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Um Nahrungsergänzungsmittel verkaufen zu dürfen, braucht man keine medizinische Ausbildung, nur einen Gewerbeschein (Foto: Ronstik/iStockphoto.com)
Um Nahrungsergänzungsmittel verkaufen zu dürfen, braucht man keine medizinische Ausbildung, nur einen Gewerbeschein (Foto: Ronstik/iStockphoto.com)

Optimal versorgt mit Nahrungsergänzungsmitteln?

Tag für Tag muss der menschliche Organismus komplexe Funktionen erfüllen. Damit das reibungslos klappt, ist eine vollwertige Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse ratsam. Der Energie- und Nährstoffbedarf (Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate etc.) des/der Einzelnen ist von vielen Faktoren, wie etwa dem Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, aber auch dem Klima und der körperlichen Aktivität in Beruf und Freizeit abhängig. Zum Teil ist der individuelle Bedarf auch auf die genetische Vielfalt und deren Einfluss auf die Funktion der Nährstoffe im Körper zurückzuführen. Speisepläne auf der Basis von Referenzwerten können bei Einzelpersonen immer nur zu einer angenäherten Bedarfsdeckung führen. Um den tatsächlichen Versorgungszustand eines Menschen beurteilen zu können, müssen individuelle Parameter wie Körpergröße und Gewicht, sowie biochemische bzw. klinische Kenngrößen, wie z. B. der Nachweis von Toxinen, die Untersuchung von Proteinen, herangezogen werden. Deshalb sollte die Deckung des Bedarfs immer individuell bestimmt werden.

Lebenswichtig für den Menschen sind auch die sogenannten Mikronährstoffe, also Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Auch hier ist der Bedarf von Mensch zu Mensch verschieden. Ob die Person alt oder jung, kräftig oder schlank, groß oder klein, männlich oder weiblich ist, spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Was also für einen Menschen durchaus ausreicht, kann für den anderen zu wenig sein.

Wie Nährstoffmangel entsteht

Ein Mangel an einem lebenswichtigen Nährstoff entsteht dadurch, dass wir ihn nicht in ausreichender Menge zu uns nehmen oder er vom Körper nicht gut aufgenommen wird. Nun sollte man meinen, dass das angesichts des Überangebotes und der Vielfalt der uns zur Verfügung stehenden Lebensmittel kaum möglich ist. Schuld daran sind oft schlechte Ernährungsgewohnheiten. Manchmal werden auch aus lebensanschaulichen Gründen bestimmte Nahrungsmittelgruppen gänzlich aus der Ernährung ausgeschlossen. Nur wer sich damit gründlich auskennt, kann dem Risiko des Nährstoffmangels, z. B. bei rein vegetarischer oder veganer Ernährung, gezielt begegnen.

Möglich ist auch, dass die Nahrung zwar ausgewogen zusammengestellt ist, die Lebensmittel selbst aber mangelhaft sind. Entweder, weil sie auf schlechten Böden gewachsen sind oder Tiere auf einem solchen geweidet haben. Darüber hinaus verändern industrielle Raffinations- und Konservierungsprozesse viele Nahrungsmittel so, dass von ihrem ursprünglichen Reichtum an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen nicht mehr viel übrig bleibt. Fehler passieren auch häufig bei der Lagerung der Lebensmittel und beim Kochen. Dem Ausspruch, „wer sich gesund ernährt, hat von allem genügend und bedarf keiner Nahrungsergänzungsmittel“, kann der Obmann der Österreichischen Gesellschaft für Orthomolekulare Medizin und Leiter der Schrothkur in Obervellach, Dr. Rainer Schroth, deshalb so nicht beipflichten: „Sehr häufig finden wir in den Blutbefunden von Patientinnen und Patienten einen Mangel an Vitamin C, Folsäure, Vitamin A, Vitamin D, Eisen, Zink, Magnesium, Kalzium und viele mehr“. Erkenntnisse, die auch im Österreichischen Ernährungsbericht bestätigt werden. Wenn daher ein Patient mit unspezifischen Symptomen, wie etwa Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Nervosität oder ähnlichem kommt, und ein Nährstoffmangel als Ursache angenommen werden kann, sollte unbedingt ein kompetenter Orthomolekularmediziner zu Rate gezogen werden.

Dr. Schroth beschreibt die Vorgangsweise: „Zunächst werden diverse Substanzen, wie Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren, Umweltgifte und die Belastung mit Freien Radikalen gemessen, um festzustellen, wo ein eventuelles Defizit vorliegt.“ Aufgrund der Ergebnisse des Blutbefundes wird ein Therapieplan erstellt, nach drei bis vier Monaten werden die erhobenen Werte kontrolliert. Sehr häufig lässt sich dann bereits eine Besserung der Symptome feststellen.

