„Der dynamische Wandel in der Arbeitswelt und die demografische Entwicklung stellen auch die Arbeitsmedizin vor neue Herausforderungen und streichen ihre Bedeutung als wichtige Gesundheitsdienstleistung noch mehr hervor“, sagt Karl Hochgatterer, medizinischer Leiter der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention und Referent für Arbeitsmedizin in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), anlässlich des heutigen Welttags für Sicherheit und Gesundheit. Weil Arbeitsmediziner wesentlich zur Gesundheitsförderung von Arbeitnehmern und dadurch indirekt auch zur Produktivität von Unternehmen beitragen, müsse ihre Rolle als betriebliche Gesundheitsmanager verstärkt in den Vordergrund gerückt werden.
Ganzheitlich beraten am Arbeitsplatz
„Angesichts der älter werdenden Gesellschaft muss es auch verstärkt Bemühungen geben, wie man durch gesunde Arbeitsplätze die Gesundheit der Menschen und die Leistungsfähigkeit der Erwerbstätigen bestmöglich aufrechterhalten kann“, sagt ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart. „Immerhin wird der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung vom Zeitraum 2023 bis 2050 von rund 20 auf rund 28 Prozent wachsen.“ Diese Entwicklung mache es notwendig, dass Arbeitsmediziner künftig auch stärker als Präventionsdienstleister auftreten und sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer ganzheitlich in allen präventivmedizinischen Belangen beraten.
Das Tätigkeitsfeld der Arbeitsmedizin umfasst ein großes Leistungsspektrum, dessen Eckpfeiler der Arbeitnehmerschutz und die Gesundheitsförderung sind, erklärt Hochgatterer. Dabei bieten Arbeitsmediziner ganzheitliche Lösungsansätze an, die weit über das Aufzeigen bestehender Mängel bzw. die Durchführung arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen hinausreiche. „Sie beraten Unternehmen in allen Fragen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Setting Arbeit und schaffen damit einen Mehrwert für das Unternehmen, der sich im Erhalt, in der Förderung bzw. Wiederherstellung von Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie in erhöhter Motivation der Beschäftigten zeigt.“
Digitalisierung als Herausforderung
Und die Anforderungen an den Beruf würden auch künftig nicht weniger, macht der Arbeitsmediziner auf Entwicklungen aufmerksam, die auch eine Veränderung des arbeitsmedizinischen Berufsbilds nach sich ziehen würden: „Die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung in der Arbeitswelt, die immer häufiger praktizierte dislozierte Arbeitsweise in Form von Homeoffice oder mobiles Arbeiten sowie die zunehmende kulturelle Diversität stellen das Management von Unternehmen vor Herausforderungen, die nur mit Unterstützung und Beratung durch Expertinnen und Experten für Fragen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit bewältigt werden können“, weiß Hochgatterer.
„Die präventivmedizinische Versorgung durch Arbeitsmediziner kann noch weiter optimiert werden, wenn sie vermehrt auch als strategische betriebliche Gesundheitsmanager agieren könnten, die dann für die Koordinierung aller gesundheitsrelevanten Aktivitäten im Unternehmen, für die Entwicklung von Gesundheits- und Präventionsstrategien sowie für deren Umsetzung im Unternehmen verantwortlich wären“, ist Steinhart überzeugt. Neben den positiven Effekten für Belegschaft und Firmen würde das die ohnehin schon spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit von Arbeitsmedizinern noch mehr attraktiveren und somit dem drohenden Arbeitsmedizinermangel entgegenwirken, ergänzt Hochgatterer.
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