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Unzählige Anti-Aging-Mittel und -Methoden sind am Markt. Aber was hilft? (Foto: Fizkes/iStockphoto.com)
Unzählige Anti-Aging-Mittel und -Methoden sind am Markt. Aber was hilft? (Foto: Fizkes/iStockphoto.com)

Anti-Aging: Was wirkt wirklich?

Der Markt für zweifelhafte Produkte, welche die Schönheit erhalten und das Leben verlängern sollen, ist groß. Sicher ist, dass die Wirksamkeit der meisten angeblichen Anti-Aging-Mittel und -Kuren nicht wissenschaftlich erwiesen ist. Die seriöse Anti-Aging-Medizin dagegen arbeitet nach evidenzbasierten Kriterien und richtet ihren Fokus auf die dem Alterungsprozess zugrunde liegenden Mechanismen. Ihre darauf ausgerichteten Therapieoptionen zielen nicht nur auf die Aussicht auf ein längeres Leben ab, sondern auch auf ein „gesundes Altern“. Denn es geht hier nicht zuletzt um die Prävention altersbegründeter Erkrankungen.

Theorien zum Alterungsprozess

Grundlage in der Altersforschung sind die verschiedenen Theorien im Hinblick auf den Alterungsprozess, aus denen sich dann die „Behandlungsansätze“ ergeben.

  • 1. Evolutionäres Programm
    In dieser Theorie wird das Altern durch die Abnutzung von Zellen und Organen sowie durch Nebenprodukte des Stoffwechsels erklärt. So ist man sich einig, dass das Altern von dem komplexen Zusammenspiel vieler lebenslanger Einflüsse bestimmt wird: von körperlicher Abnutzung, Vererbung, Umwelt, Lebensstil, Kultur, Krankheiten u.v.m. Das bedeutet einerseits, dass das Altern programmiert ist, andererseits sieht man an den Einflussfaktoren, dass wir Vieles selbst in der Hand haben, um den Alterungsprozesse zu verlangsamen, vielleicht sogar aufzuhalten und möglicherweise auch umzukehren.

  • 2. Folgen von oxidativer Belastung
    Bereits in den 1950er-Jahren postulierte der US-amerikanische Biogerontologe Dr. Denam Harman die These, dass für den Alterungsprozess besonders aggressive Moleküle, die sogenannten freien Radikale, eine Schlüsselrolle spielen. Eine sich daraus abgeleitete Behandlungsoption bestand danach in der hochdosierten Zufuhr sogenannter Antioxidanzien (Radikalenfänger, wie zum Beispiel Vitamin C, A, E), weil diese die freien Radikale neutralisieren und so zu einem verminderten Krankheitsrisiko beitragen würden. Die Studienlage ist allerdings bis heute nicht eindeutig. Nahrungsergänzungsmittel (z. B. in Form von ACE-Produkten mit Betacarotin, Vitamin C und E) können nicht vor Krankheiten schützen oder im Sinne von Anti-Aging Alterungsprozesse aufhalten. Inzwischen gibt es sogar Hinweise darauf, dass Überdosierungen eher gesundheitsschädigend wirken. So können einige Antioxidantien (z. B. Vitamin C, Beta-Carotin) neben der gewünschten antioxidativen Wirkung auch den oxidativen Stress erhöhen. Klinische Studien haben zudem eine Risikoerhöhung durch bestimmte Antioxidantien für manche Krebsarten nachgewiesen. Diskutiert wird auch, ob zu viele Antioxidantien möglicherweise sogar die Entwicklung von Asthma, Allergien und Übergewicht fördern können. Wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Schutz vor freien Radikalen (oxidativem Stress) sind folgende:
    ✓ Zink, Selen und die Vitamine C, E und B2 tragen dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.
    ✓ Olivenöl-Polyphenole tragen dazu bei, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen.
    ✓ Eine antioxidative Wirkung lässt sich nicht nur für die bekannten Vitamine A, C und E nachweisen, sondern für viele sekundäre Pflanzenstoffe wie Carotinoide und Flavonoide. Die Gesamtzahl dieser sekundären Pflanzenstoffe wird auf mehr als 30.000 geschätzt, von denen viele nicht einmal in Ansätzen erforscht sind.

