Zum Inhalt springen
Wie heißt der berühmte Satz, der entweder von Niels Bohr, Mark Twain oder Karl Valentin stammt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Foto: conceptualmotion/iStockphoto.com)

Klimaschmutzer – Klimaschützer

Dass sich das Klima der Erde ständig ändert, kann niemand leugnen. Mit dem ursprünglichen Wie und Warum befasst sich Paläoklimatologie, die Wissenschaft von der Klimageschichte. Sie muss sich dazu auf indirekte Quellen verlassen, denn direkte Wettermessungen gibt es erst seit etwa 300 Jahren; genügend Wetterstationen, um globale Temperaturen sinnvoll berechnen zu können, erst seit Mitte des 19. Jhd. Um das Klima im Laufe der Erdgeschichte zurück zu verfolgen, verwendet man Jahresringe bei Korallen und Bäumen, Eiskernbohrungen und Bohrungen im Tiefseesediment. So weiß man heute, dass es immer wieder Eiszeiten gab, die durch tektonische Faltungen und Vulkanausbrüche, bei denen große Mengen Magma austraten, beendet wurden. Es bildete sich eine Atmosphäre, die das Leben ermöglichte, und mit ihr ein ständig schwankendes Klima mit Kälte- und Wärmephasen, verursacht v. a. durch die Entstehung riesiger Gebirgsketten und die veränderten Meeresströmungen. Auch die Ellipsenbahn der Erde um die Sonne und das Taumeln und Schwanken der Erdachse haben damit zu tun. Nach langfristigen Forschungsergebnissen befinden wir uns übrigens in einer seit Jahrtausenden herrschenden Phase leichter Abkühlung, die sich in einer menschenleeren Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter fortsetzen würde.

Was ist Klima überhaupt?

Klima ist nicht nur das Wetter. Klima bedeutet die dynamischen Prozesse in der Erdatmosphäre, die sich zwischen den vier Erdsphären abspielen: Hydrosphäre (alles Wasser der Erde), Kryosphäre (Eisflächen), Biosphäre (Lebensraum bis etwa 90 km Höhe) und Lithosphäre (Erdkruste). Dazu kommen auch noch die Einflüsse der Sonneneinstrahlung, der Sonnenwinde. Das Klima verändert sich also ständig durch verschiedene Strömungen zu Wasser und in der Luft, durch verschiedene Strahlungen und physikalische Einflüsse.

In der aktuellen Klimaforschung, die auch Klimaziele zu erarbeiten versucht, ermittelt man über einen gewissen Zeitraum mit meteorologischen Methoden den Durchschnitt im Jahresverlauf der Witterungsvorgänge und den Temperaturverlauf. Die WMO, die Weltorganisation für Meteorologie, empfiehlt 30 Jahre als Referenzperiode. So kann man statistisch relevante Zahlen erhalten, um eine Vermutung über zukünftige Veränderungen anzustellen.

Schon Klimaforscher wie Jean Baptiste Fourier (1768- 1830) gingen davon aus, dass neben der Sonneneinstrahlung und deren Reflexion auch die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre die Temperatur der Oberfläche von Planeten bestimmt, so auch die der Erde. Daraus lässt sich ableiten, dass mehr Treibhausgase zu höheren Temperaturen führen. Bisher geschah das allmählich innerhalb vieltausendjähriger Zeiträume. Seit der industriellen Revolution um 1800 ist die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre messbar gestiegen, und ebenfalls die Durchschnittstemperatur auf der Erde. Und sie steigert sich immer schneller, seit 1975 wird es alle 10 Jahre um 0,2 °C wärmer.

Tatsachen und Vermutungen

Der Weltklimarat veröffentlichte 2007, dass die Temperatur ohne verschärfte Klimaschutzmaßnahmen – vor allem Reduktion des CO Ausstoßes – vom Ende des 20. bis Ende des 21. Jhd. um 3 °C (möglicherweise um 4- 5 °C) steigen würde (Derselbe Weltklimarat war sich 2013 darüber übrigens nicht mehr einig). Die Erwärmung wäre also etwa 100-mal schneller als bei historischen Klimaveränderungen. Man warnt vor den Folgen der Erderwärmung, je nach Erdregion: Meereis- und Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg, Auftauen von Permafrostböden mit Freisetzung von Methangas, wachsende Dürrezonen und zunehmende Wetter-Extreme mit Auswirkungen auf die Lebenssituation von Menschen, Tieren und Pflanzen. Einige Folgen könnten zudem irreversibel sein oder die globale Erwärmung mit positiver Rückkopplung beschleunigen.

