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Die Drachenwurz (Calla palustris) ist bei uns auch heimisch (Foto: emer1940/iStockphoto.com)
Die Drachenwurz (Calla palustris) ist bei uns auch heimisch (Foto: emer1940/iStockphoto.com)

Aronstabgewächse – von Titaten & Winzlingen

In den Tropen sind sie zahlreich vertreten, bei uns eine eher kleine Familie. Die Aronstabgewächse wachsen in Österreich nur in vier Gattungen und wenigen Arten. Heimisch sind die Drachenwurz (Calla palustris), zwei Aronstab-Arten (Arum maculatum und Arum cylindraceum) sowie die Teich- und die Wasserlinsen (Spirodela polyrhiza und Lemna sp.). Im Gegensatz dazu umfassen die Aronstabgewächse in den Tropen und Subtropen an die 4.000 Arten, von denen einige wie der Baumfreund (Philodendron), das Fensterblatt (Monstera), die Efeutute (Scindapsus) und die Flamingoblumen (Anthurium) hierzulande beliebte Zimmer- und Zierpflanzen darstellen. Eine einzige Art aus der Familie der Aronstabgewächse ist auch als Nutzpflanze für die menschliche Ernährung von Bedeutung: Taro (Colocasia esculenta). Diese Nutzpflanze stammt ursprünglich aus Südostasien und wird heute in den gesamten Tropen angebaut, wobei über 80 Prozent der Anbauflächen in Afrika liegen. Genutzt werden vorwiegend die stärkehaltigen Rhizome.

Drachen-/Schlangenwurz

Von den heimischen Arten ist am auffälligsten die Drachenwurz, auch Sumpf-Calla oder Schlangenwurz genannt. Diese stark gefährdete Pflanze benötigt als Lebensraum Feucht-Standorte wie Sumpfwälder und Teichufer. Auffällig während der Blüte ist das leuchtend weiß gefärbte Hochblatt, das sich unterhalb des kolbenförmigen Blütenstandes befindet. Der unangenehme Geruch lockt Aasfliegen an, die auch die Bestäubung durchführen. Bei der Fruchtreife werden rot gefärbte, giftige und brennend scharf schmeckende Beeren gebildet. Das im Schlammboden kriechende Rhizom wurde wegen seiner an Schlangen erinnernden Form auf Grund der Signaturenlehre zur Behandlung von Schlangenbissen eingesetzt – daher stammt auch der Name „Schlangenwurz“.

Aronstab

Vom für die Familie der Aronstabgewächse namensgebenden Aronstab gibt es in Österreich zwei Arten. Sie benötigen als Lebensraum nährstoffreiche Laubwälder, wo sie auf Grund ihrer großen, spießförmigen Blätter leicht erkennbar sind. Bekannt ist der Aronstab wegen seiner raffinierten Blütenbiologie – er ist eine „Kessel-Gleitfallenblume“. Das auffallend weißlich-gelb gefärbte Hochblatt ist im oberen Teil flächig ausgebildet und erzeugt im unteren Teil einen Kessel. In diesem befindet sich der kolbenförmige Blütenstand mit weiblichen und männlichen Blüten. Im oberen Teil läuft der Blütenstand in einen Kolben aus, der einen für Kleinfliegen attraktiven Geruch nach Aas und Harn abgibt. Wenn die Kleinfliegen auf dem sehr glatten Kolben aufsitzen wollen, rutschen sie ab und gleiten in den darunter liegenden Kessel, in dem die Temperatur um einiges höher ist als im Außenbereich. Falls die Kleininsekten bereits Pollen mitbringen, bestäuben sie damit die weiblichen Blüten, die – zur Ernährung der Insekten – einen zuckerhältigen Saft abgeben. Falls sich der Blütenstand aber in der männlichen Phase befindet, werden die Insekten vom herunter rieselnden Pollen eingestäubt und so als Bestäubungspartner für den Besuch der nächsten Aronstabblüte vorbereitet. Nach einer erfolgreichen Bestäubung bilden sich ein kolbenförmiger Fruchtstand aus, auf dem die giftigen, hellroten Beeren sitzen, die von verschiedenen Vögeln gefressen werden und als „Darmwanderer“ verbreitet werden. Ein in Nordamerika heimischer Aronstab namens „Dreiblättriger Aronstab“ ist Ausgangspflanze für ein sehr bekanntes homöopathisches Medikament: Arum triphyllum wird oft bei Entzündungen der oberen Atemwegsorgane und bei Problemen mit der Stimme empfohlen.

Riesig und auffällig ist dieser „Amorphophallus titanum“, eine botanische Besonderheit, ursprünglich aus Sumatra (Foto: Robert Buchel/iStockphoto.com)

Wasser – und Teichlinsen

Sie gehören zu den kleinsten Blütenpflanzen der Welt, wobei eine „blühende“ Wasserlinse sehr selten zu sehen ist. Die Vermehrung erfolgt ungeschlechtlich durch Bildung von Nebensprossen. Sie ist sehr erfolgreich und führt dazu, dass vor allem nährstoffreiche Gewässer in kurzer Zeit von einem flächigen Wasserlinsen-Teppich überzogen sind. Der Name „Entengrütze“ für die Wasserlinsen weist darauf hin, dass diese Pflanzen gerne von Enten gefressen werden. Sie sind ungiftig und könnten auch vom Menschen als Wildgemüse verwendet werden – es gibt sogar Rezepte für Wasserlinsen-Smoothies, und immer wieder wird davon geschrieben, dass Wasserlinsen auch im Weltall als Astronautennahrung geeignet wären. Allerdings sollte man bedenken, dass ein „irdisches“ Massenvorkommen der Wasserlinsen meist ein Hinweis auf eine starke Überdüngung des Gewässers ist und somit eine bakterielle Verkeimung sehr wahrscheinlich ist.

Es ist schon paradox, dass zur Familie der Aronstabgewächse mit den kleinsten Blütenpflanzen der Welt auch eine Pflanze gehört, welche den weltweit größten unverzweigten Blütenstand ausbildet. Diese botanische Besonderheit hat den Namen Titanenwurz (Amorphophallus titanum) und ist auf Sumatra beheimatet. Die Titanenwurz bildet eine unterirdische Knolle aus, die bis zu 120 Kilogramm erreichen kann. Diese Knolle wird über mehrere Jahre hinweg von einem bis fünf Meter hohen und baumartig geformten Laubblatt ernährt. Ab einem Mindestgewicht von etwa 20 Kilo kann die Pflanze einen Blütenstand erzeugen, der seinem Namen gerecht wird. Der Kolben der Titanenwurz kann über drei Meter hoch werden und ähnlich wie beim heimischen Aronstab einen Aasgeruch erzeugen. Eine blühende Titanenwurz ist immer eine Attraktion im Botanischen Garten und lockt nicht nur Insekten, sondern auch zahlreiche Besucher an.

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