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Jeder Zehnte nimmt verdauungsfördernde Mittel oder trinkt Tee (Foto: Mykyta Dolmatov/iStockphoto.com)
Jeder Zehnte nimmt verdauungsfördernde Mittel oder trinkt Tee (Foto: Mykyta Dolmatov/iStockphoto.com)

Effektiver Sanierungsplan

Die Meisten von uns haben ihrem Verdauungssystem rund um die Feiertage, den Jahreswechsel und dem Winterurlaub einiges zugemutet. Jetzt ist es Zeit, einen Gang zurückzuschalten und seinem Magen-Darm-Trakt Gutes zu tun. Doch leider wird gerade über die vielfältigen Themen rund um die Verdauung nicht gerne gesprochen. Völlegefühl nach dem Essen? Blähungen, Sodbrennen, Durchfall? Oder chronische Verstopfung? Sollten Sie unter einem dieser Symptome leiden, befinden Sie sich sozusagen in „guter Gesellschaft“. Denn Probleme mit der Verdauung sind weit verbreitet. Wie weit, ist statistisch aber nicht eindeutig nachweisbar. Studien darüber sind eher rar und die vermutete Dunkelziffer hoch.

Aus den vorhandenen Befragungen lässt sich ableiten, dass jeder dritte Österreicher öfter oder sogar oft unter Verdauungsproblemen leidet. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Über 40 Prozent der Betroffenen, das sind rund 800.000 Österreicher, fühlen sich in ihrem Alltag dadurch negativ beeinflusst. Denn die Verdauungsprobleme der Befragten wirken sich häufig auch auf die Energie (z. B. durch Müdigkeit und Abgeschlagenheit, 58 Prozent der Befragten) und die Stimmung (48 Prozent) aus. Trotz der Beschwerden und Beeinträchtigungen geben allerdings mehr als drei Viertel der Betroffenen an, noch keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Um ihre Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen, trinken zwei Drittel mehr Wasser, knapp die Hälfte achtet mehr darauf, was sie isst, knapp 30 Prozent gönnen sich mehr Ruhe und ein Viertel mehr Bewegung. Jeder Zehnte nimmt verdauungsfördernde Mittel oder trinkt Tee. Bei anhaltenden Problemen, wenn die Beschwerden regelmäßig auftreten und etwa ohne die regelmäßige Anwendung von Abführmitteln gar nichts mehr geht, ist der Besuch eines Arztes/einer Ärztin dringend anzuraten.

Aus dem Gleichgewicht

Ein angegriffener Darm kann eine Fülle von Folgebeschwerden und längerfristig auch ernste Erkrankungen begünstigen. „Nur wenige Menschen haben einen gesunden Darm“, weiß Dr. Helmut Maier, Allgemeinmediziner mit Spezialausbildungen in Naturheilkunde, Alternativmedizin und Homöopathie mit Privatpraxis in Igls bei Innsbruck aus seiner 36-jährigen Erfahrung. Für ihn ist die Funktion einer gesunden Darmflora („Mikrobiom“) untrennbar mit der guten Funktion des Immunsystems verknüpft. Und diese ist bei rund 80 Prozent der Patienten, die in seine Praxis kommen, angeschlagen. Die Symptome äußern sich nicht nur durch diverse Verdauungsprobleme, sondern können sich auch in ganz anderen Beschwerdebildern zeigen, wie Hautproblemen, Allergien, Unverträglichkeiten, Migräne, chronischer Müdigkeit, Übergewicht oder Gelenkschmerzen. Auch bei häufig wiederkehrenden Infekten ist meistens ein Zusammenhang mit einer gestörten Darmflora zu beobachten.