„Das Altern wird von dem komplexen Zusammenspiel vieler lebenslanger Einflüsse bestimmt – etwa von körperlicher Abnutzung, Vererbung, Umwelt, Lebensstil, Kultur und Krankheiten.“

  • 3. Ergebnis von Glykosylierung
    Wenn Tiere oder Menschen altern, versteifen bestimmte verzuckerte und quer vernetzte Proteinmoleküle die Gewebe überall im Organismus – dies wird als Glykosylierungsprozess bezeichnet. Aus dieser Theorie ergab sich eine hochspannende Behandlungsoption: die Kalorienreduzierung. Keine andere Anti-Aging-Maßnahme ist in ihrer Wirkung so gut dokumentiert wie das Prinzip der Kalorienreduzierung („calorie restriction“, CR) bei gleichzeitig ausgewogener Ernährung. Bereits in den 1930er-Jahren konnte an Laborratten nachgewiesen werden, dass eine systematische CR um 30 Prozent die durchschnittliche Überlebenszeit der Tiere um circa 50 Prozent erhöhte. Die Versuche sind seitdem an unterschiedlichen Spezies, vom Einzeller bis zum Primaten, immer wieder neu durchgeführt und im Wesentlichen bestätigt worden. Es wird angenommen, dass Gleiches für den Menschen gilt. Gründe für den lebensverlängernden Effekt einer Kalorienreduzierung sind:
    ✓  die Absenkung des Glucosespiegels und die damit verbundene Vermeidung einer Hyperinsulinämie (zu hohe Konzentration von Insulin im Blut) und
    ✓  die verminderte Freisetzung von freien Radikalen in den Mitochondrien (Energiefabriken der Zellen), die somit weniger Schaden anrichten.

  • 4. Chronisch entzündlicher Prozess
    Spannend ist, dass vor allem chronisch niederschwellige Entzündungsprozesse zum Alterungsprozess beitragen. Anfang der 1990er-Jahre wurden solche Prozesse der Gefäßwand erstmals als entscheidender Faktor für das Krankheitsbild der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) beschrieben. Inzwischen wird die chronisch niederschwellige Entzündung mit einer Reihe weiterer altersbedingter Erkrankungen – von der Neurodegeneration (Erkrankungen des Nervensystems) bis hin zur Krebsentstehung – in Verbindung gebracht. Künftig könnten somit entzündungshemmende oder entzündungsabbauende Therapieansätze in der Anti-Aging-Medizin eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Alterungsprozess verzögern

Fest steht: Altern ist ein komplexer Prozess, dessen molekularbiologische Grundlagen inzwischen weitgehend entschlüsselt sind (siehe Theorien 1-4). Obwohl das WARUM des Alterns gut gesichert ist, fehlen noch die wissenschaftlichen Belege für lebensverlängernde Interventionen. Theoretisch lässt sich der Alterungsprozess verzögern. Denn experimentell konnte dies bei verschiedenen Tierarten nach- gewiesen werden. In der Praxis aber müssten entsprechende Anti-Aging-Produkte oder „Pillen“ den Kampf gegen viele zerstörerische biochemische Prozesse gleichzeitig aufnehmen. Der Markt für zweifelhafte Produkte, die die Schönheit erhalten und das Leben verlängern sollen, ist groß. Wirksame Anti-Aging-Produkte in Form von Kapseln, Säften oder Kosmetika gibt es nicht.

Die seriöse Anti-Aging-Medizin sieht ihre Aufgabe darin, altersbedingten Krankheiten vorzubeugen, indem sie den Alterungsprozess gezielt zu beeinflussen versucht. Die positive Botschaft dabei ist: Unser individueller Alterungsprozess ist nicht schicksalhaft, sondern kann von jedem selbst beeinflusst werden. So können wir ihn nachweislich über Faktoren wie Ernährung, körperliche Betätigung und unseren Lebensstil positiv „dirigieren“.

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