Zum Inhalt springen
Wunderschöne Moorlandschaft mit einem See in Salzburg (Foto: Wirestock/iStockphoto.com)
Wunderschöne Moorlandschaft mit einem See in Salzburg (Foto: Wirestock/iStockphoto.com)

Heimische Feuchtbiotope

Die Ökologen haben eine sehr komplexe Systematik für die Beschreibung von Feuchtbiotopen: Es können stehende oder fließende Gewässer ausgebildet sein; das Wasser kann nährstoffreich oder arm an Nährstoffen sein, es kann viel oder wenig Sauerstoff enthalten, und es können sich Landlebensräume ausbilden, die man als Moore oder Augebiete bezeichnet. Moore können wiederum durchflutet sein, Kontakt mit dem Grundwasser haben oder von der Grundwasserversorgung abgeschnitten sein, sodass ihre Pflanzen dann nur mit dem Regenwasser auskommen müssen.

Besonders interessante Feuchtbiotope in Österreich sind die Lacken im Seewinkel des nördlichen Burgenlandes, wo unweit dieser Lebensräume mit dem Neusiedler See auch der einzige Steppensee Österreichs vorhanden ist. Eine große Besonderheit des Neusiedler Sees ist der Schilfgürtel – im Uferbereich befindet sich mit 180 km2 der größte geschlossene Schilfbestand Österreichs. Die Schilf- Pflanze gehört zur Familie der Gräser und bildet hier eine natürliche Monokultur aus Millionen von Schilf-Stängeln. Auf jedem Quadratmeter Schilffläche stehen an die 65-90 Schilfhalme. Durch dieses Schilf wird die Wasserverdunstung auf das Doppelte der normalen Verdunstung erhöht. Pro Hektar sind um die 120 t an trockener Schilfbiomasse vorhanden, wobei pro Jahr 30 t neu gebildet werden.

Salzlacken im Seewinkel

Die Seewinkel-Salzlacken gehören zu den faszinierendsten aber auch zu den gefährdetsten Feuchtbiotopen Österreichs. Diese Salz- und Soda-beeinflussten Lebensräume findet man im europäischen Binnenland nur im Seewinkel und dann wieder in Zentralungarn. Grundlage für diese Feuchtbiotope sind salzhältige Meeresablagerungen in den Böden des Seewinkels. Die Salzablagerungen in den tiefen Bodenschichten, die heißen Sommer im Seewinkel und ein hoher Grundwasserspiegel sind die Grundvoraussetzungen für die Entstehung der Salzböden und der Sodalacken im Neusiedler See-Gebiet. Die starke Verdunstung bewirkt einen nach oben gerichteten kapillaren Sog des hoch anstehenden Grundwassers. Dabei werden die im Boden gelösten Salze mit dem Wasser an die Oberfläche transportiert – das Wasser verdunstet, die Salze bleiben übrig und kristallisieren aus. Sinkt der Grundwasserspiegel zu stark ab, wird der Salztransport nach oben unterbrochen, und es kommt zu einer Abnahme des Salzgehaltes in den Böden und in den Sodalacken. Bei den Sodalacken spricht man dann auch von einer „sterbenden Sodalacke“ weil ihre typischen abiotischen Ökofaktoren verloren gehen. Deshalb sind die größten Gefährdungen für die Lacken im Seewinkel die Grundwasserabsenkungen und das Anlegen von Entwässerungsgräben.

Jede der Sodalacken im Seewinkel ist durch verschiedene Salzkonzentrationen einzigartig! Besonders farbenprächtig präsentieren sich die Sodalacken, wenn sie austrocknen und es zu einer Massenblüte der Pannonischen Salzaster (Tripolium pannonicum) kommt. Sie ist die auffälligste Art der Salzlebensräume. Um 1900 gab es im Seewinkel noch etwa 120 Lacken mit insgesamt 36 km2 – heute gibt es nur noch etwa 40 Stück. Obwohl die meisten Seewinkel-Salzlacken im Nationalpark Neusieder See/Seewinkel liegen und dadurch einen hohen Schutzstatus genießen, sind diese Lebensräume durch das Absinken des Grundwasserspiegels stark gefährdet.

Süßwasser-Seen & Moore

Bei einer Reise in die zentralen Gebiete von Österreich gibt es vor allem in der Steiermark, in Salzburg und besonders in Kärnten eine Vielzahl an Süßwasser-Seen, die ebenfalls einen großen Reichtum an Feuchtbiotopen ausbilden.

• Uferbereich. In den offenen Wasserflächen und im Uferbereich des offenen Wassers gedeihen verschiedene Schwimmblattgesellschaften mit See- und Teichrosen sowie diverse Arten der Laichkräuter. In Österreich gibt es an die 20 Arten von Laichkräutern mit der wissenschaftlichen Gattungsbezeichnung Potamogeton. Wie der deutsche Name sagt, sind diese Pflanzen wichtige Rückzugsgebiete für das Fortpflanzungsgeschehen der Fische. Wegen ihrer langen und flutenden Stängel werden die Laichkräuter auch als „Wasserschlingpflanzen“ bezeichnet. Der größte Teil einer Laichkraut-Pflanze lebt untergetaucht im Wasser, nur während der Blüte ragen die ährigen Blütenstände aus dem Wasser. Auffälliger als die untergetauchten Laichkräuter sind die Weiße Seerose (Nymphaea alba) und die Gelbe Teichrose.

