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Konflikte zwischen den Generationen hat es immer schon gegeben (Foto: Fizkes/iStockphoto.com)
Konflikte zwischen den Generationen hat es immer schon gegeben (Foto: Fizkes/iStockphoto.com)

Generationen im Wandel

Konflikte und Reibereien zwischen den Alten und Jungen gab es schon immer. Seit geraumer Zeit scheint der Ton aber rauer und die Revolte der Jugend intensiver geworden zu sein. Fürs Zusteuern der Welt auf soziökonomische Krisen und andere globale Bedrohungen, macht die „Generation Z“ (Geburtsjahrgänge 1996–2010) die „Babyboomer“ (1946–1964), also die Nachkriegsgeneration, verantwortlich. (Die älteste, lebende Generation – zwischen 1922 und 1945 geboren, nennt man übrigens die „Traditionalisten“, die jüngste „Generation Alpha“, ab 2010.) Die Generation Z wird vielfach auch als „Generation YouTube“ und „Digital Natives“ bezeichnet. Es ist dies die erste Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Die Babyboomer haben fleißig gearbeitet – das Motto war und ist bei den meisten: „Ich lebe, um zu arbeiten“ – und in den Sozialstaat eingezahlt, bei karger Freizeit. „Selbstverwirklichung“ und „Work-Life-Balance“ waren eher unbekannt, ebenso die bewusste Sinnsuche.

Während die Jungen Sinn in ihrer Arbeit finden möchten, aber auch ihrer Freizeit einen hohen Stellenwert zumessen, war dies bei der älteren Generation nicht das Maß aller Dinge. Auch lebte diese Generation lange Zeit noch jenseits von Handy, Smartphone, Internet und Social Media. Eine solche Welt ohne digitale Vernetzung und 24-Stunden-Onine Präsenz – zumindest als Option – kennen die heutigen Teenager und jungen Erwachsenen nicht mehr. Soziale Netzwerke, wie Facebook, Instagram und Youtube gehören zum Alltag und Influencer bzw. Youtube-Stars werden als neue Vorbilder gefeiert. Das führt auch dazu, dass es bei dieser Generation kaum mehr eine Trennung zwischen real und virtuell gibt, was sich nicht zuletzt auf das Kommunikationsverhalten auswirkt.

Zwischen den genannten Generationen finden sich die „Generation X“ (1965-1979) und die „Generation Y (1980-1994), die auch als „Millennials“ bezeichnet wird. Charakteristisch für sie ist der große Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung. Die Millennials leben vermehrt selbstbestimmt, Freizeit ist ein hohes Gut für sie. Sie fokussieren das Hier und Jetzt und sind zumeist technikaffin. In der Arbeitswelt bevorzugen sie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und nehmen gerne Sabbaticals, also längere berufliche Auszeiten, in Anspruch.

Konflikte zwischen den Generationen

Konflikte zwischen den Generationen hat es immer schon gegeben. Es sind dies Knackpunkte und Spannungen, die auf die Unterschiede in Werten, Haltungen und Zielen, die nicht miteinander vereinbar sind, zurückzuführen sind. Wenn man sich dabei vor Augen führt, wie unterschiedlich die heutige Jungend aufwächst, wird die große Kluft noch nachvollziehbarer. Die jüngsten Generationen werden beeinflusst von Globalisierung, Technik, Wandel der Erziehung und Vielfalt der Lebensstile. Oft will keiner sich dem Mikrokosmos des anderen nähern, nicht die Landkarte der Alten bzw. umgekehrt der Jungen betreten. Dass daraus häufig Unverständnis, Konflikt und Ablehnung entstehen können, ist nachvollziehbar. Nicht selten wird die Kluft dann zunehmend größer statt kleiner.