Belastungen für den Darm

Die Ursachen für das aus dem Gleichgewicht geratene Mikrobiom liegen auf der Hand. Dr. Maier: „Es gibt nur wenige Menschen, die im Laufe ihres Lebens noch keine Antibiotika bekommen haben“. Jede Behandlung mit Antibiotika zerstört auch eine große Anzahl nützlicher Bakterien im Darm. Zwar erholt sich die Darmflora irgendwann wieder von selbst, dies kann jedoch abhängig vom Antibiotikum 12 bis 24 Monate dauern. Ein internationales Expertenteam rund um die schwedische Wissenschafterin Dr. Sofia Forslund, die am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin forscht, konnte zeigen, dass sich das Mikrobiom ein halbes Jahr nach der Medikamentengabe fast vollständig erholt hatte. Aber eben nur fast: „Einige empfindliche Bakterienarten blieben dauerhaft verschwunden“, berichtet Dr. Forslund.

Eine wesentliche Rolle für den Zustand des Mikrobioms spielen die Ernährungsgewohnheiten. Die meisten von uns essen zu viel Zucker, raffinierte Nahrungsmittel, Fertigprodukte und Fast Food. „Man kann davon ausgehen, dass sich maximal 20 Prozent der Menschen einigermaßen gesund ernähren“, ist Dr. Maier überzeugt. Auch der weit verbreitete Bewegungsmangel ist einer gesunden Verdauung nicht gerade zuträglich. Bereits ein täglicher Spaziergang hilft und ist eine wichtige Maßnahme bei einer Neigung zu Verstopfungen. Darm, Hirn und Verdauungstrakt sind übrigens eng miteinander verbunden. Im Darm befinden sich viele Nervenzellen. Auch Hormone werden dort gebildet. Deshalb kann z. B. Stress viel Unruhe in den Verdauungstrakt bringen. Unwohlsein, Durchfall, Blähungen oder eben auch Verstopfungen können die Folge sein. Ausreichend Schlaf hilft dem Körper, nachts zu regenerieren und besser mit Belastungen umzugehen.

Natürlich wieder aufbauen

Sehr viele Körperfunktionen – insbesondere das Immunsystem betreffend – sind laut Dr. Maier eng an eine gute Funktion des Darmwandsystems und des Darmmikrobioms (Darmflora) gebunden. Deshalb ist für ihn ein ganz wichtiger Ansatz, zuerst das Darmsystem in Richtung einer normalen Funktion zu lenken, um so andere Körperregionen und Beschwerden positiv zu beeinflussen. „Eine Darmsanierung ist insgesamt eine längere und komplexe Angelegenheit, die Achtsamkeit, Entschlossenheit, Disziplin und Ausdauer erfordert“, weist Dr. Maier darauf hin, dass vom Patienten Selbstverantwortung für den Regenerationsprozess nötig ist. Zunächst wird eine Anamnese erhoben, die Unverträglichkeiten, Vorerkrankungen, nicht förderliche Ernährungsgewohnheiten bzw. Verhaltensweisen, Allergien und Medikamenteneinnahmen erfasst.

Zusätzlich ermittelt der Arzt die Leistungsfähigkeit, das energetische bzw. Stressniveau und die Regulationsfähigkeit. Nach einer individuellen Austestung werden die für den Einzelnen passenden Mittel zur Sanierung der Darmflora bestimmt sowie Maßnahmen zur Stützung der Verdauungsorgane wie Magen, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Leber getroffen. „Dann liegt es an dem Patienten, den Empfehlungen, die sich aus den Tests ergeben, zu folgen“, sagt Dr. Maier. Das kann bedeuten, auf als unverträglich erkannte Nahrungsmittel zumindest zeitweise zu verzichten, die verordneten Heilmittel einzunehmen und unzuträgliche Gewohnheiten abzulegen. Unterstützend kann auch eine begleitete Fastenperiode durchgeführt werden. Nach sechs bis acht Wochen werden die Ergebnisse überprüft und die Maßnahmen bei Bedarf angepasst. Abschließend klärt man ab, welche Maßnahmen dauerhaft umzusetzen sind und welche nach Verbesserung der Symptomatik ausgesetzt werden können.

Colon-Hydro-Therapie?

