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Wo immer auch Sebastian Kneipp zu Besuch war, scharten sich Menschenmassen um ihn (Foto: Grafissimo/iStockphoto.com)
Wo immer auch Sebastian Kneipp zu Besuch war, scharten sich Menschenmassen um ihn (Foto: Grafissimo/iStockphoto.com)

“Paris ist ein Paradies”

Der bereits 73-jährige Sebastian Kneipp brach am 3. Februar 1895 zu einer großen Reise in die Schweiz und nach Frankreich auf. Noch am Vortag hatte er der Generalversammlung des internationalen Vereins der Ärzte Kneippscher Richtung im Kurhotel Gary in Wörishofen beigewohnt, am darauffolgenden Morgen reiste er um sechs Uhr in Begleitung seines treuen Weggefährten Pater Alois Stückle und des Dominikanerpaters Raymund, der als Dolmetscher fungierte, ab. Die kleine Delegation ließ sich von Schnee, Eis und Kälte nicht abhalten und traf noch am gleichen Tag in Zürich ein. Über die Stationen Fribourg, Genf und Valence ging es weiter nach Paris, wo bereits eine große Anzahl von Anhängern und Interessierten auf den Vortrag von Monsignore Kneipp wartete.

Bettflasche im Zug

Nach seiner Rückkehr nach Wörishofen berichtete Kneipp vor einer vielköpfigen Zuhörermenge in Haggenmillers Glaspalast über die Reise: „Man hat mir verheißen: Paris ist das Paradies! Wenn aber im Paradies eine solche Kälte herrscht, wird der Adam nicht viel Salat gegessen haben“, erzählte er zur Heiterkeit der Besucher. „Ja, Ihr könnt gut lachen, ich aber habe die Strapazen gehabt.“ Ein weiter Weg sei es bis Paris und „die französische Eisenbahn, die will mir gar nicht gefallen“, fuhr Kneipp fort. „Geheizt wird gar nicht, man schiebt einem nur ein paar Bettflaschen unter die Füße. Das hat wohl einmal ein Franzose einem alten Weibe abgelernt. So ging es mit diesem Flaschenfuhrwerk der französischen Hauptstadt zu.“

Prälat Kneipp fand aber nicht nur kritische Worte, er zeigte sich durchaus begeistert von der Metropole: „Paris ist bei Nacht herrlich beleuchtet, und ich dachte mir, wenn diese Stadt so viel Heilige zählt als Lichter da brennen, ist Paris ein Himmel!“ Während in Wörishofen noch Gaslaternen brannten, war die Straßenbeleuchtung in Paris bereits fast durchgängig elektrisch, sodass die Nächte nahezu taghell erleuchtet waren.

Himmlische Erlebnisse

Beinahe genauso himmlisch sei die dortige Kneippkuranstalt, die Sebastian Kneipp als die „einfachste, aber schön und vollkommen zweckentsprechendste“ bezeichnet, die er je gesehen hat. Kneipp bezog sich auf die Einrichtung in Auteuil, einem vornehmen Pariser Stadtteil, der damals noch ländlichen Charakter aufwies. Die Pariser waren also durchaus angetan von der Kneippkur und schätzten den charismatischen Kneipp. Doch nicht jeder Mediziner zeigte sich von den Methoden des schwäbischen Naturheilkundlers überzeugt. Das war auch Sebastian Kneipp klar: „In einer so großen Stadt wie Paris sind natürlich viele Ärzte, welche der Kneippkur nicht freundlich gesinnt sind“, teilte er dem Wörishofer Publikum mit, „darum übernimmt ein jeder ein Risiko, der sich um die Sache annehmen will.“

Für die Verbreitung der Kneipp-Lehre

Die Reise war jedenfalls ein Erfolg und Kneipp konnte den Gästen in Haggenmillers Glaspalast von „einem vollen Haus von Hilfesuchenden in Paris-Auteuil“ berichten, merkte jedoch an: „Der Vortrag galt nur einigen Vertrauten, da mich ja die Mehrzahl nicht verstanden hat.“ Auf der Rückreise machte Kneipp Station in Straßburg, bei „16 Grad Kälte“. Dort traf er viele wieder, die schon in Wörishofen gewesen
waren und sich außerordentlich freuten ihn wiederzusehen. „Besonders das Weibervolk machte mir viele Demonstrationen. Die eine oder andere erzählte mir, daß ich sie ein paar Mal kräftig gerüffelt habe, und ich antwortete ihr, sie werde es wohl verdient haben.“

Für die Verbreitung der Kneipp-Lehre in Frankreich bedeutete die Reise im Februar 1895 einen großen Schritt. Zahlreiche Bücher in französischer Sprache über Pfarrer Kneipp, die Hydrotherapie und die weiteren vier Wirkprinzipien der Kneippkur sind in der Folge erschienen. Die Autorin Vera Waibel, spätere Freifrau von Vogelsang, übersetzte einige Werke Kneipps und gab die Monatszeitschrift „Le Kneippiste“ auf Französisch heraus.

Lesen Sie auch: Porträt – Sebastian Kneipp

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