Die 5-Elemente-Ernährung (bekannt aus der TCM) hat auch hierzulande ihre Gültigkeit und lässt sich mit Lebensmitteln, die quasi vor der Haustür wachsen, sehr gut umsetzen. Denn: Sie legt Wert auf regionale und saisonale Nahrungsmittel, im Idealfall aus biologischem Anbau. Ein wichtiger Grundsatz lautet: Was zu einer bestimmten Zeit bei uns wächst, tut auch unserem Körper gut.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden den Jahreszeiten die fünf Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – zugeordnet, die gleichzeitig auch einen bestimmten Geschmack und bestimmte Organe unseres Körpers repräsentieren. Das erklärt anschaulich, warum wir in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse haben. Im Frühjahr freuen wir uns auf das erste Grün und frische, munter machende Zutaten. Im heißen Sommer lieben wir Salate und kühlende, erfrischende Obstsorten. Zur Erntezeit nutzen wir Kürbis und Mais, um unserem Körper Kraft zu geben. Im Herbst und Winter bevorzugen wir warme Suppen, deftige Eintöpfe oder Sauerkraut. Unser Körper signalisiert uns, was uns guttut und wir tun gut daran, wieder vermehrt auf die Signale des Körpers zu hören.
Das Lebensmittelangebot in unseren Supermärkten ist allerdings immer gleich, und so ist uns – angebotsbedingt – das Wissen und auch die Intuition, was uns zu welcher Zeit guttut, teilweise abhandengekommen. Das ganze Jahr über sind die meisten Lebensmittel verfügbar, egal wie geschmackslos und wie weit gereist sie sind. Wir wollen Sie dabei unterstützen, Ihren natürlichen Rhythmus wieder wahrzunehmen und auch im Winter auf das saisonale Angebot zurückzugreifen. Die bewusste Auswahl der Zutaten und die Art der Zubereitung stärken das Immunsystem und helfen Ihnen, gesund durch den Winter zu kommen. Das traditionelle Wissen der Chinesen, das vieles gemeinsam hat mit dem, was unsere Großeltern praktiziert haben, bietet wertvolle Tipps, um gut gewärmt und fit zu bleiben.
Thermische Wirkung
In der 5-Elemente-Küche werden Lebensmittel ihrer thermischen Wirkungsweise zugeordnet. Je nachdem, wie viel „Yin“ oder „Yang“ die Zutaten enthalten, gibt die thermische Wirkung Auskunft darüber, wie sich die Lebensmittel im Körper verhalten: heiß, warm, neutral, erfrischend oder kalt. Heiße und kalte Lebensmittel sollten nur in kleinen Mengen gegessen werden oder als Ausgleich zur heißen bzw. kalten Jahreszeit verwendet werden. Kalt sind z. B. Melonen, Gurken oder Tomaten, ideale Zutaten im Hochsommer, um den Körper zu kühlen. Heiß sind z. B. Chili, Glühwein oder Knoblauch – Zutaten, die im kalten Winter gut geeignet sind, um uns zu erwärmen. Über das Jahr gesehen sollte ein Großteil unserer Ernährung aus wärmenden, neutralen und erfrischenden Zutaten zusammengesetzt sein. Je nach Witterung und Jahreszeit bzw. persönlichem Befinden können einzelne Schwerpunkte auf erfrischend oder wärmend gelegt werden.
Hilfreich ist auch die bewusste Auswahl der Kochmethode. So wirken alle wässrigen Kochmethoden, wie z. B. blanchieren, dünsten, mit Flüssigkeit kochen und das Würzen mit saftigen, grünen Kräutern, auf den Körper „yinisierend“, das bedeutet erfrischend und den Säfte-Aufbau unterstützend. Kochmethoden wie (an)rösten, grillen, braten und würzen mit scharfen oder wärmenden Kräutern wirken „yangisierend“, wärmen also den Körper und geben Energie („Qi“).
