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Gemüse (Bild von Jill Wellington auf Pixabay)

Gemüse anbauen: Bunte Vielfalt aus dem eigenen Garten

Michele Nunn betreibt gemeinsam mit ihrem Gatten Jason die Vielfaltsgärtnerei „Colourful Greens“ am Fuße des Schöckls. Sie ist Mutter von drei Kindern und Schriftführerin beim Kneipp-Aktiv-Club St. Radegund.

Weitere Infos:
Portrait: Gundi’s Laden – Der Krise regional trotzen
colourful-greens.at
KAC St. Radegund: Fermentieren

Gemüseanbau: Wie gehe ich’s an?

Möchte eine vierköpfige Familie sich selbst mit Gemüse versorgen, sollten zuvor einige Punkte überlegt werden. Allen voran die Frage, welches Gemüse man eigentlich anbauen möchte – Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Möchte ich eine bunte Vielfalt an unterschiedlichstem Gemüse oder ist es mir wichtiger, mich mit Basis-Gemüse wie Karotten und Kartoffeln zu versorgen, welches aus Gründen der Lagerfähigkeit für sich spricht.

Entscheidet man sich für viele verschiedene Sorten, kann man witterungs- und schädlingsbedingten Ausfällen besser entgegenwirken, da unterschiedliche Sorten auch unterschiedlich gedeihen und man nicht alles „auf eine Karte setzt“; Hagelschäden werden von Wurzelgemüse beispielsweise besser weggesteckt. Überlegt werden sollten auch die sozialen Rahmenbedingungen:

  • Wieviel Zeit kann und möchte ich neben meinem Beruf für den Garten aufwenden?
  • Wo liegen meine gärtnerischen Kompetenzen und Erfahrungen?
  • Welche Anbaufläche und -form ist die Richtige für uns und wie steht es um die Bodenbeschaffenheit
  • Und nicht zu vergessen – wie sehen neben meiner Anbaufläche die Aufbewahrungsmöglichkeiten für das Geerntete aus?

Mit einer Anbaufläche von 200m² kann laut Fachliteratur eine 4-köpfige Familie mit Gemüse versorgt werden (dies entspricht einem Ernteertrag von etwa 600 kg Gemüse). Neben den Boden- und Vorbereitungsarbeiten im Frühjahr ist der zeitliche und körperliche Aufwand der Kulturpflege nicht zu unterschätzen. Der Boden, Herzstück des Gartens, ist ein komplexes System. Mit dem Aufbringen von Kompost und Mulchmaterial kann der Bodenhaushalt verbessert sowie Gieß- und Jätarbeiten auf ein Minimum reduziert werden. Auch der Anbau von Gemüse in Form von Mischkulturen (hier werden Pflanzen, welche sich in positiver Weise ergänzen, zusammengesetzt) kann an dieser Stelle empfohlen werden.

Weniger ist manchmal mehr …

Einsteiger können auch auf kleinster Fläche bemerkenswerte Ergebnisse erzielen (je nach Kulturart bis zu 3 kg/m²). Für die genaue Planung ist es wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Eigenschaften der Kulturen zu kennen:

  • Fruchtfolge (Starkzehrer – Mittelzehrer – Schwachzehrer, Gründüngung)
  • Mischkultur („gute Nachbarn“ / “schlechte Nachbarn“)
  • Nährstoff- und Platzbedarf
  • Anbauzeitpunkt
  • Kulturdauer und Erntezeitpunkt

Zu jedem der oben genannten Themen gibt es umfangreiche Fachliteratur – wir sehen uns die Prinzipien anhand einer beispielhaften Hochbeetbepflanzung an:

Geplant wird nach den sogenannten Leit-Kulturarten, das ist jenes Gemüse, welches während der Hauptvegetationszeit (also vom Frühling bis zum Herbst) am längsten auf dem Beet steht. Wir wählen als Leitkultur Tomaten – diese haben eine Kulturdauer von fünf bis sechs Monaten. Als „gute Nachbarn“ werden für Tomaten unter anderem Bohnen, Pflanzen aus der Familie der Doldenblütler (Karotten, Pastinaken, Sellerie etc.), Kreuzblütler wie Kohlrabi, Lauchgewächse und Salate genannt. Wir wählen in unserem Beispiel Buschbohnen als Begleitkultur, unser Beet ist nun von Mitte Mai bis Ende August/September mit der Leit- und Begleitkultur bepflanzt.

In den Frühlingsmonaten davor, also von Anfang März bis Mitte Mai kann das Beet mit rasch wachsenden Kulturen wie Pflück- und Kopfsalaten bepflanzt werden – diese Vorkulturen haben eine Kulturdauer von sechs bis neun Wochen. Nach dem Entfernen der Bohnen- und Tomatenstauden im Herbst kann das Beet noch mit einer passenden Nachkultur wie Spinat bepflanzt werden. Er bedeckt den Boden rasch, verhindert das Auswaschen von Nährstoffen und kann auch als Überwinterungskultur stehengelassen werden, das heißt sowohl im Herbst als auch im darauffolgenden Frühjahr (vor dem Ausblühen!) geerntet werden.

