wird besser verdaulich, wenn sie gekocht wurde. Und wie er wähnt ist auch der pflanzliche Magen- und Darminhalt von Beutetieren nicht mehr ganz frisch, sondern enzymatisch denaturiert. Analog dazu könnte man Pflanzliches gekocht und Tierisches roh anbieten. Letztlich kommt es vor allem darauf an, was denn nun tatsächlich im Napf landet. Wie beim Menschen auch, sollte es abwechslungsreich und bunt sein. Wie gut das angenommen und vertragen wird, hängt vom einzelnen Hund ab.

• Knochen. Hunde lieben Knochen. Gegarte Knochen sind allerdings schwer verdaulich und können Verletzungen im Verdauungstrakt anrichten. Hingegen sind rohe Knochen für gesunde Hunde mit gesunden Zähnen(!) gut verwertbar. Die leichten Hühnerknochen werden besonders gut „aufgelöst“, wie man am weißlichen Kot erkennen kann. Ist ein Hund das Knochenfressen gewöhnt, wird er sie genüsslich und in aller Ruhe feinsäuberlich zerkleinern, bevor er sie schluckt. Anfängern, die ihr Glück nicht fassen können, gibt man besser Hühnerhälse: Ihre kleinen, rundlichen Knöchelchen werden auch bei der größten Euphorie nicht zur Gefahr. Doch kein Hund ist wie der andere, und wer die Hühnerkrägen auch nach längerer Eingewöhnung hastig verschlingt, darf keine Knochen bekommen. Man kann sie aber gut durch Mineralstoffpulver ersetzen. Wichtig: Knochen dürfen nur roh gefüttert werden!

Vegan, Low-Carb, Stärke?

Immer wieder fließen Trends aus der Humanernährung in die Hundeernährung ein. So gibt es vegane Hundehalter, denen auch die tierische Nahrung ihres Hundes nicht mehr in ihr Lebenskonzept passt. Manche Hunde können tatsächlich rein pflanzlich ernährt werden, ohne Mangelzustände zu entwickeln. Es ist jedoch eine Gratwanderung, die eine professionelle Beratung erfordert. Bei Welpen, alten oder kranken Hunden, trächtigen oder säugenden Hündinnen ist davon aber grundsätzlich abzuraten.

~  Auch der schlechte Ruf der Kohlenhydrate hat die Hundeernährung erreicht. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob Hunde Kohlenhydrate brauchen oder nicht. In Online-Futter-Rechnern muss man
sich meist entscheiden: Getreide – ja oder nein? Dabei wird nicht nur die Kohlenhydrat-, sondern auch die Gluten-Thematik vom Menschen auf den Hund übertragen. Viele achten auf ein Weizen-freies Futter, und einige verzichten ganz auf Getreide, inklusive Hafer, Reis, Mais und Hirse.

~  Eigentlich sollte die Frage lauten: Stärke – ja oder nein? Laut einer neueren Studie ist das Vorhandensein von Amylase, dem Enzym zum Stärkeabbau, rassespezifisch. Demnach können Rassen aus kargen Gegenden die Stärke aus Getreide, Kartoffeln oder Buchweizen kaum verwerten. Dazu zählen Polarhunde (z. B. Grönlandhund, Husky) oder der australische Dingo. Hingegen sind bei Hunderassen aus Ackerbaugebieten gleich mehrere Amylasen aktiv. Das betrifft alle europäischen Rassen, insbesondere die sehr aktiven Hütehunde wie den Border Collie. Sie würden ohne Stärkequelle abmagern. Jedoch ist – wie beim Menschen – im Fall von Tumorerkrankungen oder Übergewicht das Reduzieren von Stärke eine gute Idee. Anders als Fett und Eiweiß erfüllen Nahrungs-Kohlenhydrate neben der Energiezufuhr keine weiteren Funktionen. Wichtig sind aber die unverdaulichen Kohlenhydrate oder „Faserstoffe“.

Mögliche Mängel

Auch wenn so manche Hobby-Fachleute versichern, dass man nicht viel falsch machen könne, führt Fehlernährung immer wieder zu erschreckenden Folgen, vor allem bei Welpen. Während etwa die Themen Getreide- und Knochenfütterung reichlich Aufmerksamkeit erhalten, gibt es eine Reihe von Nährstoffen, die in der üblichen BARF-Ration regelmäßig im Mangel vorliegen, z. B. verschiedene Mineralstoffe. Aber auch Fett wird oft vernachlässigt, vor allem wenn der Mensch meint, reines Muskelfleisch sei das Beste für den Hund. Dabei brauchen Hunde auch Fett, Sehnen und Knorpel. Es ist also eine gewisse Sachkenntnis nötig, um sich hier einen Überblick zu verschaffen. Eine qualifizierte Hunde-Ernährungsberatung ist daher ein guter Start in die Futterumstellung.

Pilze als Leckerbissen?

Gerüchten zum Trotz sind Pilze für Hunde nicht gefährlicher als für Menschen. Gut zerkleinert und gegart, sind Speisepilze eine wertvolle Bereicherung für die Hundeernährung. Und wie für Menschen werden Pilze auch für Tiere zu Heilzwecken eingesetzt. Die pulverförmigen Präparate kann man einfach unters Futter mischen, sollte dabei aber beachten, dass Heilpilze oft reich an Bitterstoffen sind und erst unmittelbar vor dem Füttern hinzugefügt werden, damit sich der Bittergeschmack nicht entfalten kann. Zur Entscheidung, welcher Pilz passend ist und in welcher Form, holt man sich am besten fachlichen Rat.

Eine Beispielration

Selbstgemachtes Futter zählt als Nassfutter, weil ihm im Gegensatz zum Trockenfutter kein Wasser entzogen wurde. Vom Nassfutter brauchen erwachsene Hunde je nach Aktivität und Gewichtszustand
2-4 % ihres Körpergewichts. Ein 20 kg schwerer, normalgewichtiger Hund bekommt also mindestens 400g Futter pro Tag. Üblicherweise sind davon etwa 60 % Fleisch und andere tierische Nahrungsmittel, der Rest ist eine Kombination aus Gemüse, einer Stärke-Quelle und etwas Obst.

Eine Tagesportion für einen Hund besteht z. B. aus folgenden Anteilen:

240 g Tierisches

Fleisch, Innereien, fleischige Knochen, Knorpel, Hühnerabfälle, Eier, Topfen, Cottage Cheese; bei mageren Fleischteilen wird mit Butter oder Schmalz ergänzt

160 g Pflanzliches

z. B. Zucchini, Karotten, Kürbis, Brokkoli, Chinakohl, Kräuter, Bananen, Äpfel, Beeren, Reis, Hafer, Kartoffeln, Nudeln, Hirse, Polenta, Nüsse (keine Macadamia!), Ölsaaten, diverse Sprossen und Pilze

Dazu pro Kilogramm Körpergewicht bis zu 1 ml hochwertiges Öl

Bitte nicht

  • Knochen nicht gegart, sondern immer nur roh füttern
  • Kein rohes Schweinefleisch (Aujetzky-Virus!) – für Menschen ungefährlich, löst aber bei Hunden u. U. eine tödliche Krankheit aus
  • Giftig für Hunde: Xylit (Birkenzucker), Macadamianüsse, Schokolade, Avocado, Tomaten, Trauben

Lesen Sie weiter: Interview mit Martin Rütter

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