Geschmackssache
Neben der thermischen Wirkung werden Lebensmittel auch nach ihrem Geschmack geordnet. Der Geschmack repräsentiert gleichsam auch eines der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die für eine bestimmte Wirkung im Körper stehen. Auch in unseren Breiten ist der Zusammenhang von Geschmack und Gesundheit in Sprichworten wie „Sauer macht lustig“ oder „Was bitter dem Mund, ist dem Herzen gesund“ verewigt. In China heißt es: „Sauer reist zur Leber, bitter reist zum Herzen, süß reist zur Milz, scharf reist zur Lunge, salzig reist zu den Nieren.“

Individuelle Ernährung
Die TCM sieht jeden Menschen als Individuum, das sich außerdem in einem stetigen Wandlungsprozess befindet. Was dem einen Menschen zuträglich ist, kann dem anderen Bauchschmerzen bereiten. Was einem im Frühling gut bekommt, kann zu einer anderen Jahreszeit weniger bekömmlich sein. Die gesunde Ernährung unterliegt somit einem stetigen Anpassungsprozess und sollte im Dienste unseres energetischen Gleichgewichts stehen.
Durch die Einteilung der Nahrungsmittel nach ihrer thermischen Qualität (heiß, warm, neutral, erfrischend, kalt), nach dem Geschmack und der Wirkrichtung kann Ernährung individuell an konstitutionelle, gesundheitliche und bioklimatische Bedingungen angepasst werden. Im Sommer sind erfrischende und kalte Nahrungsmittel angenehm kühlend für den Körper, und im Winter wird durch eine wärmende, nährende Auswahl der Körper gut gewärmt, was auch die Abwehrkräfte stärkt. Gerade im Winter hat die Ernährung eine vorbeugende und die Gesundheit erhaltende Funktion, vor allem zum Ausgleich von klimatischen Einflüssen wie Wind, Kälte und Feuchtigkeit. Sicher haben Sie schon einmal bemerkt, dass Ihnen nach dem Genuss von Rotkraut, einem Glas Rotwein oder einem Lamm-Ragout ziemlich warm wurde. Es gibt also Lebensmittel, die in unserem Körper Wärme abgeben und uns dadurch „erwärmen“. Zu den wärmenden Nahrungsmitteln zählen durchwegs unsere traditionellen Wintergemüse, wie z. B. Porree, Kraut, Kürbis und Fleisch von einheimischen Wildarten, wie z. B. Hirsch und Fasan. Aber auch Walnüsse, Maroni und nicht zu vergessen die Auswahl an Trockenfrüchten.
Weniger Rohkost, mehr gekocht
Stellen Sie Ihre Ernährung auf die kalte Jahreszeit ein. Häufige Rohkost- und Obstmahlzeiten, aber auch die heißgeliebten Zitrusfrüchte sind aufgrund ihrer thermischen Wirkung für den Körper sehr kalt und damit in der kühlen Jahreszeit zuweilen belastend. Kennen Sie das: Immer kalte Hände und Füße, frösteln Sie häufig? Beginnen Sie den Tag mit einem warmen Frühstück und spüren Sie den Unterschied! Ein gekochter Getreidebrei aus gerösteten Haferflocken oder Dinkelgrieß, verfeinert mit geriebenen Mandeln oder gehackten Walnüssen und einem Apfel- oder Birnenkompott ist ein guter Start in den Tag.
Ein gekochtes Mittagessen ist jedenfalls besser als die Wurst- oder Käsesemmel zwischendurch. Mit einem gut gewärmten Gefühl im Bauch sind Sie nicht so anfällig für Erkältungskrankheiten. Vitamine und Mineralstoffe bekommen Sie aus so wertvollen Zutaten wie Kürbis, Sauerkraut, Rotkraut, Karotten und Kartoffeln. Ergänzt mit hochwertigen kaltgepressten Ölen (Leinöl, Walnussöl, Haselnussöl, Kürbiskernöl), Nüssen und Samen sind Sie für einen kalten Winter bestens gerüstet.
Als Abendessen empfiehlt sich ein Gemüseeintopf aus Wurzelgemüse mit Getreide oder eine schmackhafte Suppe. Auch die Getränke sollten im Winter bevorzugt warm oder heiß getrunken werden. Die Auswahl an schmackhaften Kräuter– und Früchtetees lässt heute kaum mehr Wünsche offen. So phantasievolle Mischungen wie Apfel-Zimt-Tee oder Gewürztee mit Ingwer oder Kardamom und ab und zu ein Glas Rotwein oder Glühwein sind die richtige Wahl bei regnerischem und kaltem Wetter.
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