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Frühgeborene können zu Beginn zumeist die Temperatur noch nicht stabil halten, deshalb benötigen sie viel Wärme (Foto: Ondrooo/iStockphoto.com)
Frühgeborene können zu Beginn zumeist die Temperatur noch nicht stabil halten, deshalb benötigen sie viel Wärme (Foto: Ondrooo/iStockphoto.com)

Früher Start ins Leben

Schon ausgereifte Babys mit Normalgewicht kommen einem winzig und schutzbedürftig vor. Bei Frühgeborenen, die manchmal nur ein Gewicht von unter 1.000 Gramm haben, trifft das umso stärker zu. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen, das durchschnittliche Geburtsgewicht liegt zwischen 3.300 und 3.500 Gramm. Alles unter 37 Wochen gilt als Frühgeburt, wobei diese Kinder dann noch weiter unterschieden werden, je nachdem, in welcher Woche sie tatsächlich zur Welt kommen. Dank des medizinischen Fortschritts können heute sogar Kinder ab der 22. oder 23. Woche überleben. Da wiegen sie gerade einmal zwischen 450 bis 600 Gramm. Insgesamt kommen in Österreich etwa 6.200 Frühchen jährlich zur Welt, das heißt etwa jede 12. Geburt ist eine Frühgeburt.

Organe nicht ausgereift

Dr. Roland Berger ist Vorstand der Abteilung für Kinderheilkunde mit Neonatologie im St. Josef Krankenhaus Wien. Er weiß um die Wichtigkeit des Faktors Zeit: „Jede Woche, die ein Baby länger im Bauch der Mutter bleiben kann, ist entscheidend.“ Schließlich müssen Organe und Körperfunktionen noch vollständig ausgebildet werden. Je nach Zeitpunkt der Geburt unterscheiden sich das Erscheinungsbild und die Probleme der Frühchen: Abweichend zu reifen Neugeborenen sind bei Frühgeborenen noch nicht alle Organe ausgereift. „Vor allem die Lunge, das zentrale Nervensystem und das Immunsystem sind oft noch nicht in der Lage, ihre Funktion gänzlich zu erfüllen“, erklärt Dr. Berger. Daraus ergeben sich unterschiedliche gesundheitliche Risiken. Zu den häufigsten gehören das Atemnotsyndrom, die Temperaturinstabilität, Trinkschwäche und Gelbsucht. Ebenso zeichnen Früchten – je nach Stadium – verschieden stark ausgeprägte körperliche Merkmale aus. So ist etwa der Kopf im Vergleich zum Körper relativ groß, oft ist noch die sogenannte Lanugobehaarung an Schultern und Rücken zu sehen, und auch Augenbrauen fehlen.

Mögliche Ursachen

Ursachen für eine Frühgeburt gibt es mehrere – die häufigsten sind Infektionen des Genitaltraktes der Mutter, die diese oft gar nicht bemerkt. Dadurch können frühzeitig Wehen ausgelöst werden. Ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt gibt es zudem bei Raucherinnen, Mehrlingsgeburten oder sehr jungen und sehr alten Müttern. Oft kommt eine Frühgeburt überraschend und ist dann ein großer Schock für die Eltern. „Können wir absehen, dass es zu einer Frühgeburt kommt, sprechen wir schon vor der Geburt mit den Eltern und bereden, was sie zu erwarten haben und was auf sie zukommt“, beschreibt der Kinderfacharzt die Situation. „Dennoch sind die Tage und Wochen nach der Geburt eine emotionale Achterbahnfahrt, die unser Team – unter anderem durch psychologische Unterstützung – abzufedern versucht.“

