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Die Behandlung von Druckpunkten an den Füßen ist seit mehr als 4.000 Jahren bekannt (Foto: erlobrown/iStockphoto.com)
Die Behandlung von Druckpunkten an den Füßen ist seit mehr als 4.000 Jahren bekannt (Foto: erlobrown/iStockphoto.com)

Spiegel des Körpers: Füße

Unsere Füße tragen uns durchs ganze Leben. Trotzdem gehen wir mit ihnen nur allzu oft recht „stiefmütterlich“ um. Dabei ist der Fuß viel mehr als der Ausläufer des Beins. Für Reflexzonentherapeuten sind die Füße der Spiegel des Körpers: Denn in den Reflexzonen der Füße findet der Mensch mit all seinen Organen und Systemen nochmals im verkleinerten Maßstab seine Entsprechung. Deshalb lohnt es sich bei so manchen Beschwerden, den Füßen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Behandlung von Druckpunkten ist seit mehr als 4.000 Jahren bekannt. Bereits im alten Ägypten, in Asien und bei den indigenen Völkern in Südamerika wusste man über die Zusammenhänge und ausgleichende Wirkung zwischen Körper, Organen und den Fußbereichen Bescheid. Das Reflexzonensystem, wie es heute praktiziert wird, wurde Ende des 19. Jhd. vom englischen Neurologen Sir Henry Head begründet. Er entdeckte Hautbereiche am Rücken, die bei Erkrankung eines inneren Organs auf Druck empfindlich reagierten. Dr. William Fitzgerald, ein amerikanischer Arzt, griff Heads Erkenntnisse auf und entwickelte daraus die sogenannte Zonentherapie. Dafür erstellte der Mediziner eine vertikale Rastereinteilung des Körper in zehn senkrechte Zonen, die jeweils vom Scheitel bis zu den Zehen verlaufen. Durch jahrelange Anwendungen stellte er fest, dass gezielter Druck auf bestimmte Fußpunkte die Vorgänge im Körper normalisieren kann, gleichgültig wie weit die Störung vom Druckpunkt entfernt war.

Fußreflexzonentherapie

Die eigentliche Fußreflexzonenmassage, bei der die Fußsohle, der Fußrücken und die Zehen behandelt werden, wurde von der amerikanischen Masseurin Eunice Ingham entwickelt. Ingham übertrug Dr. Fitzgeralds Zonen auf die Fußsohlen und entschlüsselte Areale am Fuß als Bezugszonen zu den Körperorganen. So erarbeitete sie eine Art anatomische Landkarte des ganzen Körpers am Fuß. Ende der 1960er-Jahre erkannte Hanne Marquardt, Krankenschwester und Heilmasseurin aus Deutschland, den Fuß als eine Art zentrale Schaltstelle, von der aus Fernwirkungen im ganzen menschlichen Körper auslöst werden konnten. Marquardt ergänzte die vertikalen Zonen von Fitzgerald durch vier horizontale Zonen, systematisierte die Fußreflexzonentherapie und brachte sie damit auch medizinischen Fachkreisen nahe.

Reflexzonen & Akupressur

Die Fußreflexzonentherapie versteht den Menschen als Einheit, in der alle Ebenen miteinander verbunden sind. Das „Mikrosystem Fuß“ reflektiert demnach den ganzen Menschen. Es sind quasi kleine Schaltstellen, die Rückschlüsse auf das Befinden das Menschen zulassen. „Die Areale am Fuß sind keine Reflexe im nervalen Sinn,“ erklärt Marquart, „vielmehr kann der Vorgang wie das Reflektieren des großen Bildes auf der kleinen Fläche einer Spiegelreflexkamera verstanden werden.“ Nicht zu verwechseln ist die Fußreflexzonentherapie mit der Akupressur: Akupressur ist eine aus Japan und China stammende Heilmethode, bei der durch manuelles Aktivieren der Akupunkturpunkte die Lebensenergie ins Fließen gebracht wird. Die zwölf Hauptmeridiane haben an den Füßen entweder ihren Beginn oder ihren Endpunkt. Fußreflexzonenmassage und Akupressur haben einen unterschiedlichen Zugang zum System Mensch. Bei der Fußreflexzonenmassage sind es reflektorische Wirkmechanismen und bei der Akupressur das Lösen von Blockaden des Energieflusses. Beide Methoden sind anerkannte Therapieformen und wirken auf das gesamte Körpersystem. Beide haben eine ausgleichende, regulierende Wirkung.

