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Die Birke ist ein Baum des Wassers (Foto: Aleksandr Gorlov/pexels.com)
Die Birke ist ein Baum des Wassers (Foto: Aleksandr Gorlov/pexels.com)

Die Birke: Heilbaum des Frühlings

Keine andere Baumart ist so leicht zu erkennen: Die weiße Rinde ist einzigartig, und auch sonst ist die Birke eine „lichte“ Pflanze. Sie bevorzugt kühle, helle Standorte und wirft selbst nur einen leichten Schatten. Ihre kleinen Blätter sind gelblich-grün, ihre Krone ist locker. „Licht und leicht“ ist auch ihre Wirkung auf uns Menschen – auf seelischer wie auf körperlicher Ebene.

Geliebt und gehasst

Beim Laubaustrieb im Frühling ist sie eine der Ersten. Folglich steht sie mit Maria Lichtmess am 2. Februar in Verbindung. In vorchristlicher Zeit war dieser Tag der Brigid oder Birgit geweiht – Namen, die nicht zufällig dem Wort „Birke“ ähneln. Sie alle kommen vom indogermanischen Ausdruck für strahlend oder glänzend. So galt die Birke als Schutzpflanze, sie steht für Leichtigkeit und ein frohes Gemüt. Aus ihr wurde früher der Maibaum gemacht. Eine Gruppe von Menschen meidet jedoch Birken im Frühling: die Birkenpollenallergiker. Birkenpollen sind starke Allergene. Sie führen zu Schleimhautreizungen in Augen, Mund und Atemwegen, die bei längerem Bestehen zu chronischem Asthma führen können. In der Komplementärmedizin rät man zu Darmsanierung, Entgiftungskuren und Schadstoff-Reduktion. Ein Ansatz ist auch das Trinken des Birkenwassers im Frühling.

Vielfach wirksam

In ihrer Gesamtheit sind die Wirkstoffe der Birke auf allen Ebenen reinigend und erleichternd. Von der Reinigung des Blutes, der Durchspülung der Harnwege, der Klärung des Hautbildes und der psychisch aufhellenden Wirkung bis hin zum Abbau von Übergewicht reichen die „Aufräumeffekte“. Auch optisch lichten sich die Nebel: Die Erneuerung der Körperflüssigkeiten kann sogar zu einer klareren Sicht führen. Überhaupt ist die Birke ein Baum des Wassers. Sie braucht ziemlich viel davon, und im Verbund mit „ihren Pilzen“ kann sie in ihrem Wurzelbereich riesige Wassermengen speichern. So können Birken-Wäldchen als Überschwemmungsschutz dienen. Umgekehrt geben die Blätter einer ausgewachsenen Birke an heißen Tagen bis zu 80 Liter an die Atmosphäre ab.

Wirksame Inhaltsstoffe der Birken-Produkte sind die Triterpene Betulin und Betulinsäure, Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherisches Öl und viele Mineralstoffe. Jenseits der mit Wasser assoziierten Wirkung kennt man Effekte aufs Immunsystem. Ist es überstrapaziert oder irritiert, kann es zu Krebs und entzündlichen Erkrankungen kommen. Entzündungen einschließlich der Arthritis gehören zu den ältesten Einsatzgebieten der Birke.

Birkenrinde ist das ganze Jahr hindurch verfügbar. Man sammelt sie nur von bereits liegenden Birken. In der Volksheilkunde wird Birkenrinde zur Anregung der Wundheilung eingesetzt. Ihre weiße Farbe ist auf reichlich Betulin zurückzuführen. Es dient dem Stamm als Schutz vor Frost, UV-Strahlung und Krankheitskeimen. Die Wirkungen von Birkenrindenextrakt sind seit Jahrzehnten wissenschaftlich belegt. Man weiß von einer antibakteriellen Wirkung, außerdem wird eine Reepithelisierung beobachtet, also eine Wiederherstellung der Oberhaut.

