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Wenn wir über die Alters-WG der Golden Agers sprechen, sprechen wir auch über Freundschaften (Foto: Andrea Piacquadio/pexels.com)
Wenn wir über die Alters-WG der Golden Agers sprechen, sprechen wir auch über Freundschaften (Foto: Andrea Piacquadio/pexels.com)

Senioren-WG: Gemeinsam statt einsam

Unsere moderne Gesellschaft wird durch Digitalisierung und Schnelllebigkeit immer beziehungsärmer. Viele, gerade junge Menschen, kommunizieren nur mehr über Messenger-Apps. Telefonieren und Treffen werden oftmals zur Ausnahme. Hunderte „Freunde“ auf Instagram zu haben, sagt in Wahrheit gar nichts aus. Einsamkeit und Isolierung sind die Kehrseite dieser Entwicklung. Während für die meisten Familie und ein Zusammenleben in einer Partnerschaft nach wie vor Sehnsuchtsziele sind, die sich jedoch nicht immer so einfach verwirklichen lassen, suchen Menschen heute auch nach neuen Formen des Zusammenlebens. Spätestens im Alter, wenn vielleicht der Partner bereits verstorben ist und Einsamkeit und Angst vor Pflegebedürftigkeit, aber auch die steigenden Kosten belasten, stellt sich die Frage, wie man denn eigentlich leben möchte. Während sich früher, auf Grund des klassischen Familienmodells, diese Frage kaum stellte, ist heute jede mögliche Form denkbar.

Ein Blick zurück

Im Gefolge der 1968er-Bewegung breiteten sich viele alternative Familienformen aus. Die typischen Hippie-Kommunen entstanden, wo zunehmend auf eine ökologische Weise des gemeinsamen Wirtschaftens und Haushaltens Wert gelegt wurde. Den Vorreitern war es wichtig, aus dem Gewohnten auszubrechen. Zumeist handelte es sich um Intellektuelle, die sich von den traditionellen Formen des Zusammenlebens abgrenzen wollten. Die größte Gruppe ist weiterhin die Kernfamilie.

Die am stärksten wachsende Familienform ist aber der kinderlose Haushalt (Paare und Singles). Fern- oder Wochenendbeziehungen („living apart together“) sind weitere Formen des heutigen Zusammenlebens. Später, mit vermehrt aufkommenden Scheidungen und Trennungen, entwickelten sich sogenannte Patchworkfamilien, die heute sowohl in Städten als auch am Land etabliert sind.

Die Patchworkfamilie

Aus einem Fleckerlteppich entsteht eine neue Familie. Diese Familienform ist nicht ganz freiwillig, ergibt sie sich doch, dass aus der Trennung eines Paares und dem Eingehen einer neuen Ehe oder Lebensgemeinschaft eines Teils oder auch beider, eine jeweils neue Familie entsteht. Da verbringen zum Beispiel die Kinder die Zeit des Kontaktrechts bei ihrem Papa und dessen neuer Frau. Hat diese auch Kinder, so entsteht aus dieser Verflechtung ein ganz neues Familiensystem mit entsprechenden Dynamiken. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, an dem Spannungen und Differenzen ausbalanciert werden müssen. Denn in Patchworkfamilien, in denen „Bruchstücke“ zu einer neuen Lebensgemeinschaft zusammenwachsen wollen, treffen oft gegensätzliche Gewohnheiten, Charaktere und Lebensrhythmen geballt aufeinander.

Für Mia, 20 Jahre, ist dieses Zusammenleben seit vielen Jahren ganz normal: „Am Anfang war es echt schwierig. Meine Eltern haben auch nach der Trennung weiter gestritten. Das war belastend. Aber dann wurde es immer besser und mittlerweile haben beide ein super Verhältnis zueinander. Meine Mama hat noch einmal geheiratet und meine kleine Halbschwester ging dann auch immer wieder zum Besuchsrecht mit uns Großen mit zu meinem Papa – „Luise auch Helmut gehen“, forderte sie ein. Mein Papa ist seit zwei Jahren wieder Single und verbringt jetzt immer den Heiligen Abend bei uns. Das ist echt schön.“

In keiner Familie ist der Alltag stets locker und stressfrei. Warum also sollte das, was in einer gewachsenen, herkömmlichen Familie nicht klappt, in einer Patchworkfamilie funktionieren? Da hilft nur eines: Geduld und einander Zeit geben. Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass eine so zusammengewürfelte Familie im Schnitt fünf Jahre benötigt, um zusammenzuwachsen.

Viele Wohnprojekte entstehen, weil Menschen nicht ganz alleine leben wollen, das Gemeinsame und das Nachhaltige in den Vordergrund stellen und im Einklang mit der Natur leben möchten. Es ist ihnen ein Anliegen, vom Gemeinschaftssinn getragen zu leben. Von generationsübergreifenden Wohngemeinschaften (WG), wo Alt und Jung – fast so wie einst in Großfamilien – zusammenleben und die unterschiedlichen Ressourcen nuzen, bis zu reinen Alters-WG gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Da ist für jeden etwas dabei.