Wenn keine Gegenanzeigen vorliegen, rät Dr. Maier auch zu einer intensiven Darmreinigung in Form einer Colon-Hydro-Therapie (ein ausleitendes Verfahren zur Reinigung des Darms mittels Darmspülung/Einlauf). Obwohl er weiß, dass diese Therapie auch viele Kritiker hat, ist er von deren positiven Wirkungen überzeugt. „Ich gehöre zu den Medizinern, die diese Therapie in Österreich schon sehr lange anwenden und habe im Laufe von 35 Jahren Hunderte von Patienten erfolgreich behandelt“, weiß der Experte, dass es keine vergleichbare Möglichkeit gibt, den Darm so gründlich zu entleeren. Darüber hinaus werden die Leber und der Bauchraum entlastet, das Immunsystem reaktiviert und die Darmflora verbessert. Durch eine begleitende Lymphdrainage können eventuelle Verkrampfungen gelöst werden. „Bei zahlreichen Patienten konnten wir beobachten, dass ihre Beschwerden deutlich abnahmen, sich ihr Immunsystem stabilisierte, sich allergische Erscheinungen reduzierten, sich die gesamte Verdauungsleistung verbesserte sowie die Heilungstendenz bei chronischen Erkrankungen unterstützt wurde“, erörtert Dr. Maier. Nicht eingesetzt wird die Methode bei Schwangeren, nach kürzlich erfolgen Bauch- oder Darmoperationen sowie bei akuten Darmentzündungen oder Durchfallerkrankungen.

„Über die Darm-Hirn-Achse wirkt eine Darmsanierung bei den meisten Menschen nicht nur körperlich, sondern auch auf geistiger und emotionaler Ebene.“

Hilfe bei Long-Covid

Mit seinem ganzheitlichen therapeutischen Konzept setzt Dr. Maier auch bei jene Patienten an, die unter Long-COVID- oder Post-COVID-Syndromen leiden. „Die meisten unserer Long-COVID-Patienten klagen vor allem über ihre enorme Schwäche und geringe geistige Leistungsfähigkeit“, weiß der Mediziner. Viele sind durch ihre Beschwerden so stark eingeschränkt, dass sie nicht mehr arbeiten können. Selbst unter Fachleuten gibt es noch keinen Konsens über die genauen Ursachen von LongCOVID. Die Vielfalt der Symptome kompliziert die Diagnostik zusätzlich. „Bei der Behandlung anderer postviraler Zustände und dem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) können wir auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen; das hierbei bewährte Konzept scheint in den meisten Fällen auch bei Long-COVID zu helfen“, so Dr. Maier.

Die Komponenten seiner Therapie sind die Darmsanierung, die Verbesserung der Durchblutung und Sauerstoffversorgung durch den Einsatz der Ozontherapie sowie die Unterstützung der Ausleitung. Die Darmsanierung entlastet, stabilisiert das Immunsystem, Entzündungen werden reduziert. Über die Darm-Hirn-Achse wirkt die Darmsanierung bei den meisten Menschen nicht nur körperlich, sondern auch auf geistiger und emotionaler Ebene, was sich z. B. in Form einer Stimmungsaufhellung bemerkbar machen kann. Durch ausleitungsfördernde Maßnahmen wird der Körper von belastenden Stoffwechselprodukten befreit.

Da, wo körpereigene Ausscheidungsfunktionen wie Leber, Niere, Darm und Haut geschwächt sind, werden diese mit individuell kombinierten homöopathischen und pflanzlichen Arzneimitteln unterstützt, meist in Form von Injektionen. „Bei Patienten, die insgesamt sehr erschöpft und nicht mehr leistungsfähig sind, braucht es etwas mehr Geduld“, berichtet der Arzt. Denn auch, wenn die Erfolge am Anfang noch nicht stabil sind, zeigen sie doch, dass der Körper zur Besserung oder gar Heilung in der Lage ist. Diese Erfahrung gibt den Menschen wieder Hoffnung und eine Perspektive, was gerade mit Blick auf die hohe psychische Belastung ungemein wichtig ist. „Insgesamt konnte in unserer Praxis bislang bei allen Patienten, von denen viele schon einiges versucht hatten, eine deutliche Besserung ihres Zustandes erreicht werden, bei den meisten sogar fast auf das Niveau vor der Erkrankung“, fasst Dr. Maier zusammen.

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