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Unser Alltag ist völlig von der Stromversorgung abhängig, ohne dass uns das in so manchen Lebensbereichen bewusst ist (Foto: Leonsbox/iStockphoto.com)
Unser Alltag ist völlig von der Stromversorgung abhängig, ohne dass uns das in so manchen Lebensbereichen bewusst ist (Foto: Leonsbox/iStockphoto.com)

Blackout und plötzlich ist es finster

Hohe Heizkosten, erneuerbare Energien, Stromsparen: Das Thema Energie beschäftigt ganz Europa. Neben Strategien zur Energiewende, politischen Entscheidungen und einem bewussten Umgang mit unseren Ressourcen, wurde in den vergangenen Monaten vermehrt auch über einen Begriff diskutiert: Blackout. Also ein großflächiger, längerer Ausfall der Stromversorgung. Während zahlreiche Medien über einen möglichen Blackout berichten und sogar Serien und Filme sich dem Thema widmen, machen andere ein Geschäft daraus. So gibt es Blackout-Versorgungsboxen zu mehreren Hundert Euro zu kaufen oder man bucht sich einen „Blackout Survival Kurs“ – inklusive Übernachtung im Freien. Notwendig sagen die einen, übertrieben die anderen. Ist das also alles nur ein Hype, der durch die Medien geht und Angst verbreitet oder wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Österreich?

Kneipp BEWEGT hat dazu den Blackout-Experten des Landes befragt: Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV) und Sicherheitsprofi. Für ihn ist das Thema Blackout ein ernstes. Angst brauche man dennoch keine haben: „Es geht nicht darum, Panik zu machen, sondern zu informieren und rational kleine, aber entscheidende Vorkehrungen zu treffen.“ Saurugg hält es für durchaus sehr realistisch, dass wir in Europa in den nächsten fünf Jahren einen Blackout erleben werden.

Mehr als ein Stromausfall

In fast jedem Haushalt kommt es öfters einmal zu einem Kurzschluss. Der Schaden kann aber in den meisten Fällen wieder rasch behoben werden und somit ist der Stromausfall nur von kurzer Dauer. Wenn jedoch die Stromversorgung in weiten Teilen des Landes ausfällt oder gar flächendeckend in mehreren Ländern, spricht man von einem Blackout. Dann funktioniert für einige Tage kein Licht, kein Handy, kein Internet, keine Heizung (Gas-, Fernwärme-, Öl-, Zentralheizung), kein Bankomat, keine Tankstelle, keine Ampel, keine Kassa im Supermarkt und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Auch die meisten Sicherheitssysteme wie Alarmanlagen, Kameras oder elektronisch gesteuerte Verriegelungen fallen aus.

Das Problem: Unser Alltag ist völlig von der Stromversorgung abhängig, ohne dass uns das in so manchen Lebensbereichen bewusst ist. Selbst wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, braucht es häufig Strom, damit Wasser fließen kann. „Die meisten Menschen denken bei einem Blackout nur an einen Stromausfall. Das greift jedoch deutlich zu kurz und führt zu einer massiven Unterschätzung der Zeitdauer und den Folgen eines Blackouts“, erklärt Saurugg. Um die tatsächlichen Auswirkungen eines Blackouts erfassen zu können, muss das Gesamtszenario betrachtet werden.

Drei Phasen eines Blackouts

Ein Blackout besteht aus drei Phasen, so der Experte. In der ersten Phase kommt es, wie bereits erwähnt, zu einem flächendeckenden Stromausfall. Dieser kann in Österreich bis zu zwei Tagen dauern. „Das Problem ist, selbst wenn nach zwei Tagen wieder die Stromnetze funktionieren, kann es noch Tage dauern, bis die Telekommunikation wieder einwandfrei läuft“, so Saurugg. Und da alles an der IT (Internettechnologie) hängt, wird das meiste auch weiterhin stillstehen. Damit gibt es in der zweiten Phase kaum eine Logistik, eine Produktion, ein Tanken oder Einkaufen. Nur die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung oder Heizen sollten wieder funktionieren.

Erst in der dritten Phase kann dann der Wiederanlauf der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern beginnen. Und das kann dauern. „Denken Sie nur an mögliche Ausfälle in der industrialisierten Tierhaltung oder Glashausproduktion.“ Daher sollte man sich auf längerfristige Versorgungsunterbrechungen und -engpässe einstellen. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass die meisten Menschen sich nur vier bis maximal sieben Tage selbst versorgen können.“ Ein weiteres Problem: Für uns in Europa ist ein solches Szenario richtiggehend utopisch. In ärmeren Ländern, wie etwa Bangladesch oder Teilen Afrikas, sind die Menschen daran gewöhnt, dass ab und an die Versorgung unterbrochen wird und kein Strom fließt. „Darum ist es so wichtig, gut vorbereitet zu sein. Dann kann ich in der Krise entspannter damit umgehen“, sagt Saurugg. Mit „gut vorbereitet sein“ meint der Experte, vor allem eine Lebensmitteleigenversorgung für zwei Wochen sicherzustellen.

