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Vermögensverwalterin Martina Pokorny (Foto: mkpinvest)
Vermögensverwalterin Martina Pokorny (Foto: mkpinvest)

“Ein Sparbuch ist keine produktive Geldanlage”

KNEIPP: Mehr als 50 Prozent Ihrer Kunden sind Frauen. Gehen Frauen mit Geld anders um als Männer?

Mag. Martina Pokorny: Männer neigen in der Veranlagung zu mehr Risiko. Frauen riskieren weniger. Leider nicht nur in Finanzierungsfragen, sondern auch bei Gehaltsverhandlungen oder Job-Bewerbungen. Sie tendieren auch zum Sparbuch und haben weniger finanzielles Know-how. Männer beschäftigen sich einfach mehr mit Wirtschafts- und Finanzthemen. 

Sind Frauen tendenziell auch sparsamer?

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, das liegt an unserer Erziehung. Die Frau verwaltet traditionell das Haushaltsgeld und hat den finanziellen Überblick.

Wie veranlagen Frauen ihr Vermögen heutzutage?

Leider Gottes vorwiegend auf Sparbüchern. Unsere Kunden, und das gilt für beide Geschlechter, investieren in ein Portfolio aus Aktien und Anleihen. Generell haben Frauen aber eher geringere Aktienquoten. 

Auch die Armutsgefährdung ist bei Frauen höher. Vor allem bei Pensionistinnen. Mit 26 Prozent Armutsgefährdung liegen laut Statistik Austria alleinlebende Pensionistinnen deutlich über der Risikoquote von alleinlebenden Pensionisten (17 Prozent). Abseits von politischen Maßnahmen was kann jede Einzelne dagegen tun?

Man muss, so hart es sein mag, sobald man erwerbstätig ist, vorsorgen. Auch wenn es wenig ist, aber man muss selber für sich sorgen und sich nicht von „anderen“ oder äußeren Einflüssen abhängig machen. 

Wie gelingt das am besten?

Indem man weniger Geld für Konsum ausgibt. Sobald man einen Puffer hat, legt man das Geld auf ein Depot. Kauft man sich aber ein neues Kleidungsstück, weiß man in zwei Jahren teilweise nicht einmal mehr, dass man es hat. Das Wertpapierdepot ist in den zwei Jahren aber gewachsen und kann weiter wachsen. Wertpapierveranlagungen unterliegen Kursschwankungen, aber historisch und langfristig gesehen ist ein Investment in Aktien und Anleihen profitabel.

Wie Sie selbst sagten, fehlt es vielen an Know-how. Wie also geht man es an und findet seine persönliche finanzielle Lösung?

Man muss es selbst in die Hand nehmen, sich informieren, einlesen und einen Berater konsultieren. Am besten mehrere, unterschiedliche, sei es bei der Hausbank oder bei einem unabhängigen Finanzberater. Wenn Sie eine neue Küche wollen, informieren Sie sich auch über Möglichkeiten und holen dann diverse Angebote ein. 

Muss man dazu bereits Geld bzw. ein Vermögen angespart haben?

Nein, man muss kein Geld auf der Seite haben. Selbst wenn man nur 100 Euro im Halbjahr zur Verfügung hat, kann man langfristig Geld ansparen. Ein guter Finanzberater schaut auch, wo es Einsparungspotenziale gibt und wo man quasi extra Geld bei seinen Ausgaben gewinnen kann. 

Und wenn man wirklich kein extra Geld auf die Seite legen kann?

Dann muss ich meine Grundhaltung überdenken. Gibt man zu viel Geld für Konsum aus? Wie bin ich in meinem Job positioniert? Fordere ich zu wenig? Gibt es einen besser bezahlten Job für mich? Gerade Frauen trauen sich zu wenig zu. Männer tendieren eher dazu, sich für Jobs zu bewerben, bei denen sie im Vorhinein wissen, dass sie nicht ausreichend qualifiziert dafür sind. Das würde eine Frau nie machen. Warum nicht? Sie sollten durchaus mehr Risiko eingehen. 

Ab wann ist es zu spät für die Altersvorsorge?

Nie. Denn selbst, wenn man in der Pension ist, kann man Geld sparen. Ich kenne aber viele, die im Alter darauf bedacht sind, möglichst viel zu vererben. Sie vergessen dabei, dass man ja auch in der Pension ein gutes Leben leben will und man auch Sicherheitspolster benötigt, falls etwas Unerwartetes passiert. 

Warum ist das Sparbuch schlecht zur Altersvorsorge?

Mit dem Sparbuch hat man noch nie wirklich Geld verdient. Jahrelang gab es keine Zinsen. Jetzt gibt es wieder welche, aber die decken nicht einmal zur Gänze die Inflation ab. Ein Sparbuch ist keine produktive Geldanlage. Ein Investment in Aktien ist gleichzeitig auch ein Investment in die Gesamtwirtschaft und bietet auch einen gewissen Inflationsschutz.

Und wie sieht es mit Lebens- oder Pensionsversicherungen aus?

Diese sind meistens teuer und intransparent. Außerdem mag ich persönlich Liquidität. Ich kaufe nur Aktien, die liquide sind. So kann ich es morgen, falls ich das Geld brauche, am Konto haben. Bei einer Versicherung geht das nicht. Da ist man jahrelange gebunden. Es können sich Lebensumstände immer ändern und dann brauche ich vielleicht spontan das angesparte Geld.

Ab wann macht es Sinn zu einem Finanz- bzw. Vermögensberater zu gehen?

Immer und jederzeit. So wie man sich in anderen Dingen beraten lässt, sollte man auch zum Finanzberater gehen. 

Wie läuft eine Beratung ab?

Grundsätzlich muss man einiges von sich verraten. Die finanziellen Verhältnisse offenlegen. Gemeinsam schaut man, wie risikotolerant der Kunde ist und welche Ziele er hat. Danach wird ein individueller Finanzplan und ein Portfolio erstellt – aus Aktien, Anleihen oder ETFs. Je nachdem, was zum Kunden passt. Gemeinsam einigt man sich auf eine Strategie. 

Was würden Sie sich in Sachen Finanzbildung wünschen?

Eltern sollten sich für die Finanzerziehung ihrer Kinder engagieren. Kinder sollten schon früh lernen mit Geld umzugehen. In der Schule sollte es ebenso ein Fach in Finanzbildung geben. Es braucht mehr Aufklärung, vor allem in einer Zeit, in der es immer leichter wird, sich zu verschulden. Außerdem wünsche ich mir, dass Frauen selbstbewusster werden, mehr einfordern, was ihnen zusteht und mehr Risiko eingehen. 

Danke für das Gespräch!

MKP Invest

Martina Pokorny war nach ihrem Betriebswirtschafts-Studium bei der Erste Bank Group, bei Merrill Lynch und mehreren unabhängigen Investmentboutiquen federführend für die Verwaltung privater und institutioneller Vermögen verantwortlich. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Marlies Kinzel gründete sie die MKP Invest Gesellschaft mbH. Diese ist die erste und einzige rein weiblich eigentümergeführte Wertpapierfirma in Österreich. 

MKP Invest verwaltet das Vermögen privater und öffentlicher Investoren aus verschiedensten Bereichen: Unternehmer, Kunstschaffende und vermögende Familien ebenso wie Privatstiftungen und Sondervermögen der Republik Österreich. 

www.mkpinvest.com

Gewinnspiel (abgeschlossen)

Kneipp hat an dieser Stelle ein Beratungsgespräch mit Martina Pokorny (per Zoom oder vor Ort in Wien) verlost.

Teilnahmeschluss war der 22.04.2024.

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