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Die Fähigkeit, andere gut wahrzunehmen und einzuschätzen, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um mit anderen Menschen zu kommunizieren (Foto: Rawpixel/iStockphoto.com).
Die Fähigkeit, andere gut wahrzunehmen und einzuschätzen, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um mit anderen Menschen zu kommunizieren (Foto: Rawpixel/iStockphoto.com).

Menschenkenntnis: Zeig mir, wie du tickst

“Ich bin so enttäuscht”: Wir alle kennen Situationen, wo wir mit unserer Menschenkenntnis komplett daneben liegen, weil wir uns geirrt haben und niemals gedacht hätten, dass der andere so reagiert, sich so verhält oder einfach so ist. Ihnen ist sicher schon passiert, dass ein Mensch, den sie gerade kennengelernt haben, sie an „jemand anderen“ erinnert. Und je nachdem, ob Sie mit der Person gute oder schlechte Erfahrungen gemacht haben, bewerten Sie auch Ihr neues Gegenüber und versuchen, den Menschen entsprechend zu behandeln. Spätestens wenn der andere dann doch nicht so reagiert, wie wir es uns wünschen oder erwartet haben, wissen wir, dass uns unsere Menschenkenntnis getäuscht hat.

Das geht uns allen so. Leider können wir auch trotz guter Menschenkenntnis enttäuscht werden. Gerade wenn wir eng befreundet oder wenn wir in einer Liebesbeziehung sind, neigen wir dazu, unser Bauchgefühl zu ignorieren. Die Fähigkeit, andere gut wahrzunehmen und einzuschätzen, ist jedoch eine wesentliche Grundvoraussetzung, um mit anderen Menschen zu kommunizieren, gute Beziehungen aufzubauen und sozial kompetent zu sein. Denn andere Menschen „lesen“ bzw. „interpretieren“ zu können, macht uns zu empathischen, toleranten Wesen und führt zur Beziehungskompetenz.

Was heißt Menschenkenntnis

Man versteht darunter die Fähigkeit, andere schnell einschätzen zu können, sich einzufühlen und zu erkennen, wie es dem Gegenüber geht und was er/sie vorhat. Wer rasch erkennt, welche Probleme, Sorgen, Wünsche, aber auch Charaktereigenschaften das Gegenüber hat, kommt mit jeder Situation leichter klar, weil er sich in die Lage des anderen versetzen, Verständnis aufbringen und entsprechend agieren kann. Auch kann ein Menschenkenner rasch enttarnen, ob der Auftritt seines Gegenübers authentisch ist oder ob die Person nur eine „Show abzieht“. Es gibt nicht wenige Menschen, die eine Rolle spielen. Wir alle tun das in der einen oder anderen Situation. Aber manche finden aus dem Rollenspiel nicht mehr heraus und das wahre Ich bleibt verborgen.

Intuitives Verstehen

Eine wesentliche Voraussetzung für gute Menschenkenntnis ist die Intuition. Spiegelneurone bieten eine Erklärung für dieses Phänomen. Auch ohne Worte und nicht selten entgegen dieser erkennen wir scheinbar magisch, was andere denken und fühlen, beabsichtigen oder sich wünschen. Diese superintelligenten Zellen ermöglichen uns ein Mitschwingen und intuitives Verstehen und sind somit Grundlage von Empathie und Mitgefühl. Das Funktionieren der Spiegelneurone ist für unser alltägliches Zusammenleben unentbehrlich. Wir haben bestimmte Muster abgespeichert, die uns signalisieren, was bestimmte Handlungen bedeuten. Es reichen bereits wenige Zeichen, um aus den Bewegungen oder Gesten anderer Menschen die richtigen Schlüssel zu ziehen. Ein flüchtiger Blick und wir nehmen unglaublich viel auf einer tieferen Ebene wahr. Spiegelneurone führen wahrgenommene Situationen vorausschauend zu Ende. Sie lassen uns also erahnen, was unser Gegenüber als nächstes tun wird.

Erworbene Fähigkeit

Entscheidende Faktoren für diese Fähigkeit sind außer der Intuition auch Lebenserfahrung, Intelligenz und Weisheit. Menschenkenntnis ist demnach nicht angeboren, sondern wird durch den Umgang mit vielen Menschen erworben. Die Basis dafür sind zwar die genannten Spiegelneuronen im Gehirn, die von Geburt an vorhanden sind, sie müssen jedoch entsprechend trainiert werden. Das geschieht meist durch den Kontakt mit unseren Eltern: Als Kind beobachten wir, was diese tun, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten und was dabei Gesicht und Körpersprache ausdrücken. Wir “lesen” unsere Eltern bzw. enge Bezugspersonen. Auf diese Weise erlernen wir Menschenkenntnis wie eine Sprache: Gesten, Mimik und Stimmlage bilden so etwas wie Vokabeln, die im Zusammenspiel einen Satz mit einer spezifischen Aussage formen. Das Spannende ist, dass am meisten Menschenkenntnis jene Menschen besitze, deren Eltern sich in der Kindheit sehr viel Zeit für sie genommen, viel mit ihnen gespielt haben sowie jene, deren Eltern genau das Gegenteil taten und im Verhalten willkürlich waren. In letzteren Familien ist es für Kinder überlebenswichtig anhand von Nuancen zu erkennen, welche Stimmung vorherrscht.

Das Zünglein an der Waage

Ein Beispiel: Katrin und Mia, beide bewerben sich um den gleichen Job. Während Katrin sehr nervös ist, ist Mia ruhig. Beim Bewerbungsgespräch ist ihr Gesprächspartner zurückhaltend und stellt mit unbeweglicher Miene knappe Fragen. Katrin macht das so nervös, dass sie beginnt, immer mehr und schneller zu reden. Sie kann ihren Gesprächspartner nicht einschätzen, kann nicht deuten, was er von ihr hält, und das verunsichert sie sehr. Mia hingegen stellt sich ganz auf Ihr Gegenüber ein und gibt kurze und ganz präzise Antworten.

Was meinen Sie wer den Job bekommen hat? Ja, Mia. Aber das sagt noch gar nichts über Katrins Kompetenzen aus. Denn sie ist von ihrem Profil her genauso geeignet wie Mia. Aber Mia hat einen entscheidenden Vorteil: Sie kann sich sehr rasch auf andere Menschen einstellen und lässt sich nicht verunsichern. Sie findet zu den unterschiedlichsten Menschen schnell einen Draht und zieht daraus zuweilen auch einen persönlichen Vorteil.

Echte Menschenkenntnis beginnt in dem Augenblick, wo wir uns von vorgefassten Meinungen über andere menschen verabschieden. Wenn wir im Zuge einer Begegnung bewusst den Autopiloten abschalten und damit aufhören, das Vis-à-vis nach unserem „Lieblingsrezept“ zu behandeln.

Lesen Sie weiter: Die Geschichte der Menschentypen

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