Doch wie heißt der berühmte Satz, der entweder von Niels Bohr, Mark Twain oder Karl Valentin stammt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“. Der Anstieg könnte nämlich auch 1,5 °C oder 2 °C niedriger liegen: Das Hamburger Max Planck Institut legt durch neue Studien nahe, dass der Mittelwert bei 2 °C liegen wird, Judith Curry und Nicholas Lewis, ein amerikanisch-englisches Forscherteam, kommt auf 1,66 °C. Zweifler an Schrecken-Szenarien fragen daher nach der Zuverlässigkeit der Klima-Simulationen, die sich vorwiegend auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre stützen und wollen die Vorteile ebenso wie die Nachteile von Klimaerwärmung untersucht wissen (darunter etwa der US-amerikanische Physiker Dr. Freeman Dyson, der deutsche Meteorologe Prof. Hans von Storch, der dänische Physiker Dr. Henrik Swensmark, der österreichische Gletscherforscher Prof. Dr. Gernot Patzelt sowie der dänische Statistiker Dr. Bjørn Lomborg). Sie alle gehören zu den viel zitierten 97 Prozent der Wissenschafter (in Wahrheit waren es 97 Personen, die anlässlich des UNO- Klima-Gipfels 2014 die Stellungnahmen veröffentlichten), die sich einig sind, dass der Klimawandel existiert – ein Konsens, den nur fanatische Widerspruchsgruppen nicht teilen.

Nix ist fix

Klimaforschung bzw. Klima-Vorhersage kann keine exakte Wissenschaft sein. Man stützt sich auf möglichst fundierte Vermutungen, wie der Mensch das Klima beeinflusst hat und beeinflussen kann, und auf Computersimulationen. Auch die Stärke des vermuteten Effektes kann man nicht exakt vorhersagen. Oder ob ein bestimmtes Wetterextrem bereits als Signal des anthropogenen Klimawandels zu behandeln ist. Auf diese Unsicherheiten weist der Weltklimarat IPCC (Intergovern- mental Panel on Climate Change) bei allen Aussagen hin. Unsicherheiten können sich mit der Zeit jedoch in Wahrscheinlichkeiten umwandeln: In den 1980er-Jahren hätten die damals aktuellen Temperaturerhöhungen noch mit natürlichen Schwankungen erklärt werden können, heute nicht mehr. Heute ist es laut IPCC noch nicht klar, ob das Auftreten von Wirbelstürmen und Tornados bereits als Signal gewertet werden kann – es ist wie bei den Temperaturerhöhungen Mitte der 1980er-Jahre: Eines Tages wird man sagen können, diese Extreme stechen oder stechen nicht aus dem Rauschen des Zufalls hinaus. Wissenschaft ist eben keine endgültige Wahrheit, sondern eine fundierte Wahrscheinlichkeit, über einen längeren Zeitraum hinweg erhoben. Sicher kann man jedenfalls feststellen, dass der Mensch durch Erzeugung von Treibhausgasen das Klima beeinflusst. In welchem Ausmaß, wird die Zukunft zeigen. Und ebenso sicher ist, dass es nur nützen kann, auch zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Wie, auch da teilen sich die Meinungen, oft sehr heftig.

Die größten Verschmutzer, die Industriemächte, investieren jedenfalls vor allem für den eigenen Klimaschutz Milliarden (z. B. für Entsalzungsanlagen und Flutbarrieren), statt den CO2-Ausstoß zu reduzieren, beklagt etwa Kevin Watkins, Direktor des United Nation Human Development Report Office. Den armen Regionen ließen die reichen Nationen bisher nur 40 Mio. US-Dollar pro Jahr für Klima- und Küstenschutz zukommen (Stand 2021). Dabei sind meistens die ohnehin schon armen Länder in Äquatornähe besonders durch die Sünden der Industrienationen gefährdet. Die afrikanischen Länder zum Beispiel tragen nicht einmal drei Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß durch Verbrennung bei, doch sie leiden am meisten darunter.

Berechtigte Kritik

Bereits jetzt herrscht in vielen afrikanischen Ländern, etwa Malawi südlich der Sahara, außergewöhnliche Dürre, Trinkwasser ist bereits in vielen Ländern knapp. Und so meinen die oben erwähnten Zweifler an dem Eintreten einer Apokalypse, man sollte doch, statt sich nur auf den zukünftigen Kohlendioxyd-Schaden zu konzentrieren, besser die bestehenden Probleme bekämpfen, die sich durch die Erderwärmung (wie stark auch immer) sicher noch vermehren werden. Dazu Michael Miersch, Wissenschaftsjournalist, Leiter „Naturbildung“ bei der Deutschen Wildtier-Stiftung: „Ja, ich bin skeptisch. Beispielsweise wenn Experten behaupten, sie wüssten genau, wie das Klima in 100 oder mehr Jahren sein wird. Den Glauben, man könne durch ‚Klimaschutz‘ quasi wie mit einem Thermostat eine stabile Welttemperatur einstellen, halte ich für Hybris. Auch stört es mich, wenn Kollegen über Kohlendioxid (CO2) berichten als sei es ein Giftgas, das die Umwelt verschmutzt. Dabei ist es der Quell allen Lebens. Ohne CO2 keine Pflanzen, und ohne Pflanzen keine Tiere und Menschen.“ Er bedauert, dass man auch Leute als „Klimaleugner“ bezeichnet, die lediglich Kritik an der Energiewende und ihren sozialen und ökologischen Folgen üben.