• Röhrichte & Großseggenfluren. Auf die Vegetation des Uferbereichs folgen landeinwärts die Röhrichte und Großseggenfluren. Bei zunehmender Verlandung nimmt der Einfluss des Wassers ab und es bilden sich Großseggen-Sümpfe aus. Eine botanische Kostbarkeit ist die Schneidebinse (Cladium mariscus), die für ihr Gedeihen einen hohen Kalk- und Sauerstoffgehalt benötigt. Namensgebend sind ihre gesägten Blätter. Hinzu kommen sogenannte Schwingrasen, die vom Ufer her gegen das offene Wasser als schwimmende Pflanzendecke vordringen.

• Niedermoore. Im Hinterland der Röhrichte schließen die Niedermoore an. Allen Niedermooren ist gemeinsam, dass sie stark vom Grundwasser und von der Geländemorphologie abhängen, jedoch kaum vom Klima beeinflusst sind. Dazu gehören z. B. die Kalk-Flachmoore und die Mehlprimel-Kopfbinsenrasen. Die Niedermoore bilden eine Überleitung zu den wechselfeuchten Streuwiesen mit den im Spätsommer auffallenden Pfeifengraswiesen. Diese einschurigen Wiesen werden leider immer seltener gemäht und drohen daher zu verbuschen. Eine der schönsten wechselfeuchten Streuwiesen Österreichs befindet sich in Kärnten am Fuße des Dobratsch. Im Ort Oberschütt liegt die Gladiolenwiese mit dem einzigen Vorkommen der Sumpfgladiole in Österreich.

• Hochmoore. Eine große Besonderheit der heimischen Feuchtgebiete sind Hochmoore. Ein typisches Hochmoor besitzt im Zentrum keinen Kontakt mit dem Grundwasser, deshalb ist dieser Moortyp auf konstant fallende Niederschläge angewiesen. Das Erscheinungsbild des Hochmoores zeigt ein Bild aus Erhebungen (Bulten) und den mit Wasser gefüllten Vertiefungen (Schlenken). Die prägenden Pflanzen eines Hochmoores sind die Torfmoose (Sphagnum sp.). Beim Regen können sie bis zum Vierzigfachen ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen. Nur über dieses Regenwasser erhalten sie die notwendigen Nährstoffe. Torfmoose betreiben einen raffinierten Austausch zwischen den selbst erzeugten Torfsäuren und den Mineralien im Regenwasser. Weitere typische Hochmoorpflanzen sind das Wollgras, die Rosmarinheide, die Moosbeere und der Sonnentau. Rosmarinheide und Moosbeere leben in Symbiose mit einem Wurzelpilz, der ihnen das Überleben im nährstoffarmen Torfboden ermöglicht. Der Sonnentau wiederum ist bekannt als „fleischfressende“ Pflanze.

Auwälder

Zu den flächenmäßig größten Feuchtgebieten in Österreich gehören die Auwälder („Wasserwälder“). Das Überleben eines Auwaldes hängt vom fließenden Wasser ab. Neben dem Grundwasser sind es vor allem die wiederkehrenden Überschwemmungen, die ihn prägen. Das Schwemmwasser bringt regelmäßig nährstoffreiche Ablagerungen, hinterlässt sandige Böden und belebt die vom Fluss abgeschnitten Altwasserarme. Eine optimale Wasserversorgung und die nährstoffreichen Böden sind die Grundlage für das üppige Pflanzenwachstum der Auwälder, die an die tropischen Urwälder erinnern. Ein Auwald kann verschieden ausgebildet sein: Ufernahe beim Fluss dominieren die Weiden, landwärts folgt eine Erlen-Au, die von einer Eichen-Eschen-Ulmen-Linden-Au abgelöst wird. Berühmt geworden ist das letzte große und weitgehend unberührte Auwaldgebiet Österreichs, die Hainburger Au östlich von Wien. Hier konnte 1983 der Bau eines Großwasserkraftwerks verhindert werden. Heute ist die Hainburger Au Teil des Nationalparks Donau-Auen, der mit 96 km2 eine der größten weitgehend intakten Aulandschaften Mitteleuropas bildet.

Wenn man bedenkt, dass 85 Prozent der weltweit vorhandenen Feuchtgebiete bereits verloren gegangen sind, ist es wohl ein dringendes Gebot unserer Zeit, die letzten dieser wunderbaren und wertvollen Lebensräume zu schützen.

Lesen Sie auch: Holzgewächse mit Weltbedeutung

Teilen Sie diesen Beitrag

Österreichischer Kneippbund

Dem Österreichischen Kneippbund gehören heute mehr als 30.000 Mitglieder an, denen in rund 200 Kneipp-Aktiv-Clubs ein vielfältiges Gesundheitsprogramm angeboten wird. Regelmäßig erscheint zudem die Kneipp-Zeitschrift – mit vielen praktischen Tipps für mehr Gesundheit im Alltag.

Wichtige Links

[su_menu name=”Footer S2 Shop Allgemein” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S2 Rechtliches” class=”footer_menu”]

Kneipp Shop

[su_menu name=”Footer S3 Shop” class=”footer_menu”]

Kneipp Themen

[su_menu name=”Footer S4 Main” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S4 Aktuelle Schwerpunkte” class=”footer_menu”]