✓ Das „Pomali“-Projekt. Praktisch, Oekologisch, Miteinander, Achtsam, Lustvoll und Integrativ – das ist die Lebensphilosophie von „Pomali“, einem Co-Housing Projekt in NÖ. Die Bewohner streben danach, wertschätzend, verantwortungsvoll und achtsam mit sich selbst, miteinander und mit der Erde umzugehen. Es geht hier um ein gemeinschaftliches Leben, generationenübergreifend und zukunftsfähig. Aktuell leben hier 51 Erwachsene und 33 Kinder als Singles, Paare und Jungfamilien im Alter von 1 bis 80 Jahre, darunter auch Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen.

Die goldene WG

Wir werden immer älter. Senioren werden in Zukunft einen beträchtlichen Teil der Gesellschaft darstellen. Das Angebot auf dem Wohnungsmarkt orientiert sich aber nach wie vor zum Großteil am Modell der traditionellen Kleinfamilie. Neue Formen des gemeinsamen Wohnens gehen deshalb oft auf private Initiativen von Menschen zurück, die sich engagiert dafür einsetzen, ihr Leben mit der „Wahlverwandtschaft“ zu verwirklichen.

So zeichnet sich die Tendenz ab, dass die heutigen Senioren anders leben wollen als die Generationen davor – und sie streben auch nach neuen Formen des Miteinanders. Es sind dies häufig Menschen, die nicht in einer Partnerschaft leben, aber im Alter nicht einsam sein wollen. Sogenannte Generationenverträge gelten nicht mehr. Und deshalb stellt sich für viele die Frage, wie sie ihren Lebensabend gestalten möchten. Während das für vorige Generationen meist alternativlos war, stehen heute viel mehr Möglichkeiten offen als die Entscheidung zwischen daheim oder Seniorenheim.

Teilen tröstet. Teilen schont Ressourcen. Teilen macht stark. Wenn wir über die Alters-WG der Golden Agers sprechen, sprechen wir auch über Freundschaften. Es wäre vielleicht eine Idee: Als Paar oder alleine mit Freunden gemeinsam ins Alter zu gehen. Für so manche eine schöne Vorstellung. Denn jeder braucht doch einen Halt in der Welt und im Alter ganz besonders.

Eine Wohngemeinschaft im Alter bietet viele Vorteile und kaum Nachteile. Einer der wichtigsten Benefits: Das Alleinsein hat ein Ende. Positiv ist zudem, dass niemand bei einer Senioren-WG seine Privatsphäre aufgeben muss. Oft bilden sich diese Senioren-WG aus Bekannten, die einen ähnlichen Verlust hinnehmen mussten und so ihre Selbstständigkeit erhalten bzw. die Einsamkeit durchbrechen können. Mithilfe der WG kommen die Bewohner wieder zu den für sie wichtigen Sozialkontakten, können über gemeinsame Aktivitäten wieder größere Lebensfreude empfinden und zudem anfallende Kosten geringer halten. Gemeinsames Kochen und unterhaltsame Abende sowie neue Aufgaben, die den Tag erfüllen, sind weitere gute Gründe für das Leben in einer Senioren-WG.

Wichtige Überlegungen zur Senioren-WG

Bei aller Begeisterung sollte man sich jedoch vorab einige ganz wichtige Fragen stellen:

✓ Mit wem kann ich mir eine WG im Alter tatsächlich vorstellen?

✓ Könnten sich das umgekehrt auch diese Menschen mit mir vorstellen?

✓ Kann ich mir diese Lebensform auch mit anfangs ganz fremden Menschen vorstellen?

✓ Würde das Zusammenleben in einer großen Wohnung funktionieren oder müsste man nach Wohnungen im selben Haus suchen oder gleich ein großes gemeinsames Haus andenken?

✓ Hätten alle genug Geld, um sich gemeinsam zu beteiligen? Mal so locker darüber reden geht leicht, aber wären das auch verlässliche Menschen, die es in die Realität umsetzen und durchziehen?

✓ Wieviel Raum und Privatsphäre brauche ich für mich? Was ist mir im Zusammenleben wichtig?

✓ Wie kann es aussehen, wenn Pflegebedarf entstehen sollte?

Sich ehrlich mit diesen Fragen auseinander zusetzten, ist unerlässlich, um dann keine bösen Überraschungen zu erleben. Bleibt noch die Frage, wie man eine Senioren-WG überhaupt finden kann. Im Internet stehen einige Dienste zur Verfügung, die Senioren nutzen können, wenn sie eine Senioren-WG gründen möchten, in der sie mit Personen zusammenleben, die ihnen bisher noch unbekannt waren. Ebenso kann hier ein Senior, der alleine in einem großen Haus lebt, dieses mit mehreren Menschen teilen. So kann jeder seinen privaten Bereich erhalten und trotzdem alle Vorteile des gemeinsamen Wohnens nutzen. Oft wird es so gehandhabt, dass zum jeweiligen Privatbereich noch ein gemeinsamer Bereich geschaffen wird, der als Gemeinschaftsraum fungiert.

Lesen Sie auch: Nachgefragt: Ursula Peter, Coach, seit acht Jahren im Wohnprojekt „Pomali“, erzählt über ihre Erfahrungen.

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