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Jede einzelne Zelle atmet, verdaut, nimmt Information auf und gibt sie weiter (Foto: Sinhyu/iStockphoto.com)
Jede einzelne Zelle atmet, verdaut, nimmt Information auf und gibt sie weiter (Foto: Sinhyu/iStockphoto.com)

Das Wunder in unseren Zellen

Bei der Erforschung der Mechanismen, wie eine Zelle ihr Verhalten steuert, erkannte der US-Zellbiologe und Universitätsprofessor Dr. Bruce Lipton unter anderem, dass dieses nicht von den Genen bestimmt wird, sondern davon, wie sie ihre Umgebung „wahrnimmt“. Diese Wahrnehmung wiederum wird davon beeinflusst, was der einzelne Mensch denkt, fühlt und welches Verhalten daraus resultiert. Das heißt: Gedanken und Gefühle wirken bis in die kleinste Zelle. Über seine Forschungen schrieb Prof. Dr. Lipton den Bestseller „Intelligente Zellen“ (Koha Verlag). In der Zwischenzeit wurden seine Erkenntnisse weiter bestätigt.

Unser Körper besteht aus hundert Billionen Zellen. Nun kann sich kaum jemand vorstellen, wie viel das ist. Von der befruchteten Eizelle an sind circa 50 Verdoppelungen nötig, um 100.000 Milliarden Zellen zu produzieren. Alle Zellen des Körpers haben ihren Ausgangspunkt in einer einzigen davon. Diese teilt sich immer wieder und wieder. An irgendeiner Stelle schlagen die Zellen dann plötzlich einen unterschiedlichen Entwicklungsweg ein. Im Körper finden sich 250 verschiedene Arten – von der runden Fettzelle bis zur verzweigten Nervenzelle. Es ist noch niemandem gelungen, herauszufinden, wie es möglich ist, dass aus einer einzigen Zelle so viele verschiedene entstehen können. Denn diese ordnen sich dann zu einem Magen, zur Haut, zu den Zähnen oder dem Gehirn. Und die Zelle hat sich auch noch um andere Dinge zu kümmern: Nährstoffe umwandeln, die Durchlässigkeit ihrer Membran regulieren, Proteine herstellen. Außerdem weiß jede Zelle jederzeit, was die andere gerade macht. Denn unser Körper funktioniert nur, wenn alles gut aufeinander abgestimmt ist.

Gene, aber was noch?

Doch was fand Dr. Bruce Lipton mit seiner „Neuen Biologie“ konkret heraus? Lange Zeit wurde gelehrt, dass wir der Macht unser Gene unterliegen. Es gibt tatsächlich Krankheiten, die auf einen genetischen Defekt zurückzuführen sind, aber davon sind weniger als zwei Prozent der Menschheit betroffen. Trotzdem beobachten viele ihre Körpervorgänge und warten nahezu darauf, dass der Krebs ihr Leben genauso zerstört wie das der Mutter oder des Vaters. Sie sind felsenfest davon überzeugt, erblich bedingt an Krebs zu erkranken.

Tatsache ist: Gene „schlummern“ ins uns, bis sie von „etwas“ aktiviert werden. Aber wer oder was aktiviert die Gene? Untersuchungen belegen, dass – vereinfacht gesagt – Signale aus der Umwelt dem Gen zu verstehen geben: „Werde aktiv!“ Gene bestimmen nicht in unentrinnbarer Weise unser Schicksal, sondern das, was sie aktiviert: Gefühle, Gedanken, Stress und die Verhaltensweisen, die damit einhergehen. So kann z. B. Dauerstress zu einer verfrühten Alterung der Zellen führen. Depressionen verursachen durch einen gestörten Serotoninstoffwechsel u. a. Verdauungsstörungen. Und auch die Ernährung spielt als Umweltfaktor eine Rolle.

