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Typ-2-Diabetes wird individuell und stufenweise behandelt (Foto: hxyume/iStockphoto.com)
Typ-2-Diabetes wird individuell und stufenweise behandelt (Foto: hxyume/iStockphoto.com)

Diabetes: Risikofaktoren & Therapie

Mehrere Risikofaktoren

Zu erhöhten Blutzuckerwerten kommen neben Bewegungsmangel bei Diabetikern oft Übergewicht bzw. Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und beginnende Insulinresistenz. Mehr als 80 Prozent der Zuckerkranken weisen einzeln oder kombiniert solche zusätzlichen Risikofaktoren für Gefäßschäden auf.

  • Bauchumfang (Apfeltyp). Vor allem das viszerale Bauchfett trägt zur Schädigung der Gefäßwände bei und wirkt sich negativ auf den Blutzuckerspiegel aus. Der kritische Bauchumfang liegt bei Frauen bei 88 cm und bei Männern bei 102 cm. Bei Übergewichtigen allgemein, lässt die Insulinempfindlichkeit der Zellen nach.

  • Bewegungsmangel. Bewegung schafft mehr Muskelmasse und kurbelt den Zuckerstoffwechsel an, außerdem sinkt der Blutdruck.

  • Hohe LDL-Cholesterinwerte. Diese schädigen die Gefäße, zudem stehen hohe Triglyzeridwerte im Zusammenhang mit Insulinresistenz.

Augen, Nieren, Herz in Gefahr

Unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes schädigt sowohl die kleinen Gefäße in Augen, Nieren und Nerven (mikrovaskuläre Erkrankungen), was zu Netzhautproblemen, Neuropathie und Nierenversagen führen kann, als auch die großen Gefäße (makrovaskuläre Erkrankungen) durch „Verkalkung“, was die Gefahr für Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK, Schaufensterkrankheit) sowie erektile Dysfunktion erhöht. Gefürchtete Komplikationen:

  • Diabetisches Fußsyndrom. Ursache sind Arteriosklerose und Neuropathie. Diabetiker sollen regelmäßig ihre Füße auf Rötungen, Blasen, Risse, kleine Geschwüre kontrollieren. Bei kleinsten Wunden, den Arzt konsultieren, denn Geschwüre heilen bei Diabetikern kaum ab. Im schlimmsten Fall muss amputiert werden.

  • Stiller Herzinfarkt. Aufgrund von Nervenschädigungen im Herzen kann der Diabetiker keine Warnzeichen wie Schmerzen in der Brust spüren.

103 Jahre Insulintherapie

Typ-2-Diabetes wird individuell und stufenweise behandelt: 1. Lebensstilanpassung und zusätzlich 2. Metformin (Basismedikament), andere orale Diabetesmedikamente, 4. Insulin. Vor 103 Jahren gelang es erstmals, fehlendes Insulin zu ersetzen und Typ-1-Diabetiker vor dem frühzeitigen Tod zu bewahren. Heute stehen zahlreiche Insuline (kurz- und langwirksam), Mischungen und Analoga zur Verfügung. Beim Typ-2-Diabetiker wird Insulin erst verordnet wird, wenn alle anderen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen. Bis dahin können fünf oder auch 20 Jahre vergehen. „Zwei Wirkstoffgruppen kann man als Durchbruch in der Behandlung bezeichnen. Das sind die Gliflozine oder SGLT-2-Hemmer und die GLP1-Analoga eine Injektionstherapie, die es mittlerweile auch als Tablette gibt“, sagt Primar Prof. Clodi. „Mit den SGLT-2-Hemmern haben wir seit ein paar Jahren eine Art Wunderwaffe in die Hand bekommen, die nicht nur den Zuckerspiegel senkt, sondern gleichzeitig das Herz und die Nieren schützt. Diese Medikamente zum Schlucken bewirken, dass die Zuckerausscheidung im Harn steigt“, erklärt der Internist.

Massive Verringerung der Langzeitfolgen

Erster Ansprechpartner und Begleiter in der Langzeittherapie ist der Hausarzt. Im österreichischen Disease Management Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ bilden neben Hausarzt niedergelassene Fachärzte und das Krankenhaus ein Netz zur interdisziplinären strukturierten Versorgung.

„Bei früh behandeltem, gut eingestelltem Blutzucker und optimalem (Selbst)Management lassen sich Langzeitfolgen von Diabetes um bis zu 70 -80 Prozent verringern. Bis jetzt sind etwa 100.000 Diabetiker in das Programm eingeschrieben“, sagt Internist Prof. Dr. Martin Clodi. Nach der Erstuntersuchung bei einem für „Therapie Aktiv“ speziell ausgebildeten Allgemeinmediziner oder Internisten werden alle drei Monate Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Man legt mit dem Patienten Zielwerte für HbA1c und Gewicht fest, die erreicht werden sollen. Füße und Augen werden einmal jährlich beim Facharzt untersucht. „Die Patientenschulung im Programm ist ganz wichtig. So lernt der Betroffene aktiv mitzuwirken, Folgeschäden zu minimieren“, betont Helmut Thiebet, Vorsitzender der Österreichischen Diabetiker Vereinigung, die in ihren Selbsthilfegruppen Schulungen organisiert. Erste Evaluierungsergebnisse zeigen, dass „Therapie Aktiv“ die Sterblichkeit sowie die Zahl der Schlaganfälle und Herzinfarkte deutlich senken kann.

Liste der „Therapie-Aktiv-Ärzte“: www.therapie-aktiv.at

Fazit: Diabetes ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Jeder Patient hat es zu einem großen Teil selbst in der Hand, wie sich seine Krankheit entwickelt.

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