Wie so oft geht es auch hier im Kern meist um Wertschätzung. Während die Alten auf das Geleistete mit Stolz und Zufriedenheit zurückblicken und auch Anerkennung dafür erwarten, einen Grundstein für die Jungen gelegt zu haben, sehen ihre Kinder und Enkel vielfach vor allem diverse Mängel und Versäumnisse der älteren Generationen und fühlen sich mit den sich nun häufenden Krisen, den Folgen der Umweltzerstörung und des Klimawandels, deren Verursachung sie den Altvorderen zuschreiben, alleingelassen.

Kommunikation & Toleranz

„Das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben“. „Früher war alles besser, aber die heutige Jugend…“ Kopfschüttelnd werden solche Sätze von den Älteren nicht selten ausgesprochen, gedacht oder der Jugend gleich an den Kopf geworfen. Dabei kann ein wenig Bemühen der Generationen untereinander, sich jeweils in den anderen einzufühlen und zuzuhören, wertvolle Brücken schlagen. Toleranz heißt das Zauberwort. Respektvolle, wertschätzende Kommunikation ist immer ein Bindeglied zwischen Menschen, egal wie weit sie altersmäßig auseinanderliegen. Wie das funktionieren kann, zeigt das Gespräch mit Claudia Bauer vom Weingut Bauer in Zaussenberg, die über ihr buntes Leben von drei Generationen an einem Bauernhof erzählt. Dabei stammt sie selbst aus keiner Bauernfamilie. Ihr Vater war Lokführer, ihre Mutter Schneiderin. Bauer war ursprünglich als Sozialpädagogin tätig und ist erst durch ihren Mann zum Leben am Hof gekommen. „Zu Beginn musste ich erst meinen Platz finden. Aber ich war schon immer naturverbunden, außerdem haben mich meine Schwiegereltern sehr herzlich empfangen. Ich weiß, dass das nicht überall so ist“, erzählt die 47-Jährige. „Wir sind drei Generationen, meine Schwiegereltern, die Oma ist 74, der Opa 79 Jahre, mein Mann Josef (49) und ich sowie unsere Kinder – Sophie (20) und Florian (25) – und unsere Labradorhündin Lea. Florian arbeitet bereits fleißig im Betrieb mit und hat schon als Kind gesagt: ,Ich heiße Bauer und ich werde auch Bauer‘.“

Wie kann man sich das enge Zusammenleben am Hof vorstellen? “Es ist wichtig, dass jeder lernt, wo sein Platz ist. Wir haben genau aufgeteilt, wer was übernimmt. Die Oma macht Wäsche und Haushalt und kocht immer. Jeder frühstückt zwar in seinem Bereich, zu Mittag und abends wird aber immer gemeinsam gegessen. Es gibt drei Wohneinheiten, wodurch jede Generation ihren eigenen Bereich hat.“ Die Aufgabenverteilung richtet sich nicht nur nach den Notwendigkeiten, sondern auch nach den persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Bauer: “Der Opa sieht zwar schon extrem schlecht, fährt aber mit dem Golfwagerl in die Weingärten und bindet dort die Weinreben hinauf. Das darf man ihm nicht nehmen. Außerdem arbeitet er in seiner Holzwerkstatt und sortiert Leergut. Ich habe die Flaschenetikettierung übernommen und bin für den Weinkeller und die Koordination zuständig. Mein Mann Josef ist verantwortlich für sämtliche maschinelle Arbeiten. Florian hat vor vier Jahren sein eigenes Lohnunternehmen gegründet.“