Ein Gen ist der Träger von Erbinformation, die sich im Zellkern befindet. Wir halten uns für ein Individuum, aber Tatsache ist, dass wir eine Gemeinschaft aus ungefähr 50 Billionen (Zell-)Mitgliedern bilden. Und nahezu alle diese Zellen sind selbstständige Organismen, die für ihr gemeinsames Leben eine Strategie entwickelt haben. In der Schule haben wir gelernt: Es gibt den Zellkern mit dem genetischen Material, die energieproduzierenden Mitochondrien, das Zytoplasma dazwischen und die schützende Membran als
Außenhaut. Darüber hinaus liegt in der Zelle aber noch eine ganze Welt verborgen. Die Zellen haben
Technologien entwickelt, von denen die besten unserer Ingenieure nur träumen können.

„Hätten wir die Möglichkeit, einmal im Jahr eine Reise in unser Gehirn zu machen, würden wir jedes Mal eine erheblich veränderte Landschaft entdecken.“

Prof. Dr. Joachim Bauer

Erinnerung an Antikörper

In unserem Körper gibt es keine einzige Funktion, die nicht schon in der Einzelzelle angelegt ist: Nerven-, Verdauungs-, Atmungs-, Ausscheidungs-, Drüsen-, Muskel- und Skelettsystem, Kreislauf und Fortpflanzung sowie Immunsystem. Jede Zelle ist so klug, dass sie auch alleine überleben kann. Das wird demonstriert, indem einzelne Zellen aus dem Körper entfernt und in Kulturen vermehrt wurden. Außerdem registrieren sie Tausende von Reizen aus ihrer Umgebung. Dann analysieren sie diese Daten und wählen angemessene Verhaltensreaktionen aus, um ihr Überleben zu sichern. Einzelne Zellen sind auch fähig, durch Erfahrung mit ihrer Umgebung zu lernen, zelluläre Erinnerungen zu speichern und diese sogar an ihre Nachkommen weiterzugeben. Wenn ein Kind sich z. B. mit Masern ansteckt, sind sie in die Lage, Antikörper zu bilden, die an das Virus andocken, den Angreifer inaktivieren und ihn für die Zerstörung markieren. So wird das Kind vor der ungehinderten Vermehrung der Masernviren geschützt. Die Zellen bewahren die Erinnerung an diesen Antikörper. Sollte dasselbe Kind später noch einmal dem Masernvirus begegnen, wird sofort die schützende Immunabwehr eingesetzt.

“Gehirn” der Zelle

Auch wenn die allerletzten Geheimnisse noch immer nicht enthüllt sind, bekommen wir die gleiche Botschaft aus jeder Ecke der Wissenschaft: der Gehirnforschung, Genetik, Biologie, Chemie, Quantenphysik und selbst den alten Weisheitslehren: Jeder von uns ist in der Lage, die Verhältnisse in seinem Körper mitzubestimmen. Damit besitzen wir viel mehr Macht als uns in der Regel bewusst ist. Unser Denken und Fühlen schaffen nicht nur (körperlich) ein neues Gehirn, sondern wirken auch nachhaltig auf unsere Zellen. Einer der bekanntesten Forscher im Bereich des Zusammenhangs von Geist und Körper im deutschsprachigen Raum ist Prof. Dr. Joachim Bauer vom Klinikum Freiburg. „Traumatische Eindrücke führen nicht nur zu psychischen Symptomen, sondern auch zu einem Verlust an Nervenzellen, Synapsen und Nervenzellfortsätzen. Und hätten wir die Möglichkeit, einmal im Jahr eine Reise in unser Gehirn zu machen, würden wir jedes Mal eine erheblich veränderte Landschaft entdecken“, sagt der Neurowissenschafter und Psychiater.

Im Zuge dieser Forschungen wurden weitere spannende Fakten entdeckt: Jede unserer Zellen atmet, verdaut, nimmt Information auf und gibt sie weiter. Außerdem haben sie sich spezialisiert und diverse Aufgaben unter sich verteilt. So nehmen die Nervenzellen die Umwelt wahr und reagieren auf sie. Registriert das Nervensystem eine Bedrohung, alarmiert es die Zellgemeinschaft, um sie vor der Gefahr zu warnen. Weil unsere Zellen also gescheit sind, haben sie auch so etwas wie ein Gehirn. Bis jetzt hieß es, der Zellkern mit seiner DNS und Proteinen sei dieses Gehirn. Dann müsste die Zelle sterben, wenn man ihn entfernt. Sie ist aber auch ohne Kern durchaus noch in der Lage, auf ihre Umgebung zu reagieren. Allerdings kann sie sich dann nicht mehr teilen und auch keine Proteine mehr herstellen. Schließlich stirbt sie doch vor der Zeit. Also könne der Kern nicht das Gehirn sein oder es beinhalten, so die Annahme der Foscher.

