Bei uns von GRÜNpieps war es zunächst eher Zufall als Absicht. Ich habe den restlichen Strunk eines Salatkopfes in einer kleinen Schüssel, in der wohl noch etwas Wasser vom Abwaschen war, stehen lassen, um ihn später den Hühnern zu geben. Allerdings habe ich ihn dann – abseits vom Küchengeschehen, in der Speis auf dem Fensterbrett – schlicht und einfach vergessen. Nach ein paar Tagen wiederentdeckt, staunte ich nicht schlecht: Aus der Mitte des abgeschnittenen Strunks wuchs neues Leben – winzige knallig grüne Blättchen!
Reste erneut wachsen lassen
Was nach einem modernen Trend klingt, ist in Wirklichkeit eine uralte Methode der Pflanzenvermehrung. Während Hobbygärtner von „vegetativer Vermehrung“ sprechen, können auch absolute Gartenneulinge diese einfache Methode nutzen, um sich ein wenig Frische in die Küche zu holen.
Viele Gemüsearten haben das Potenzial, aus ihren Resten neu auszutreiben – sei es im Wasserglas oder direkt in Erde. Mit der richtigen Pflege entstehen daraus neue, erntereife Pflanzen. Ein faszinierendes Experiment für alle, die nachhaltig gärtnern oder einfach ein wenig mehr aus ihren Lebensmitteln herausholen möchten.
Wie funktioniert Regrowing?
Die Methode ist verblüffend einfach und funktioniert meist nach dem gleichen Prinzip:
- Der richtige Schnitt: Ein Teil des Gemüses oder der Frucht wird mit Wurzelansatz oder Strunk abgeschnitten. Je nach Sorte sind zwei bis fünf Zentimeter nötig.
- Erster Schritt: Wasserbad oder Erde? Einige Sorten, wie Porree und Sellerie, treiben in einem Wasserglas aus. Andere, wie Kartoffeln, brauchen sofort Erde.
- Licht und Geduld: Der beste Standort ist ein heller Platz auf der Fensterbank. Sobald sich Wurzeln oder Triebe bilden, kann die Pflanze in Erde umgesetzt werden. (In den Garten erst, wenn es draußen wärmer ist; ab April/Mai)
- Gießen: Damit sich die neue Pflanze gut entwickelt, braucht sie regelmäßig Wasser (manchmal auch etwas Dünger).

Welche Gemüse und Obst eignen sich besonders gut?
Blatt- und Wurzelgemüse
Porree (Lauch), Frühlingszwiebeln: Einfach den Wurzelansatz ins Wasser stellen, nach wenigen Tagen treiben neue grüne Halme aus.
Stangensellerie, Römersalat: Den Strunk in ein flaches Wasserschälchen setzen – nach wenigen Tagen sprießen die ersten Blätter.
Karotten, Rettich, Radieschen, Roter Rüben: Hier wachsen aus dem oberen Rest des Gemüses neue Blätter nach – ideal für Salate oder Suppen.
Knollen und Zwiebeln
Kartoffeln, Süßkartoffeln: Treibt eine Kartoffel aus, kann sie gleich in Erde gesetzt und weiter kultiviert werden.
Zwiebeln, Knoblauch: Einzelne Zehen oder Zwiebelreste in Erde setzen – bald wachsen neue grüne Triebe.
Küchenkräuter
Basilikum, Minze, Koriander: Ein Stängel mit wenigen Blättern ins Wasser stellen – nach einigen Tagen bilden sich Wurzeln.
Zitronengras: Die untere, leicht holzige Basis in ein Wasserglas stellen – nach etwa zwei Wochen kann sie in Erde gesetzt werden.
Exotische Kandidaten
Avocado: Der Kern keimt im Wasserglas mit Zahnstochern als Halterung. Auch wenn in unseren Breitengraden meist keine Früchte wachsen, ist die Pflanze ein schöner Hingucker.
Ananas: Den Blattschopf abschneiden, trocknen lassen und ins Wasser stellen. Wurzelt der Strunk, kommt er in Erde – die junge zarte Pflanze hat man „bald“, die Fruchternte allerdings dauert Jahre.

Jetzt geht’s ab in den Topf (für den Garten ist es im Februar noch zu kalt).
Tipps: So klappt es gewiss
- Wasser wechseln: Besonders bei Wasservermehrung muss das Wasser alle zwei Tage frisch sein, um Fäulnis zu vermeiden.
- Licht, aber keine pralle Sonne: Die meisten Pflanzen brauchen helles, indirektes Licht. Direkte Sonneneinstrahlung kann sie austrocknen.
- Nährstoffreiche Erde nutzen: Sobald die Pflanze in Erde kommt, sollte sie mit ausreichend Nährstoffen versorgt sein.
- Geduld haben: Manche Pflanzen treiben schnell aus (Lauch, Sellerie), andere brauchen Wochen (Ananas, Avocado).
Welche Sorten sind nicht geeignet?
Nicht alles lässt sich so einfach nachziehen. Besonders Fruchtgemüse, das aus Samen keimen muss, eignet sich kaum für Regrowing. Dazu gehören:
❌ Tomaten, Paprika, Chilis
❌ Melanzani, Gurken
❌ Melonen, Kürbisse
Diese Pflanzen müssen aus Samen gezogen werden – das klappt meist nur mit der klassischen Aussaat.
Nachhaltigkeit beginnt in der Küche und führt in den Garten
Regrowing ist eine wunderbare Möglichkeit, um Küchenabfälle zu reduzieren und das Beste aus Gemüseresten herauszuholen. Es spart Geld, ist nachhaltig und macht Spaß – besonders, wenn nach wenigen Tagen erste Triebe sprießen. Ein Versuch lohnt sich!