Voll im Saft

Ätherisches Birkenöl wird großteils aus der Rinde der Zuckerbirke destilliert, manchmal auch aus den Knospen der Hängebirke. Beide Öle riechen stark Kampferartig frisch. Birkenöl besteht fast ausschließlich aus Methylsalicylsäure, dem Wirkstoff im Aspirin, besser bekannt aus Weidenrinde und Mädesüß. Ätherisches Birkenöl wirkt stark schmerzstillend, etwa bei Hexenschuss, Gicht und Neuralgien. Es zählt zu jenen Ölen, die während der Schwangerschaft tabu sind. Wie fast alle echten ätherischen Öle muss es mit einem Trägeröl oder mit Alkohol verdünnt werden. Ähnlich angenehm duftet Birkenhydrolat. Es wirkt reinigend und straffend, z. B. bei Cellulite. Aus Baumschutz-Gründen umstritten ist das Zapfen von Birkenwasser. Wenn man aber nur ein kleines Loch bohrt und nicht jedes Jahr dieselbe Birke anzapft, gehen die paar Liter Zellsaft einer großen Birke nicht ab. Die Säfte steigen mit den ersten warmen Frühlingstagen, wenn die Nächte noch kalt sind. Mit dem Laubaustrieb versiegt der Saftfluss. Entgegen den üblichen Empfehlungen lässt man das Bohrloch danach besser unverschlossen, damit sich keine Schimmelpilze einnisten. Dem Birkenwasser wird entwässernde, nierenstärkende, entzündungshemmende, entgiftende und immunstärkende Wirkung zugesprochen. Auch zur Desensibilisierung bei Birkenpollenallergie wird es getrunken. Sein süßlicher Geschmack kommt übrigens nicht vom „Birkenzucker“, sondern von Glukose aus der Photosynthese.

Zweifelhafter Zucker

Dieses Süßungsmittel, das korrekt Xylitol heißt und ein Zuckeralkohol ist, kommt natürlicherweise in verschiedenen Obstsorten, in Karfiol und in manchen Baumrinden vor. Für den Handel wird es jedoch aus holzigen Anteilen aus Baumrinde, aber auch aus Maisstrünken oder Stroh erzeugt – und häufig aus China importiert. Die Erzeugung ist sehr aufwendig, Birkenzucker ist also keineswegs ein Naturprodukt. Immerhin gibt es Hersteller, die für die Gewinnung aus Birkenholz garantieren. Dann ist auch der Preis entsprechend höher. Gesundheitlich vorteilhaft ist der geringe Energiegehalt (40 % weniger als Zucker), allerdings wirkt Xylit schnell abführend. Interessant ist der karieshemmende Effekt, dazu reicht es allerdings, ihn zum Zähneputzen zu verwenden.

Kraft der Knospen

Ganze künftige Blütenbüschel und Zweige sind in den kleinen Knospen komprimiert. Die Zellwände sind noch dünn, sodass die vielen aktivierenden und nährenden Inhaltsstoffe gut herausgelöst werden können – sei es im Magen und Darm oder in einem Extraktionsmittel wie Alkohol oder Essig. Auch für Tee sind sie zu verwenden, zehn Knospen reichen für ein Häferl. Sie werden zuvor angequetscht (z. B. mit einem Mörserstößel) und dann mit heißem Wasser überbrüht. Zudecken, zehn Minuten ziehen lassen und abseihen. Mehrmals täglich getrunken, wirkt Birkenknospentee harntreibend und blutreinigend. Er agiert als Tonikum, d. h. er fördert die Spannkraft und Elastizität der Haut und anderer Gewebe, indem er durchfeuchtet, adstringiert, mineralisiert und generell nährt. Zur kulinarischen Verwendung lassen sich Knospen und Kätzchen mit oder ohne Salz zerstoßen und fast allen Speisen hinzufügen. Die pollentragenden Kätzchen sind besonders proteinreich. Sobald sie aufblühen, ist der Proteingehalt am höchsten. Eine interessante Protein-Ergänzung für Nicht-Allergiker.

Die Birken sind ein wertvoller Schatz, ob zum Essen oder Heilen, als Werkstoff, Brennstoff, Baustoff oder Augenweide. Sie sind Lebensraum für viele Tiere, Flechten und Pilze, und sie tragen zur Erhaltung unseres eigenen Lebensraumes bei, denn sie sind Wasserspeicher und Luftreiniger. Allerdings sind Birken empfindlich gegen Trockenheit und Hitze, daher werden sie in unseren Breiten immer seltener. Lassen wir uns von ihnen zu einer zukunftsfähigen, klimaschonenden, Birken-fitten Lebensweise inspirieren.

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