Auf viele der modernen Errungenschaften kann und will man nicht verzichten, auch wenn sie dem Klima schaden. Wie das Handy: Bei der emissionsintensiven Produktion übertrifft kein Gerät das Smartphone. 2010 horteten die Deutschen laut IT-Verband, der diese Zahlen regelmäßig erhebt, bereits mehr als 72 Mio. Geräte zu Hause, fünf Jahre später waren es bereits 100 Mio. alte Handys. Und jährlich kommen in den europäischen Staaten 211 Millionen Stück dazu! Wären diese Geräte nur ein Jahr länger in Nutzung, Europa würde mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 einsparen (International Journal of Life Cycle Assessment).

Was ist wirklich vernünftig?

Ob man sich jetzt mehr an den Katastrophen-Predigern oder den Beschwichtigern orientiert, dass etwas für Umwelt und Klima getan werden muss, darüber gibt es wohl keine Diskussion. Doch viele gut gemeinte Vorschläge bewirken manchmal das Gegenteil. Mit dem Kauf von Bio-Produkten glauben viele, bereits ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch das ist nicht immer so: Der Ökolandbau sei teils schlechter für das Klima als die konventionelle Landwirtschaft, so eine internationale Studie, Ende 2018 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde. In ihr kommen Wissenschafter aus den USA, Schweden, Deutschland und Frankreich zu dem Ergebnis, dass die Erzeugung von ökologischen Lebensmitteln zu erheblich höheren Emissionen führen kann als konventionelle Landwirtschaft. Der Hauptgrund seien die erheblich niedrigeren Erträge pro Hektar. „Die Studie zeigt, dass z. B. Bioerbsen, die in Schweden angebaut werden, rund 50 Prozent mehr Klimawirkung haben als herkömmlich erzeugte Erbsen. Bei anderen Kulturen gibt es noch größere Effekte: So liegt der Unterschied bei Bio-Winterweizen und normalem Winterweizen bei 70 Prozent “, erläutert der an der Studie beteiligte Forscher Dr. Stefan Wirsenius. Eine Lösung biete die Integrierte Landwirtschaft (nachzulesen bei EISA, der European Initiative for Sustainable Development in Agriculture): so wenig Pflanzenschutzmittel und Dünger wie möglich, soviel wie nötig, plus Nutzung moderner Anbaumethoden.

Auch andere Themen werden oft einseitig kommuniziert. Ein gutes Beispiel ist das Fliegen (wobei eine Reduzierung sicher sinnvoll ist): Die Internetnutzung in Deutschland produziert jedes Jahr so viel CO2 wie der gesamte Flugverkehr. Die Menge könnte sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, warnen etwa Forscher vom Borderstep-Institut in Berlin. Allein für die E-Mails, in Deutschland etwa eine Milliarde(!) pro Tag, fallen 1.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid an. Und eine Stunde Video-Streaming produziert so viel wie 1 km Autofahren.

Was also tun, woran sich orientieren, wenn man einen Beitrag zur Stabilisierung der Energiewirtschaft und Ressourcenausbeutung leisten will, und damit einen positiven Klimabeitrag? Im Grunde ganz einfach: Weniger ist mehr. Weniger konsumieren, weniger durch die Gegend fahren und wenn, dann möglichst mit Fahrrad oder Bahn; weniger wegwerfen, weniger Verpackung verwenden, weniger Strom verschwenden (wie z. B. Standby-Modus). Weniger heizen. Regional kaufen, saisonal kochen. Und sich möglichst breitgefächert informieren. Das Mehr an Umweltschonung muss nicht Verzicht bedeuten.

Lesen Sie auch: Vom Gletscher zur Schmelze

Teilen Sie diesen Beitrag

Österreichischer Kneippbund

Dem Österreichischen Kneippbund gehören heute mehr als 30.000 Mitglieder an, denen in rund 200 Kneipp-Aktiv-Clubs ein vielfältiges Gesundheitsprogramm angeboten wird. Regelmäßig erscheint zudem die Kneipp-Zeitschrift – mit vielen praktischen Tipps für mehr Gesundheit im Alltag.

Wichtige Links

[su_menu name=”Footer S2 Shop Allgemein” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S2 Rechtliches” class=”footer_menu”]

Kneipp Shop

[su_menu name=”Footer S3 Shop” class=”footer_menu”]

Kneipp Themen

[su_menu name=”Footer S4 Main” class=”footer_menu”]

[su_menu name=”Footer S4 Aktuelle Schwerpunkte” class=”footer_menu”]