Ob frisch, tiefgekühlt oder aus der Dose: Fischmahlzeiten sind bei Jung und Alt sehr beliebt. Laut Umfragen essen hierzulande neun von zehn Personen zumindest hin und wieder Fisch. Das macht immerhin gut acht Kilogramm Fisch pro Kopf und Jahr aus. Tendenz steigend. Die Schattenseiten des wachsenden Appetits auf Fisch werden allerdings immer dünkler. Leergefischte Gewässer, Massentierhaltung in Aquakulturen und immer öfter Menschenrechtsverletzungen beim Kampf um Fischereigründe und Ressourcen. Als Konsument deswegen keine Fischprodukte mehr zu kaufen, wäre keine gute Lösung, da wir dadurch auf ein äußerst gesundes und vielseitiges Lebensmittel verzichten würden. Außerdem hat Fischerei auch eine bedeutende wirtschaftliche Dimension. Vielmehr sollte es darum gehen, ein wertvolles Lebensmittel wie Fisch durch gute Kaufentscheidungen wieder vernünftig zu nützen und so auch die Bestände zu schützen.
Orientierung im Label-Dschungel
Mittlerweile ist etwa ein Drittel der Weltmeere leergefischt. Die zwei weiteren Drittel sind bis an ihre Grenzen genutzt. Nur wenige Prozent der Gewässer gelten noch als ursprünglich nutzbar. Ähnlich dramatisch ist die Lage bei großen Flüssen und Seen. Hinzu kommen wachsende Bestandsverluste durch steigende Wassertemperaturen und Umweltverschmutzungen aller Art.
Während man in Restaurants, Kantinen oder beim Gassenverkauf oft erst nachfragen muss, woher der Fisch kommt, findet man sich beim Einkaufen im Supermarkt in einem Dschungel aus Gütezeichen, Eigenmarken und Tracking-Codes wieder. Diese sollen in erster Linie unser schlechtes Gewissen beruhigen. Denn solche Herkunftszeichen haben nur bedingt Aussagekraft. Umwelt- und Konsumentenschutzorganisationen bemängeln immer öfter, dass gängige Auslobungen, wie MSC (für Wildfang), ASC (für Fischzucht) sowie Tracking-Codes nicht selten irreführend sind. So reicht beispielsweise schon eine schlichte Absichtserklärung eines Fischereiunternehmens aus, um das MSC-Zeichen tragen zu dürfen. Auch werden z. B. bodenzerstörende Schleppnetze, Gentechnik und Antibiotikaeinsatz nicht automatisch ausgeschlossen und soziale Standards ohnehin kaum berücksichtigt. Gar nicht erfasst werden bislang Transportwege und der Ressourcenverbrauch für Verarbeitung, Verpackung und Lagerung von Fischereiprodukten.
Eine ganz gute Orientierungshilfe bieten dazu Bewertungen durch sogenannte Fischeinkaufsführer, wie es sie z. B. von Greenpeace oder dem WWF gibt. Hier sieht man, dass Fischarten, die im kleinen Stil wild gefangen werden, und Bio-Fisch am besten abschneiden. Biofisch kann übrigens nur aus Zucht stammen und ist immer mit dem EU-weit gültigen grünen Biozeichen zertifiziert. Zusätzlich können noch weitere Bioauszeichnungen aufscheinen. Hierzulande steht seit über zwei Jahrzehnten das Label der ARGE Biofisch für beste Bioqualitäten aus heimischer Erzeugung.
Sinnvolle Fischzucht
Wasser ist hierzulande zwar meist reichlich vorhanden, aber trotzdem nicht selbstverständlich. Dank zahlreicher Schutzmaßnahmen konnte in den vergangenen Jahrzehnten die Wasserqualität vieler Gewässer deutlich verbessert werden. Abseits der Hobbyfischerei werden somit Seen und Flüsse für die kommerzielle Fischproduktion wieder interessanter.
Einen besonderen Stellenwert hat hierzulande die Teichwirtschaft. Gegenwärtig zählt man an die 500 heimischen Zuchtbetriebe. Die meisten davon findet man in der Steiermark und im Waldviertel – oft in der Nähe von Klöstern, da Fisch immer schon als Fastenspeise galt. Doch heimische Fischzuchten haben es heutzutage nicht immer leicht. Strenge behördliche Umwelt- und Wasserrechtsauflagen, Fraßfeinde wie Fischotter und Reiher sowie Wassermangel und Hochwässer durch die zunehmende Klimaerhitzung können zur Herausforderung werden.
Zukunftsweisende „Aquaponik“
Neben bestandsorientiertem Wildfang und biologisch zertifizierter Fischzucht stellt das Konzept der Aquaponik eine weitere nachhaltige Weise der Fischproduktion dar. In einem kontrollierten, integrierten Kreislaufsystem wird bei Aquaponik nicht nur Fisch erzeugt, sondern gleichzeitig auch Gemüse kultiviert. Wasser und Düngestoffe laufen hier ressourcenschonend im Kreislauf und ermöglichen auf kleinsten Flächen hohe Erträge. Und das natürlich auch in Bio-Qualität. Diese Art der Lebensmittelerzeugung ist speziel für die Versorgung in Ballungsräumen interessant, da sie platzsparend funktioniert und die Transportwege kurz sind. Tipp: Das junge Wiener Unternehmen Blün (von Blau für Wasser und Grün für Gemüse) erzeugt auf diese Art erfolgreich das ganze Jahr über neben hochwertigem Speisefisch wie Wels und Barsch gleichzeitig Gemüse, wie z. B. Tomaten, Gurken, Paprika und Melanzani.
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