Auf Qualität achten

Dass der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln immer wieder in Verruf gerät, liegt vor allem daran, dass Produzenten verschiedener Präparate wie Pilze aus dem Boden schießen. Um Nahrungsergänzungsmittel verkaufen zu dürfen, braucht man keine medizinische Ausbildung, nur einen Gewerbeschein. „Für den Laien ist es nahezu unmöglich, zu unterscheiden, ob es sich dabei um hoch- oder minderwertige Produkte handelt“, mahnt Dr. Schroth zur Vorsicht. Bei Nahrungsergänzungsmitteln käme es immer auf die Verbindung an. „Es gibt beispielsweise zahlreiche unterschiedliche Magnesium- oder Kalziumverbindungen. Diese verteilen sich im Körper unterschiedlich und zeigen ein anderes Resorptionsverhalten. Eine Substanz kann die andere verdrängen oder oxidieren.“ Demnach ist Kalzium nicht gleich Kalzium, Magnesium nicht gleich Magnesium und Zink nicht gleich Zink und Vitamin B12 nicht gleich Vitamin B12. „Viele Verbindungen sind mehr oder weniger nutzlos“, sagt Dr. Schroth. Für therapeutische Zwecke sei die Anwendung möglichst reiner Substanzen ohne Konservierungs-, Zusatz- oder anderer Hilfsstoffe, das heißt höchste Qualität zum Nutzen der Patienten von Bedeutung.

Wo der Nährstoffbedarf kontrolliert werden sollte

  • Kranke & Rekonvaleszente. Diese Personengruppe hat aufgrund einer Erkrankung mitunter entleerte Nährstoffspeicher und benötigt daher häufiger eine individuelle ernährungsmedizinische Beratung und Betreuung. Auch Personen mit chronisch erhöhtem Alkoholkonsum können davon betroffen sein.
  • Senioren & Betagte. Der späte Lebensabschnitt umfasst heute einen großen Altersbereich, in dem vielerlei physiologische Veränderungen stattfinden. Es gibt rüstige, gesunde, aber auch multimorbide und gebrechliche Senioren. Die Häufigkeit von Erkrankungen und Behinderungen nimmt im Alter zu, Funktionsreserven nehmen hingegen ab. Das macht oft die Einnahme von Medikamenten erforderlich. Sowohl Krankheiten als auch Medikamente können eine verminderte Nährstoffaufnahme bzw. erhöhte Nährstoffumsetzung/-ausscheidung verursachen. Dadurch verringert sich die Verfügbarkeit von Nährstoffen bzw. der Bedarf ist erhöht.

Therapie & Prophylaxe

Wenn man denn schon einmal zu einem Nahrungsergänzungsmittel greifen will, sollte man sich umfassend von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen, darauf achten, dass auf der Packung der Vermerk „Reinsubstanzpräparat“ steht und sie nur für einen vereinbarten Zeitraum einsetzen. Überdosierungen bestimmter Nährstoffe bergen zweifellos Risiken. Innerhalb von Mitteleuropa halten sie sich schon deshalb in Grenzen, weil durch die strengen Reglements eine Gefährdung nahezu auszuschließen ist. In anderen Ländern, wie etwa in den USA, ist man bei den frei verkäuflichen Präparaten deutlich großzügiger bei den Dosierungen. In Zeiten des Internets ist hier also unbedingt Vorsicht am Platz. Wird ein deutlicher Mangel vermutet, ist ein Orthomolekularer Mediziner die richtige Anlaufstelle. Wie andere Sparten der Medizin hat sich auch die Orthomolekulare Medizin in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. „Konzentrierte man sich früher auf die Anwendung von Vitaminen und Spurenelementen, um Mangelkrankheiten zu beseitigen, stehen heute Prophylaxe und Therapie im Vordergrund“, erklärt Dr. Schroth. Ein umfassendes Wissen über die komplexen Zusammenhänge ist dafür unerlässlich. Der Experte hat etliche Beispiele dafür parat: „Dank neuer Erkenntnisse wird Eisen heute ganz neu bewertet: Besteht nämlich ein Überschuss, kann das zur Bildung hochaggressiver Radikale führen.“ Wurde Selen vor nicht allzu langer Zeit als Gift eingeschätzt, wird es heute bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung therapeutisch auch auf Intensivstationen angewendet. Vor einer Schwangerschaft zugeführte Folsäure kann Missbildungen des Embryo verhindern. Homocystein, ein Risikofaktor für Arterienverkalkung, Osteoporose, Thrombose und Abbau kognitiver Funktionen tritt nur auf, wenn Defizite bei Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure vorhanden sind und kann mithilfe der Orthomolekularen Medizin leicht beseitigt werden.

Weitere erfolgreiche Einsätze

Hervorragende Wirkungen kann man mit einer Kombination von Magnesium und Kalium erzielen – nicht nur bei Wadenkrämpfen, sondern auch bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, z. B. bei Vorhofflimmern. „Auch die Osteoporosebehandlung mit Kalzium, Vitamin D und Vitamin K wird ohne zahlreiche andere Vitamine und Spurenelemente nicht den gewünschten Erfolg bringen“, weiß Dr. Schroth aus langjähriger Erfahrung. Und wird ein nachhaltiger Energieschub benötigt, wird man mit Spaghetti und anderen Kohlenhydraten alleine nicht auskommen. Dafür werden zusätzliches Vitamin B1, B2, B6, Biotin, Magnesium, L-Carnitin, Coenzym Q10, R-alpha Liponsäure und Eisen notwendig sein.

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