Herausfordernde Lernprozesse

Als Claudia Bauer auf den Hof kam, hat sie die erste Zeit noch als Sozialpädagogin gearbeitet, mit den zugehörigen Nachtdiensten. „In dieser Zeit hat sich die Oma ganz selbstverständlich um die Kinder gekümmert. Sie hat das super gemacht.“ Doch das Zusammenleben unter einem Dach hat auch andere Vorteile, so Bauer: „Jeder schaut auf den anderen. Wenn ich das so vergleiche, ist es auf dem Hof lebendiger als in der klassischen Familie. Man lernt zu diskutieren und die Meinung des anderen zu akzeptieren. Außerdem reden wir über alles und merken gleich, wenn es dem anderen nicht gut geht.“ Im Februar hatte die ganze Familie Corona. „Aber so viel gelacht wie in dieser Zeit haben wir schon lange nicht. Wir waren zusammen und auch unser Hund Lea hat zu unserer guten Laune beigetragen. Wir waren nicht alleine, wie viele Menschen, die durch Corona isoliert wurden.“ Freilich gibt es auch Nachteile, wenn drei Generationen zusammenleben. „Man kann vielleicht nicht so leicht die Ruhe finden“, sagt Claudia Bauer. „Deshalb ist es so wichtig, den Rückzug des anderen zu akzeptieren, gerade wenn man auch miteinander arbeitet. Das war auch ein Lernprozess. Ich habe den Kindern von Anfang an gesagt, dass sie unten (Anm.: dort wohnen die Schwiegereltern) nicht durchgehen sollen.“ Zu den häufigsten Herausforderungen meint die Landwirtin: „Es ist nicht immer einfach. Man hält auch einiges zurück. Da muss man das gute Maß finden, was sage ich jetzt und was nicht. Und eine Zeitlang wollte die Oma auch alle missionieren, weil sie sehr gläubig ist. Das ist jetzt nicht mehr so. Jeder hat dazugelernt.“ Zuweilen kommen die Unterschiede zwischen den Generationen deutlich zutage. „Die älteren sind eher etwas verbissen. ,Das gehört so‘, heißt es dann, und da wird nicht so leicht davon abgerückt“, sagt Bauer. „Die Schwiegereltern waren z. B. nicht begeistert, als wir vor einigen Jahren auf Bio-Landwirtschaft umgestellt haben. Jetzt, nachdem viele Betriebe auch nachziehen, haben sie es akzeptiert. Aber ich sehe das alles eher gelassen.“ Viele Konflikte haben den gleichen Hintergrund: „Die ältere Generation braucht ebenso eine Aufgabe wie auch ihren Bereich. So muss man beispielsweise akzeptieren, dass die Oma noch anders kocht als ich es tue.“

Nun rückt schon die nächste Generation in den Arbeitsalltag nach. „Florian hat die höhere Lehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg besucht. Als er mit neuen Ideen in die Familie zurückgekommen ist, musste er erst seinen Platz finden. Für meinen Mann war das schwierig und es stellte sich die Frage, was
er abgibt. Es gab Reibereien. Jetzt macht Florian Traktorarbeiten und den Unterstockbereich sowie die Begrünung. Ich finde, man muss die Jungen auch was ausprobieren lassen. Die Alten wiederum müssen, bei all der Erfahrung, die sie haben, lernen, dass sie nicht auf Dauer anschaffen können. Die Jungen hingegen sollten festlegen, welche Aufgaben sie übernehmen. Gleichzeitig müssen die Alten aber weiter ihren Arbeitsbereich haben.“ Und was, wenn die Schwiegereltern von Claudia Bauer nicht mehr mitarbeiten können? „Das wird schon schwierig, weil sich dann die Frage stellt, wer ihre Aufgaben übernehmen wird. Sie bleiben aber auf jeden Fall am Hof und werden mit Unterstützung gepflegt werden.“ Und in Richtung der nachkommenden Generation meint sie: „Florian hat noch keine Partnerin. Aber sobald er eine hat, muss man ihr entsprechend Zeit geben, und vor allem schauen, wo sie sich einbringen möchte.“ Schließlich zähle immer das Verbindende untereinander. Das zeigen zum Beispiel diverse Hofveranstaltungen: „Da helfen alle mit, auch unsere Tochter Sophie, die sonst nicht am Hof, sondern in einem Labor, arbeitet.“ Außerdem, so Bauer „spricht jeder über den anderen positiv nach außen, auch wenn es intern die eine oder andere Kritik gibt. Aber das wird am gemeinsamen Tisch zu Hause ausdiskutiert.“

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