„Wasser benötigt man etwa zwei Liter pro Person und Tag. Da nach zwei Tagen spätestens wieder die Stromversorgung laufen sollte, reicht es, für ein paar Tage Wasser auf Vorrat zu haben.“ Wobei hier angemerkt sein soll, dass es sich hierbei nur um den notwendigen Wasserbedarf zum Trinken handelt. Besteht die Möglichkeit, zusätzlich Wasser zu lagern, sollte noch Wasser zum Kochen und Waschen miteinberechnet werden. Abgesehen davon sollte man länger haltbare Lebensmittel (z. B. Nudeln, Reis, Konserven) als Ergänzung zu den sowieso vorhandenen Lebensmitteln für zwei Wochen daheim lagernd haben. Hier darf auch nicht auf die Vierbeiner vergessen werden, sodass man immer Futter für zwei Wochen vorrätig hat. „Wichtig ist zudem, dass man bei seinen Medikamenten darauf achtet, genügend davon zu Hause zu haben“, sagt Herbert Saurugg. Ebenso empfehlenswert: eine Taschenlampe, ausreichend Batterien und ein Dynamo-Radio. „Bitte greifen Sie in so einer Situation nicht zu Kerzen. Stellen Sie sich vor, es kommt zu einem Brand und Sie können keinen Notruf absetzen.“ Am wenigsten benötigt man im privaten Bereich laut Saurugg ein Notstromaggregat.

Was ist bei einem Blackout zu tun?

Wer diverse Vorräte angelegt hat, sollte sich auch einmal Zeit innerhalb der Familie nehmen und überlegen, welche Probleme entstehen könnten und wie am besten damit umzugehen ist. Folgende Themenbereiche sind in diesem Zusammenhang ratsam: Durchspielen, wie man sich verhalten würde und eventuell einzelnen Familienmitgliedern bestimmte Aufgaben zuteilen. Jedenfalls einen Treffpunkt vereinbaren, falls in einer Notsituation keine Kommunikation möglich ist. Auch einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, ist empfehlenswert. Darüber hinaus kann man herausfinden, ob man sich in einer Notsituation mit den Nachbarn zusammentun und gewisse Ressourcen gemeinsam nutzen kann. Oder man fragt einmal bei der Gemeinde nach, wie diese im Falle eines Blackouts vorbereitet ist. Vergessen sollte man auch nicht auf hilfsbedürftige Menschen.

Das Gute: Eine aktuelle Studie des heimischen Meinungsforschungsinstitut Ipsos zeigt, dass 80 Prozent der Menschen im Falle eines Blackouts Nachbarschaftshilfe leisten würden. Obwohl die Sorge vor einem Anstieg der Kriminalität bei einem Blackout als größte Angst genannt wurde, geben 41 Prozent der Befragten an, dass sie „sehr wahrscheinlich“ und 44 Prozent „eher wahrscheinlich“ Nachbarschaftshilfe leisten würden. „Diese Zahlen unterstreichen auch Erfahrungen bei anderen Katastrophen – die Menschen unterstützen und helfen einander. Immerhin sind mehr als acht von zehn bereit, ihren Nächsten zur Hilfe zu eilen“, ordnet Studienautor Mag. Alexander Zeh von Ipsos Austria die Ergebnisse ein.

Wie geht es weiter?

„Was genau alles in Folge eines Blackouts passieren wird, weiß niemand. Sicher ist aber, dass wir nicht mehr so schnell zur gewohnten Alltagsroutine zurückkehren werden“, sagt Saurugg und betont: „Wichtig ist, dass wir eine solche Krise nur gemeinsam bewältigen können und dass es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen von uns ankommt, um die schwerwiegenden Folgen eines Blackouts zu meistern.“ Das beginnt bei der Vorsorge und setzt sich beim Zusammenhelfen in der Krise fort. Selbstorganisation in der Nachbarschaft und in der Gemeinde sind dann gefragt. „Also nicht warten, dass schon jemand etwas machen wird, sondern selbst aktiv werden!“

Wie erkenne ich einen Blackout?

  • Check der eigenen Stromversorgung (FI-Schalter im Sicherungskasten)
  • Check meiner Umgebung (Licht bei Nachbarn, Straßenbeleuchtung)
  • Check der Erreichbarkeit anderer Personen (Handy, Festnetz, Internet)
  • Check via Verkehrsfunk (Radio), ob Tunnel gesperrt werden müssen

Was für zwei Wochen Blackout benötigt wird

  • Radio mit Batterien (oder zum Kurbeln/selbstaufladbar“)
  • Taschen- bzw. Stirnlampen (inklusive genügend Ersatzbatterien)
  • Wasser (mindestens zwei Liter pro Person und Tag; für drei bis fünf Tage vorsorgen)
  • Haltbare Lebensmittel für zwei Wochen (z. B. Nudeln, Reis, Konserven, Nüsse)
  • Wichtige Medikamente für zwei Wochen, Erste-Hilfe-Ausrüstung
  • Hygieneartikel, Müllsäcke, Klebebänder
  • Gaskocher, Griller, Brennpaste
  • Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen
  • Schlafsäcke, Decken, warme Kleidung
  • Spiele, Blöcke, Kugelschreiber
  • Auto immer mindestens halb vollgetankt
  • Tierfutter und Babynahrung für den Fall

Risiken für einen Blackout

Die Netzbetreiber machen tagtäglich einen hervorragenden Job, um die Systemsicherheit aufrechtzuerhalten und ein Blackout zu verhindern. So werden derzeit 300 Simulationen in Österreich durchgeführt, um auf mögliche Störereignisse optimal reagieren zu können. Ein Blackout wird auch nicht durch ein Einzelereignis ausgelöst, sondern durch die Kumulation von an und für sich beherrschbaren Einzelereignissen. Neben den umfassenden Herausforderungen durch die Energiewende spielen vor allem der Strom-Markt und betriebswirtschaftlich eingeengte kurzfristige Überlegungen eine zentrale Rolle, warum das Risiko eines Blackouts steigt. Kurz gesagt: Unser heutiges Stromnetz muss aufgrund neuer und zahlreicher technischer Lösungen sowie eines erhöhten Stromverbrauches viel mehr standhalten können. Es ist also anfälliger für Störungen als noch vor 20 Jahren. Extremwetterereignisse, Cyber-Angriffe, elektromagnetische Impulse, technisches und menschliches Versagen sind weitere Risikofaktoren.

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