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Sucht man in Österreich nach Verwandten der Magnolienähnlichen Bedecktsamer wird man nur in der Ordnung der Pfefferartigen Pflanzen fündig (Foto: Felix Mittermeier/pexels.com).
Sucht man in Österreich nach Verwandten der Magnolienähnlichen Bedecktsamer wird man nur in der Ordnung der Pfefferartigen Pflanzen fündig (Foto: Felix Mittermeier/pexels.com).

Eine pfefferige Verwandtschaft

In der großen Verwandtschaftsgruppe der Magnolienähnlichen Bedecktsamer gibt es weltweit an die 7.500 Vertreter. Große Familien sind die Lorbeergewächse mit etwa 3.000 Arten, die Rahmapfelgewächse mit 2.300 Arten und die Pfeffergewächse mit 1.400 Arten. Sucht man in Österreich nach Verwandten der Magnolienähnlichen Bedecktsamer wird man nur in der Ordnung der Pfefferartigen Pflanzen und hier speziell in der Familie der Osterluzeigewächse fündig. Von deren etwa 500 Arten haben es nur zwei Vertreter geschafft, sich bei uns zu etablieren, wobei die Osterluzei selbst wahrscheinlich nur mit tatkräftiger Hilfe des Menschen über den Weinbau nach Österreich gekommen ist. Die Haselwurz gehört hingegen zur ursprünglichen Flora Mitteleuropas und besiedelt krautreiche Wälder bis in die montane Höhenstufe um 1.200 Meter.

Osterluzei: gefinkelte Fallen

Die Osterluzei heißt in der botanischen Fachsprache Aristolochia clematitis. In ihrem Gattungsnamen steckt das griechische Wort „aristos“ für „das Beste“ und „locheia“ für „Geburt“ – übertragen also „Das Beste für die Geburt“. Neben der Anwendung in der Geburtshilfe wurden Salbenzubereitungen aus Blättern der Osterluzei auch zur Behandlung von Haut- und Venenleiden verwendet. Heute ist es undenkbar, dass man diese hochgiftige Pflanze für medizinische Zwecke nutzt – sie gehört zu den gefährlichsten Giftpflanzen in Österreich und besitzt ein großes Potenzial für das Auslösen von Krebs, wobei speziell die Niere sehr oft betroffen ist. Der dafür verantwortliche Inhaltsstoff ist die Aristolochiasäure, die zu den stärksten kanzerogen Stoffen aus der Pflanzenwelt gehört. Die Verwendung von Osterluzei-Präparaten ist aus diesem Grund in Österreich streng verboten! Aus der Sicht dieses Wissens um die Gefährlichkeit der Pflanze ist es unverständlich, dass z. B. in Rumänien auf den Kräutermärkten immer noch alkoholische Auszüge aus der Osterluzei verkauft werden. Unter dem Namen „Marul Lupului/Wolfsapfel“ wird diese Tinktur verkauft.

Ebenfalls nicht ganz harmlos sind die schönen gelben Blüten der Osterluzei. Die Gefahr besteht aber nicht für uns Menschen, sondern für Kleininsekten. Die Osterluzei-Blüten gehören nämlich zur Gruppe der „Kesselfallenblumen“. Ihre knallgelben Blüten sind vorweiblich, dies bedeutet, dass die jungen Blüten, die nach oben stehen, zuerst eine weibliche Phase durchmachen und erst danach in eine männliche Phase gelangen. Kleine Insekten, die auf der wachsglatten Blütenlippe landen, rutschen ab und fallen in eine von den verwachsenen Blütenblättern gebildete Kesselfalle. Hier wird dem Insekt zwar etwas Nektar angeboten, aber das Verlassen des Kessels ist nicht möglich, weil viele nach unten gerichtete Reusenhaare zwar ein Durchfallen nach unten möglich machen aber den Rückweg nach oben versperren. Die eingesperrten Kleininsekten laufen im Inneren der Blüte herum und suchen nach einem Ausweg aus ihrer Falle. Bei diesem Herumlaufen können sie den eventuell von einer anderen Osterluzei-Blüte mitgebrachten Blütenstaub auf die weibliche Narbe des Fruchtknotens bringen und damit die Bestäubung durchführen. Nach erfolgreicher Übertragung des Blütenstaubes senkt sich die Blüte nach unten und gelangt in die männliche Phase in welcher die Staubbeutel aufplatzen und das gefangene Insekt mit Blütenstaub eingepudert wird. Dann welken die Sperrhaare und das Insekt kann, beladen mit Blütenstaub, sein „Gefängnis“ verlassen. Wenn es dann wieder, vom leichten Aasgeruch einer anderen Osterluzei-Blüte angelockt, auf den Trick hineinfällt, beginnt der ganze Zyklus von vorne. Wird nach einer erfolgreichen Bestäubung die Eizelle befruchtet, bildet sich aus dem Fruchtknoten eine apfelähnliche Kapsel, die ebenfalls stark giftig ist.

Haselwurz: verborgene Blüten

Der Name Haselwurz leitet sich von der Vorliebe dieser Pflanze ab, unterhalb von Haselsträuchern in krautreichen Wäldern zu gedeihen. Die Haselwurz besitzt glänzende, nierenförmige Blätter, die oft einen dichten Teppich unter Haseln und Rotbuchen bilden. Betrachtet man diesen Blattteppich nur oberflächlich, entsteht der Eindruck, dass die Haselwurz keine Blüten ausbildet. Dies stimmt natürlich nicht, aber man muss schon etwas nach suchen, um die unscheinbar braun-rot gefärbten Blüten, die einen leichten Geruch nach Pfeffer abgeben, zu finden, denn sie verstecken sich unterhalb der Blätter.

Welchen Sinn könnte dieses bodennahe Verbergen der Blüten haben? Normalerweise ist man ja gewohnt, dass sich die Blüten nach oben recken, um die Aufmerksamkeit von blütenbesuchenden Insekten zu erlangen oder, wenn sie windbestäubend sind, zumindest dem Wind eine gute Angriffsfläche bieten. Blütenökologen haben das Rätsel bereits gelöst: Bestäubungspartner sind kleine Pilzmücken, die vom Duft der Blüten angelockt werden. Sie versuchen, ihre Eier in den Blüten abzulegen. Dabei werden die Pollen übertragen und die Bestäubung durchgeführt. Sollte dieses Zusammentreffen zwischen Pilzmücken und Haselwurz-Blüten nicht klappen, kann die Haselwurz immer noch eine Selbstbestäubung durchführen und so ebenfalls ihre kleinen Kapselfrüchte bilden.

Die meisten Vertreter aus der Familie der Osterluzeigewächse besitzen eine subtropische und tropische Verbreitung. Einige Arten, wie z. B. die Große Osterluzei (Aristolochia gigantea), werden wegen der attraktiven Blüten gerne in Gewächshäusern von Botanischen Gärten kultiviert. Obwohl unsere beiden heimischen Vertreter mit diesen „Giganten“ nicht mithalten können, ist es doch so, dass man sich immer wieder freut, wenn man die Osterluzei und die Haselwurz als Gruß einer tropischen Welt vorfindet.

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