Nach den Erkenntnissen von Fitzgerald und Ingham über die Zonen ist jeder Teil des Körpers in einem Reflexpunkt der Füße zu finden. Doch wo ist was? Die Zonen teilen den Fuß in ein verkleinertes Längs-Quer-Raster des Körpers ein, in das die Körperteile und Organe entsprechend ihrer Lage im Körper eingeordnet werden können. Damit sind die Füße eine Art Landkarte des Körpers:

  • Zehen spiegeln Kopf, Hals, Schultergürtel wider
  • Mittelfuß den Brustraum und den Oberbauch
  • Knöchel und Fersen unteren Bauch und Becken
  • entlang der Innenseite beider Füße verläuft die Wirbelsäule

Alle Vorgänge in den Organen stehen in Wechselbeziehungen zu den Reflexpunkten, sodass deren Druckmassage über die Energiebahnen im Körper (Meridiane) auch eine Rückwirkung auf das entsprechende Organ hat. Wird eine dieser Zonen durch Druck, Wärme oder Reibung stimuliert, werden sämtliche Organe, die in derselben Zone liegen, angeregt. Ist ein Organ oder Körperteil krank oder gefährdet, schmerzt der entsprechende Punkt auf der Fußsohle – manchmal erst auf Druck. So sind die Fußzonen auch diagnostisch bedeutsam.

Was kann man erreichen?

„Die Fußreflexzonenmassage zählt zur Gruppe der Ordnungs- und Regulationstherapien und unterstützt als solche die Selbstheilungskräfte des Menschen im Rahmen seiner regenerativen Möglichkeiten“, beschreibt Elisabeth Seidl, Heilmasseurin in eigener Praxis in Wien und Breitenfurt, die Wirkweise. Seit vielen Jahren arbeitet sie neben vielen anderen Methoden auch mit Fußreflexzonentherapie. Wichtig dabei ist zu betonen, dass die Fußreflexzonenmassage Symptome weder bekämpft noch unterdrückt, sondern den „inneren Arzt“ des Behandelten unterstützt. „Impulse einer stimulierenden oder beruhigenden Berührung von Fußreflexzonen stellen einen heilenden Kontakt zur Lebensenergie des Menschen her“, weiß Seidl. Die zwischenmenschliche Berührung und ein achtsamer Umgang sind dabei bedeutsam. „Bei der Arbeit stelle ich immer fest, dass die Fußreflexzonenmassage neben einer Besserung von Symptomen häufig auch tiefe Entspannung auslöst. Diese ermöglicht Regeneration, Verbesserung der Durchblutung, Stärkung des Immunsystems und vieles mehr.“ Die Menschen seien danach ruhiger und in sich gekehrt, fühlen sich aber gleichzeitig lebendig, wohl und spüren vor allem ihre Füße wieder gut.

Die Fußreflexzonentherapie ist wirksam, daher kann es auch zu Reaktionen kommen. „Der Körper zeigt über den Schmerz oder über verhärtete Zonen, wo sich Störungen befinden,“ so Seidl. Bei der Behandlung wird der Körper verstärkt durchblutet. Verspannungen und Blockierungen können gelöst werden. Nach der Behandlung entgiftet der Körper häufig vermehrt, gleichzeitig wird die körpereigene Abwehr gestärkt. Es kann deshalb zu Reaktionen in nahezu allen Körpersystemen kommen, auch in der Gemütsebene, im Schlaf und beim Träumen.

Der Körper des Behandelten kann auch während einer Reflexzonenmassage anzeigen, dass er mit den Reizen nicht zurechtkommt. Seidl: „Es ist wichtig, während der Massage achtsam zu sein, um Anzeichen der Überforderung zu registrieren.“

Anwendung der Fußreflexzonentherapie

  • bei Belastungen und Beschwerden am Bewegungsapparat, wie Haltungsschäden, Verspannungen, HWS-Syndrom, Kreuzschmerzen
  • bei Beschwerden im Verdauungssystem, wie Durchfall, Obstipation (Verstopfung), Meteorismus (Blähbauch), Hepatopathien (Lebererkrankungen), Magenerkrankungen, Hämorrhoiden
  • bei Kopfschmerzen oder Migräne
  • bei Funktionsstörungen im Atmungsbereich, wie Anfälligkeit für Erkältungen, chronischer oder akuter Schnupfen, Allergien, Husten
  • bei Belastungen im Urogenitaltrakt, wie Menstruationsbeschwerden, Menopause, Prostatabeschwerden, Reizblase, Bettnässen
  • bei Stresssymptomatik, wie Schlafstörungen, innerer Unruhe, Erschöpfung
  • als ganzheitliche Körpertherapie, wenn Organe oder Körperbereiche nicht direkt behandelt werden können

Hinweis: Die Fußreflexzonentherapie ist kein Ersatz für eine medizinische Behandlung. Bei akuten oder länger andauernden Beschwerden ist immer ein Arzt zu konsultieren.

Fußreflexzonenmassage und ihre Grenzen

Nicht angewendet werden sollte die Fußreflexzonenmassage bei folgenden Beschwerdebildern:

  • bei Entzündungen im Venen- und Lymphsystem
  • bei infektiösen und hochfieberhaften Erkrankungen
  • bei Krankheiten, die einer Operation bedürfen, wie z.B. chronisch entzündlichen Tonsillen oder großen Myomen
  • bei Aneurysmen, Melanomen, aber auch z. B. Ekzemen
  • bei Risikoschwangerschaften
  • bei Psychosen
  • bei Gangrän (Nekrose) bzw. Morbus Sudeck am Fuß

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