Diese Aussage von von Sebastian Kneipp hat auch im 21. Jahrhundert noch nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Was Pfarrer Kneipp meiner Meinung nach hier anspricht, ist die positive, stärkende Wirkung der Wasseranwendungen auf unser körpereigenes Regulations- und Steuerungssystem, Medikamente haben hier nur einen begrenzten Einfluss.
Alle Lebewesen auf unserem Planeten brauchen die Fähigkeit, sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen zu können. Je komplizierter ein Organismus ist, desto ausgeklügelter müssen die Steuerungsmechanismen für diese Anpassungsprozesse sein. Als einziges Lebewesen können Menschen in fast allen Gegenden unserer Erde leben, sowohl in sehr heißen als auch in sehr kalten Regionen. Das wäre nicht möglich, wenn der menschliche Körper nicht über ein ganz besonders fein eingestelltes Thermostat verfügen würde, das die Temperatur im Körperkern konstant hält. Hitze oder Kälte stören das innere Milieu und beeinflussen alle chemischen Reaktionen im Stoffwechsel, deshalb reagiert der menschliche Körper sehr sensibel auf Temperaturschwankungen und kann sofort Gegenmaßnahmen in Gang setzen.
Nie zu spät zum Kneippen
Wie bei einer Zentralheizung und komplett ohne unser Zutun erweitern sich die Blutgefäße und leiten Wärme dorthin, wo eine kurzfristige Abkühlung registriert wurde. Durch geduldige Beobachtung seiner Patienten stellte Sebastian Kneipp fest, dass wiederholte kurze Kaltreize eine immer schnellere und effektivere Reaktion hervorrufen. Neueste Erkenntnisse aus der neurobiologischen Forschung untermauern die Thesen von Pfarrer Kneipp. Oft wiederholte Impulse und Reaktionen führen zu einer leichteren Bahnung und stärkeren Vernetzung der beteiligten Nervenverbindungen, die dadurch immer besser funktionieren. Gehirn und Körper „lernen“ tatsächlich immer besser mit dem Stressfaktor Kälte umzugehen. Die Fähigkeit der Nervenzellen, Verbindungen zu anderen Nervenzellen aufzubauen, also sich zu vernetzen, bleibt während des ganzen Lebens erhalten. Daher ist es nie zu spät, mit dem Kneippen zu beginnen und positive Auswirkungen zu erleben.
*Das Zitat stammt aus: „Mein Testament für Gesunde und Kranke“ von Sebastian Kneipp, (Ehrenwirth), erschienen im Verlag Haug, 2001
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