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Reversibel ist die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung (Foto: kamisoka/iStockphoto.com)
Reversibel ist die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung (Foto: kamisoka/iStockphoto.com)

Naturkatastrophen: Nicht bloß Schicksal

Sintflutartige Regenfälle, verheerende Überschwemmungen, Hitzewellen, extreme Dürreperioden, durchs Land fegende Orkane, Murenabgänge, Felsstürze, Lawinen, Gletscherabbrüche: Naturkatastrophen gab es auch hierzulange immer wieder. Was sich allerdings dramatisch verändert hat, ist ihre Häufigkeit und Intensität. Wissenschafter sind sich einig, dass diese Häufungen zu einem großen Teil mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel in Verbindung zu bringen sind. Gestützt wird diese Theorie von der Tatsache, dass die Zahl an Vulkanausbrüchen, Tsunamis oder Erdbeben, die vorwiegend auf endogene oder tektonische Ursachen zurückzuführen sind, über die Jahre konstant geblieben ist, während sich weltweit die durch das Klima bedingten Katastrophen fast verzehnfacht haben.

Die Erde wird immer heißer

Auch Österreich wurde in den letzten Jahrzehnten immer häufiger von klimatischen Extremereignissen heimgesucht. Um nur zwei Beispiele zu nennen: 2021 wütete ein verheerender Waldbrand auf der Rax, der trotz Großeinsatz der Feuerwehr erst nach zwei Wochen gelöscht werden konnte. Im Juli 2021 wurde vor allem Westösterreich und speziell Tirol und Salzburg von Überschwemmungen und Murenabgängen heimgesucht. Nach tagelangen Regenfällen standen Ortschaften weit über die Keller unter Wasser. Sturzbäche bahnten sich ihren Weg durch die engen Gassen und Autos und Menschen wurden einfach mit den Fluten mitgerissen. Ein Grund dafür ist die zunehmende Erderwärmung. Alleine in den vergangenen rund 30 Jahren wurde es hierzulande zwischen 1,0 und 1,5 Grad wärmer – im Vergleich zum Mittel der 30 Jahre davor. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen und Dürreperioden genauso wie von heftigen Regenfällen und Überschwemmungen. „Durch die steigende Erwärmung kann die Luft mehr Wasserdampf aufnehmen, nämlich im Ausmaß von sieben Prozent pro Grad Erwärmung. Außerdem wandern durch die Erwärmung die Strömungssysteme in Richtung der Pole langsamer, wodurch sich sämtliche Wetterlagen tendenziell länger über uns halten können“, erklärt Dr. Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung an der ZAMG, die Phänomene. Der Experte vergleicht das mit einem Fön oder einer Gießkanne, der/die zu lange auf die gleiche Stelle gehalten wird. Das kann beispielsweise dazu führen, dass es im Osten des Landes zu extremer Hitze und Trockenheit kommt, während der Süden von Wassermassen überschwemmt wird.

Für die globale Erwärmung sind hauptsächlich Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre verantwortlich. Das sind zwei Gase, die in immer größeren Mengen durch menschenverursachte Aktivitäten in die Atmosphäre eingebracht werden. Genau gesagt, verhindern diese beiden Gase, dass Wärmestrahlung, die von der Erdoberfläche abgestrahlt wird, aus dem System entfernt wird. Das heißt, dass diese Wärmestrahlung in der Atmosphäre hängen bleibt und zu einer Erwärmung der untersten Atmosphärenschichten, der sogenannten Troposphäre, führt.

Gesundheitsrisiko Hitze

Je höher das Temperaturniveau ist, desto wahrscheinlicher sind Hitzewellen. Hitze wird als Gefahr immer noch unterschätzt, weil es oft schwierig ist, nachzuweisen, ob zum Beispiel ein Tod durch Herz-Kreislaufversagen von einer Hitzewelle verursacht wurde. Zahlreiche Studien belegen aber, dass in Europa deutlich mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme, Hochwasser oder andere Wetterextreme. 2019 verzeichnete man in Wien 40 Hitzetage, also Tage mit einer Höchsttemperatur über 30 Grad. „Bei ungebremsten Treibhausgasemissionen bis zum Ende des Jahrhunderts würden wir dann in extremen Jahren 60 bis 80 Hitzetage haben, was massive Folgen für die Gesundheit, aber auch die Produktivität beim Arbeiten oder die Qualität des Schlafs etc. nach sich ziehen würde“, weiß Dr. Olefs aus den Prognosen von Klimamodellen. Darüber hinaus führt die stärkere Verdunstung zu noch mehr Trockenheit. In Bereichen, wo jetzt schon eine negative Wasserbilanz zu verzeichnen ist, also beispielsweise im östlichen Flachland, wird die Landwirtschaft künftig mit noch mehr Problemen zu kämpfen haben. Parallel dazu nimmt langfristig gesehen die natürliche Schneedecke ab, die Gletscher schwinden. Zusätzlich erhöhen Hitzewellen und Dürre das Risiko von Waldbränden dramatisch. Untersuchungen für den Alpenraum zeigen weiters, dass in den nächsten Jahrzehnten die Schwankungen der Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr größer werden könnten, wodurch die Dürregefahr zusätzlich steigt. Ob der zusätzliche Wasserdampf in wärmerer Luft allerdings auch tatsächlich wieder als Niederschlag ausfällt, hängt davon ab, ob die Luft einer Hebung ausgesetzt wird, also ob die Wetterlage die Bildung von Starkregen und Gewittern begünstigt. Untersuchungen der ZAMG zeigen, dass Wetterlagen mit Unwetterpotenzial in Österreich seit den 2000er-Jahren um etwa 20 Prozent zugenommen haben. Manche Ereignisse wirken auf den ersten Blick nicht so, als würden sie mit der Klimakrise zusammenhängen. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass Felsstürze, Steinschläge, Muren und rutschende Hänge durchaus auch Folgen der Erderhitzung sind.

