Das war die Erkenntnis Sebastian Kneipps im vorigen Jahrhundert, die er aus seinen sorgfältigen Beobachtungen gewann. Sebastian Kneipps Theorien wurden alle wissenschaftlich nachgewiesen. Die Ergebnisse samt Empfehlungen für die Praxis lassen sich in einer Reihe von Punkten zusammenfassen. Sie bilden gewissermaßen die Basis der modernen, wohl ergänzten, aber im Grundsätzlichen unveränderten Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp.
Die Temperatur des Wassers wird nach der Reaktionsbereitschaft des Körpers bzw. nach der zu behandelnden Krankheit gewählt. Zur Vorbeugung wählt man den kühlen Bereich, da er kräftigere Wirkungen auszulösen vermag. Abgesehen von der Ausdehnung der behandelten Körperregion und der gewählten Temperatur kann die Intensität durch wechselweise Anwendung von Kalt- (kurz dauernd) und Warmreizen (länger dauernd) gesteigert werden.
Wasser ist ein ausgezeichneter Wärmeleiter, der seine Temperatur an die behandelte Körperregion rasch abgeben kann. Kneipp-Wassertherapie ist eine Therapie mit Temperaturreizen von kalt bis heiß.
Es wird das Temperaturregelsystem, dessen Zentrale im Zwischenhirn (Hypothalamus) gelegen ist und von wo auch die Drüsen mit innerer Sekretion gesteuert werden, angesprochen. Vom Wasser werden die Temperatursensoren der Haut gereizt und wenn die an sich konstante Körperkerntemperatur gestört werden könnte, werden Gegenmaßnahmen veranlasst. Vorerst kommt es zu Abwehrmechanismen, die sich in den betroffenen Abschnitten des Rückenmarks abspielen (segmentale Reflexe).
Die Regelzentrale wird mobilisiert, die über das vegetativ-hormonale System den Störfaktor wieder ausgleicht. Die Gefäße werden von der Regelzentrale zur Reizkompensation mobilisiert. Das zeigt sich zum Beispiel bei einem kalten Guss durch Blässe der Haut – die Gefäße werden eng gestellt, anschließend kommt es zur reaktiven Rötung durch Erweiterung der Hautgefäße. Von den Gefäßen wird daher eine Reaktionsfähigkeit erwartet. Durchblutungsstörungen sind eine Gegenindikation. Sie erfordern eine stadiengerechte, ärztlich überwachte, thermische Behandlung.
Die richtige Durchführung der Kneippanwendungen lernt man bei den Kneipp-Aktiv-Clubs oder in den Kneipp-Kuranstalten. Bei Erkrankungen ist immer der Arzt zu fragen, ob man kneippen darf und welche Anwendung geeignet ist.
Einmal ist keinmal – das gilt auch für Kneipp. Den Immunkraft-stärkenden Effekt haben Kneippanwendungen bei täglicher Durchführung, zumindest über 3 Wochen. Danach die Anwendung verändern (z. B. Ausdehnung) oder eine andere Anwendung wählen.