Die Pharaonen Ägyptens und die Heiler der chinesischen Antike waren gewiss nicht die ersten, die Nahrung, Pflege- und Heilmittel, Kerzen und handwerkliches Material aus dem Bienenstock nutzten. Schon vor 9.000 Jahren wurden Bienen in Stöcken gehalten, wie Reste an uralten Tonscherben zeigen. Seither begleiten uns die kleinen Wesen als Nutztiere.
Blütennektar und Honigtau enthalten verschiedene Zuckerarten, Duftstoffe und Mineralstoffe sowie Eiweißstoffe aus dem Pollenstaub. Der gesammelte Nektar wird im Stock von einer Biene zur nächsten weitergegeben, und jede reichert ihn mit weiteren bioaktiven Stoffen an. Bis zum Einlagern in die Wabe wird daraus ein flüssiger „Vor-Honig“. Durch Belüften und mehrfaches Umlagern wird dieser einkonzentriert, denn wässriger Honig würde rasch vergären.
Die Anwendung von Bienenprodukten
Unter Apitherapie („apis“, lat. Biene) versteht man die Anwendung von Bienenprodukten wie Honig, Bienengift, Propolis, Pollen, Gelée Royale und Bienenwachs zur Vorbeugung und Heilung von Krankheiten oder organischen Störungen. Eine medizinische Verwendung von Erzeugnissen aus dem Bienenvolk kannten auch schon Hippokrates und Paracelsus. In der modernen Apitherapie gilt es laut ÖGA (Österreichische Gesellschaft für Apitherapie), eine klare Unterscheidung zu treffen zwischen der den Ärzten vorbehaltenen Behandlung diverser Beschwerden durch den gezielten Einsatz von bestimmten Bienenprodukten und der Verwendung dieser Produkte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung und als Nahrungsergänzungsmittel zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens sowie zur Vorbeugung von Krankheiten.
Hochentwickelte Art
Die fleißige Biene ist jedenfalls als hochentwickelte Spezies legendär, ihr Ruf auf technologischem, sozialem und ökologischem Gebiet nahezu sagenhaft. Sie bildet hochkomplexe Staatsstrukturen, sie arbeitet äußerst effizient, ihr Körper erinnert an ein Multifunktions-Labor mit 3D-Drucker, und ihre vielen Produkte sind Objekte der Begierde und Hoffnung. Da der therapeutische Nutzen wissenschaftlich nur unzureichend erforscht ist, führen sie bis dato ein Schattendasein als Komplementärheilmittel, die von Ärzten nicht empfohlen werden. So steht zu hoffen, dass die objektive Forschung bald stichhaltige Ergebnisse liefert, sodass die Biene ökologisch nicht noch weiter in Bedrängnis gerät, sodass uns weiterhin hochwertige Bienenprodukte zur Verfügung stellen.
Wohltuende Stockluft
Das Bienenvolk sorgt im Stock für konstante 70 Prozent-Luftfeuchtigkeit. Sie stammt vor allem aus dem Nektar, der im Stock trocknet und zu Honig reift, während die nachgewiesenen Substanzen vornehmlich von Propolis und Wachs kommen. Die Bienen halten diese „Aerosole“ durch ihren Flügelschlag ständig in Umlauf. Man geht von über 1.000 verschiedenen Stoffen aus, darunter ätherische Öle, Terpene, Hormone und Enzyme. Inhaliert wird mittels einer Inhalationsmaske, die direkt mit dem Bienenstock verbunden ist. Vergleichbar mit den Wirkstoffen in der Waldluft (Stichwort „Waldbaden“) nährt und heilt die feuchtwarme Luft aus dem Bienenstock die Atemwege, und sie spricht auf vielfältige Weise das Immunsystem an. Die Technische Universität Dresden nennt als Indikationen für Stockluft-Inhalationen Bronchitis und Asthma, Infektanfälligkeit, Neurodermitis, Migräne und sogar Depressionen.
Lesen Sie weiter: Das Multitalent Honig