Folglich kamen sie zu dem Schluss, dass die Membran das Gehirn der Zelle sei. Eine Zellmembran ist nur ein Siebenmillionstel Millimeter dick und lässt nur ausgewählte Nährstoffe in das Zellinnere. Das Geheimnis des Lebens liegt in den Mechanismen dieser magischen Membran. Wieso? Auf die Zelle wirken nicht nur physische Moleküle (z. B. Medikamente) ein, sondern auch unsichtbare Kräfte wie Gefühle und Gedanken. In der Membran gibt es nämlich Rezeptoren, die über komplizierte Mechanismen Umweltsignale in Zellverhalten übersetzen. Nun beschäftigt sich eine eigene Wissenschaft damit, diese Informationspfade herauszufinden. Die Fähigkeit der Membran, intelligent auf jeden Umweltimpuls zu reagieren und daraus ein Verhalten abzuleiten, mache sie zum Gehirn der Zelle, sind Wissenschafter überzeugt. Die Zelle stirbt auch sofort, wenn ihre Membran entfernt wird.

Intelligenz im Inneren

Besitzen unsere Zellen also eine Art Intelligenz? Ja, das tun sie. Das limbische System erzeugt einen Mechanismus, der chemische Kommunikationssignale in Gefühle übersetzt. Diese Gefühle werden von allen Zellen der Gemeinschaft wahrgenommen. Der menschliche Geist sitzt also nicht nur im Kopf, sondern im ganzen Körper. Das bedeutet: Bewusstsein kann einen kranken Körper gesundmachen und ständige Verdrängung, Dauerstress ohne Entspannung und ungelöste Probleme einen gesunden Körper krank. Doch die gute Nachricht lautet: Wir können wählen, wie wir auf Umweltsignale reagieren.

Prof. Dr. Bruce Lipton verwendete für seine Studien u. a. Zellen aus der Innenwand der Blutgefäße. Diese Zellen beobachteten genau ihre Umgebung und veränderten ihr Verhalten entsprechend den Informationen, die ihnen zur Verfügung standen. Auf „gute Nährstoffe“ bewegten sie sich zu, vor „Giften“ zogen sie sich zurück. Noch faszinierender ist ein Experiment, das am Institut des indischen Arztes und Bestsellerautors Dr. Deepak Chopra durchführt wurde: Ein Mitarbeiter gab Leukozyten aus seinem Speichel in ein Glas. Darin befand sich eine Apparatur, die Spannung messen konnte. Dann wollte er sich eine Schnittverletzung zufügen, um zu sehen, ob das einen Einfluss auf die Leukozyten im Glas hatte. Er nahm ein steriles Messer und warf dabei einen Blick in das Glas. Zu seinem unglaublichen Erstaunen registrierte er eine erhöhte Spannung seiner Leukozyten.

Aus diesem sensationellen Ergebnis schloss er: Die Zellen zeigten schon Reaktionen auf seine bloße Absicht hin, sich zu schneiden. Das heißt, dass unser Körper bereits dann mit speziellen Vorgängen reagiert, wenn man sich eine Handlung nur vorstellt. Das ist im Vergleich zu vielen abstrakten Erklärungen doch etwas Handfestes: Stellen Sie sich im Krankheitsfalle vor, wie jede Ihrer Zellen sich erholt, dass das Immunsystem stark ist und die Selbstheilungskräfte alles heilen, was der Heilung bedarf.

Neben den vielen hoch interessanten Vorgängen rund um unsere Zellen ist die spannendste Erkenntnis wohl diese: Was wir denken und fühlen, hat eine Wirkung auf körperliche Strukturen und verändert sie. So können uns Gedanken und Gefühle zwar krankmachen, sie können aber auch zu unserer Gesundung beitragen.

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