Von der Theorie zur Praxis

Für eine beispielhafte, vielfältige Bepflanzung eines Hochbeetes mit den Maßen 100 x 200 cm benötigen wir folgende „Zutaten“ (Anm.: Mit „Platzbedarf“ ist die Länge in cm im Hochbeet gemeint):

Vorkulturen Frühling (Aussaat/ Pflanzung je nach Witterung ab Anfang März)

  1. Schnittknoblauch > 1 x Samen oder 5 Jungpflanzen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  2. Spinat > 1 x Samen, Platzbedarf 40 cm (2 Reihen, je 20 cm)
  3. Radieschen (z.B. „Rudi“) > 1 x Samen, Platzbedarf 30 cm (2 Reihen, je 15 cm)
  4. Karotten > 1 x Samen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  5. Rucola und/oder Pflücksalate (z.B. Salatmischung Misticanza) > 1 x Samen, Platzbedarf 40 cm (2 Reihen, je 20 cm)
  6. Kopfsalat > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 30 cm (1 Reihe)
  7. Frühlingszwiebel > 10 Jungpflanzen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)

Leit- und Begleitkulturen (Aussaat/ Pflanzungen ab Mitte Mai)

  1. Schnittknoblauch (Bestand)
  2. Tomaten > 2 Jungpflanzen, Platzbedarf 50 cm (1 Reihe)
  3. Basilikum oder Petersilie > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  4. Karotten (Bestand)
  5. Basilikum oder Petersilie > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  6. Paprika und Chili > 3 Jungpflanzen, Platzbedarf 50 cm (1 Reihe)
  7. Frühlingszwiebel (Bestand)

Nachkultur (Aussaat/Bepflanzung ab Ende August)

  1. Schnittknoblauch (Bestand)
  2. Mairüben, 1 x Samen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  3. Endiviensalat > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 30 cm (1 Reihe)
  4. Herbst-/Winterlauch > 7 Jungpflanzen, Platzbedarf 20 cm (1 Reihe)
  5. Fenchel > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 25 cm (1 Reihe)
  6. Spinat > Samen vom Frühling, Platzbedarf 25 cm (1 Reihe)
  7. Radieschen (z.B. „Eiszapfen“) > 1 x Samen, Platzbedarf 30 cm (2 Reihen, je 15cm)
  8. Roter Romanasalat (z.B. „Rosha“) > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 30 cm (1 Reihe)

Tipps

Der Einsatz platzbedürftiger Kulturen wie Tomaten, Brokkoli, etc. in einem Hochbeet sollte wohlüberlegt sein. Durch den geschickten Anbau von Mischkulturen und einer entsprechenden Fruchtfolge kann auch auf kleiner Fläche ganzjährig eine bunte Vielfalt geerntet werden.

Eine mögliche Variante für eine Sommerbepflanzung in Anlehnung an das oben genannte Beispiel wäre:

Leit- und Begleitkulturen (Aussaat/ Pflanzungen ab Mitte Mai)

  1. Schnittknoblauch (Bestand)
  2. Buschbohnen > 1 x Samen, Platzbedarf 30cm (1 Reihe)
  3. Rote Rüben > 1 x Samen, Platzbedarf 30cm (2 Reihen, je 15cm)
  4. Karotten (Bestand)
  5. Kohlrabi (blaue und weiße Sorten) > 4 Jungpflanzen, Platzbedarf 30cm (2 Reihen, je 15cm)
  6. Mangold > 4 Jungpflanzen oder Samen, Platzbedarf 50cm (2 Reihen, je 25cm)
  7. Frühlingszwiebel (Bestand)

Der Einsatz von Jungpflanzen anstelle von Samen / Saatgut verschafft den Kulturen einen zeitlichen Vorsprung von mehreren Wochen und kann in Anbaugebieten mit einer kürzeren Vegetationszeit vorteilhaft sein, das Vereinzeln zu dicht gesäter Kulturen entfällt!

Jungpflanze Tomate (Bild von Frauke Riether auf Pixabay)

Die Verwendung von biologischem, samenfesten Saatgut (z.B. Firma Reinsaat GmbH) trägt zur Erhaltung alter, robuster Kultursorten bei und ermöglicht die individuelle Vermehrung (und damit auch Anpassung der Pflanzen an den Standort) der jeweiligen Kulturen. 

Weiterführende Literatur:

  • Diederich, Marie (2022): Selbstversorgung, Innsbruck.
  • Forster, Kurt (2013): Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand – Permakultur auf kleiner Fläche, Staufen bei Freiburg.
  • Fühl dich Löwenzahn (2020): Dein fantastischer Balkongarten – Ernten bis zum Abheben, Innsbruck.
  • Heistinger, Andrea; Arche Noah (2018): Basiswissen Selbstversorgung aus Biogärten, Innsbruck.
  • Kampas, Doris (2017): Biogärten gestalten – Das große Planungsbuch, Innsbruck.
  • Kampas, Doris (2019): Das unglaubliche Hochbeet – Ernten bis zum Umfallen, Innsbruck.
  • Weinrich, Christa Schwester OSB (2003): Mischkultur im Hobbygarten, Stuttgart.

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