Elterliche Fürsorge

Ist das Frühchen auf der Welt, benötigt es intensiv-medizinische Betreuung. Aber auch die Anwesenheit und Fürsorge der Eltern sind wesentlich. Neue Ansätze, wie etwa das Konzept der „Entwicklungsfördernden Betreuung“ im KH St. Josef, ermöglichen die enge Bindung von Mutter, Vater und Baby. „Wir binden Eltern möglichst früh in die Pflege mit ein“, erzählt der Abteilungsvorstand. „Heute wissen wir, wie entscheidend das für die Entwicklung der Kinder ist. Deshalb fördern wir das Stillen, Kuscheln und den Körperkontakt zwischen Eltern und Frühgeborenem intensiv.“ Doch Eltern dürfen auch tatkräftig anpacken. So werden sie in alle pflegerischen Tätigkeiten eingebunden, die sonst vom Fachpersonal übernommen werden. Brigitte Falli, Bereichsleiterin der Pflege auf der Station: „Frühgeborene sind oft Wochen im Krankenhaus, und wenn in dieser Situation Eltern nicht kontinuierlich bei ihrem Baby sein können, leiden alle Beteiligten darunter. Nun haben sie die Chance eine Familienidentität zu entwickeln.“ Dafür wird ihnen auch der passende Raum geboten: In speziellen Familien-Zimmern können Eltern und Frühgeborene rund um die Uhr Zeit miteinander verbringen.

Känguruhing schafft Wärme

In solchen Zimmern können Eltern ihrem winzigen Baby auch Körperwärme spenden, indem sie es beim „Känguruhing“ wärmen. Dabei wird das nackte Baby auf den nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt, diese können es nun streicheln und ihm etwas erzählen oder vorsingen. „Beim Känguruhing wird auch bei der Mutter das Hormon Oxytocin ausgeschüttet“, weiß Falli. Dieses gilt als Schlüsselhormon für Liebe und die Mutter-Kind-Bindung. „Den Geruch der Eltern, ihren Herzschlag und ihre Stimme kann das Baby wahrnehmen“, so Dr. Berger. „Das ist für ein Kind, das die schützende Gebärmutter viel zu früh verlassen musste, essenziell.” Wichtig und hilfreich sei auch Muttermilch: „Sie ist das Beste fürs Baby. Ist es noch nicht kräftig genug, um gestillt zu werden, kann die Mutter dennoch Milch abpumpen und ihr Baby damit versorgen“, erklärt der Neonantologe. Im Zuge des Aufenthaltes auf der Station lernen die Eltern alles, was für die Betreuung ihres Kindes notwendig ist – auch für die Zeit nach dem Krankenhaus zu Hause.

Probleme der Frühchen

Kommt ein Baby zu früh zur Welt, sind einige Organe und Körperfunktionen noch nicht vollständig ausgebildet. Die häufigsten gesundheitlichen Probleme:

Temperaturinstabilität. Frühgeborene können zu Beginn zumeist die Temperatur noch nicht stabil halten, deshalb benötigen sie viel Wärme. Wird es nicht von den Eltern via Hautkontakt gewärmt, ist es am besten im Inkubator oder im Wärmebett aufgehoben.

Trinkschwäche. Muttermilch ist das Beste fürs Baby. Oft schaffen es Frühgeborene aber noch nicht, kräftig und lange genug zu saugen, sodass sie auch mit Fläschchen oder per Magensonde ernährt werden müssen.

Gelbsucht. Frühgeborene haben ein höheres Risiko, eine therapiebedürftige Gelbsucht (Ikterus) zu entwickeln. Durch verschiedene Faktoren (vermehrter Abbau von roten Blutkörperchen, Unreife der Leber etc.) kommt es zur Anhäufung von indirektem Bilirubin im Blut. Das Baby erscheint „gelblich“. Behandlung der Wahl ist die Fototherapie: Durch kurzwelliges, blaues Licht wird indirektes Bilirubin so umgewandelt, dass es über die Niere ausgeschieden werden kann.

Atemnotsyndrom. Durch Mangel an Surfactant in der Lunge kommt es zu Atemnot. Dieser Stoff sorgt bei Neugeborenen dafür, dass die Lungenbläschen unter Spannung gehalten werden und genügend Luft einströmen kann. Produziert das Baby diesen Stoff noch nicht oder nicht ausreichend, kann es zur Atemnot kommen. Das Frühgeborene benötigt dann eine Atemunterstützung, wie z. B. Nasenbrille, CPAP oder Beatmung.

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