Es ist, als ob Ameisen unter der Haut laufen würden: Ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl an den Füßen kann ein erstes Anzeichen einer diabetischen Polyneuropathie sein. Diabetes und Alkohol sind für rund 80 Prozent der Polyneuropathie-Fälle verantwortlich. „Der erhöhte Blutzucker kann die peripheren motorischen, sensorischen und autonomen Nerven sowie die Blutgefäße, die die Nervenfasern mit Nährstoffen versorgen, schädigen“, sagt Oberärztin und Neurologin Dr. Ioana-Cristina Ciovica-Oel vom Neuromed Campus der Kepler Universitätsklinik in Linz.
Symmetrische Variante
Meist handelt es sich um eine symmetrische Polyneuropathie: Die Symptome werden anfangs vor allem in Ruhe und nachts bemerkt. Taubheitsgefühl und Berührungsempfindlichkeit, Muskelschwäche an Füßen, Unterschenkeln und Händen sowie Gleichgewichtsprobleme können dazu kommen. Diabetiker sollten zur Vorbeugung eines diabetischen Fußes regelmäßig die Sensibilität ihrer Füße überprüfen (lassen) und schauen, ob sich Blasen, Schwielen, Rötungen finden. Medizinische Fußpflege ist anzuraten.
Autonome Variante
Nach vielen Jahren entwickeln viele Diabetiker auch eine autonome Neuropathie mit Symptomen wie innerer Unruhe, Herz-Kreislauf-Störungen, Schwindel beim Aufstehen, Inkontinenz, erektiler Dysfunktion und Sehstörungen. Wegen der Schmerzempfindlichkeitsstörung besteht zudem das Risiko, dass Diabetiker einen sogenannten stummen Infarkt erleiden. Sie nehmen die Schmerzen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten könnten, nicht oder kaum wahr“, sagt die Neurologin. Durch gezielte Blutzuckerspiegelsenkung kann sich eine leichte Polyneuropathie im Laufe von Monaten auch wieder zurückbilden. Wichtig: „Man muss auf eine langsame Senkung des Langzeitzuckerwertes HbA1c achten, denn eine zu rasche Senkung würde die Nerven weiter schädigen. Sind bereits irreparable Nervenschäden vorhanden, soll zumindest das Fortschreiten verhindert werden“, so Dr. Ciovica-Oel.
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