Erdbeben

Durchschnittlich werden in Österreich pro Jahr knapp 50 Erdbeben wahrgenommen. Meist machen sie sich nur durch deutliches Rütteln bemerkbar, alle zwei bis drei Jahre muss aber auch hierzulande mit einem stärkeren Beben mit leichten Gebäudeschäden gerechnet werden. Schwere Schäden durch Erdbeben kommen bei uns (noch) eher selten vor. Österreichs Geophysiker haben mehrere seismotektonisch aktive Störungszonen unter Beobachtung. Dazu gehören u. a. das Wiener Becken, die Mur-Mürztal-Störung sowie die Inntal- und die Lavanttal-Störung. Da sich Erdbeben nicht oder nur äußerst schwer vorhersagen lassen, wird mit Beben-Wahrscheinlichkeiten, z. B. auf 50 Jahre, gerechnet. Dabei wird nicht zuletzt berücksichtigt, dass auch bei uns die Ballungsräume wachsen und damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass stärkere Schäden auftreten und Menschen Opfer von Erdbeben werden.

Die weitere Erwärmung bremsen

Die gute Nachricht – wenn man so will – des Klimaforschers Olefs lautet: „Mit einem ambitionierten weltweiten Klimaschutz ist es immer noch möglich, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu dämpfen.“ Reversibel ist die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung – also eine Rückkehr zum Ausgangszustand – nicht. Was machbar ist, ist eine Stabilisierung der Erwärmung auf global 1,5 bis 2 Grad. Das geht aber nur, wenn man die Freisetzungen der Treibhausgase bis zum Jahr 2050 auf netto Null reduziert. Netto Null heißt nicht, dass nichts freigesetzt wird, sondern dass alle Freisetzungen (Quellen) durch natürliche oder technisch herbeigeführte CO2-Verluste (Senken) kompensiert werden. Nur wenn das geschieht, ist sichergestellt, dass sich die Erwärmung stabilisiert.

Bei weltweit ungebremstem Ausstoß von Treibhausgasen liegt die Erwärmung in Österreich bis zum Jahr 2100 bei mindestens fünf Grad. Wird das Pariser Klimaziel eingehalten, könnte sich die Erwärmung in Österreich und weltweit in den nächsten Jahrzehnten knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln. Dr. Olefs: „Durch konsequenten und drastischen Klimaschutz müssen wir die Treibhausgasemissionen global so schnell und so stark wie möglich senken, damit wir in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts den Erfolg ernten“. Da auch künftig vermehrt mit extremen Ereignissen gerechnet werden muss, müssen verstärkt Maßnahmen zur Symptombekämpfung getroffen werden. Was das Management von Hochwassern betrifft, sei Österreich bereits recht gut aufgestellt. Um den Schutz vor Starkniederschlag und seinen Folgen zu verstärken, wird auf Retentionsbecken (Rückhaltebecken) bzw. mobilen Hochwasserschutz – auch im privaten Bereich – gesetzt. Klimafitte Bäume, die gut mit Trockenheit und höheren Temperaturen zurechtkommen, haben bessere Chancen, mit Klimaveränderungen zurechtzukommen. Das gilt auch in bestimmten Gebieten für eine Anpassung der Sortenwahl in der Landwirtschaft, die hitze- und trockenresistent ist.

Viel Verbesserungspotenzial

Gänzlich unvorbereitet sind wir zwar nicht, aber in Sachen Naturgefahren und Vorsorge hat Österreich durchaus auf allen Ebenen Aufholbedarf. Das bestätigen Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). „Unsere Untersuchungen zeigen u. a. dass die Bevölkerung einen umfassenden Schutz durch die öffentliche Hand erwartet – mit gleichzeitig abnehmender Bereitschaft zur Eigenvorsorge“, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann. Obwohl das Wissen über Naturgefahren verbreitet ist, wird auf privater Ebene nur wenig getan, um besser gewappnet zu sein. „Die Ergebnisse zeigen, dass es deutliches Verbesserungspotenzial in allen Bereichen und auf allen Ebenen hinsichtlich der Vorsorge gegen Naturgefahren gibt“, so Thann.

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