Dass die Haut bei längeren Aufenthalten am sommerlichen Strand oder im Hochgebirge besonders geschützt werden muss, ist hinlänglich bekannt. Was häufig nicht bedacht wird, ist, dass wir den Großteil unserer jährlichen Sonnendosis nicht im Urlaub, sondern im Alltag abbekommen. Das wird häufig unterschätzt. Die Universität Erlangen befragte 2.500 Familien, wie wichtig sie das Thema Sonnenschutz nehmen. Nur 30 Prozent gaben an, dass sie in ihrem Alltag genauso darauf achteten wie im Urlaub. Das ist – wenn auch aus Unwissenheit – fahrlässig. Denn es ist erwiesen, dass die UV-Strahlen der Sonne Risiko Nummer eins für eine Hautkrebserkrankung sind.
Steter Tropfen…
Sonnenbrände steigern das Risiko einer Hautkrebserkrankung erheblich. Laut einer Studie der Warren Alpert Medical School der Brown University in Rhode Island erhöhen schon fünf Sonnenbrände vor dem 20. Lebensjahr das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, um 80 Prozent – im Vergleich zu Menschen, die in ihren ersten 20 Lebensjahren keinen Sonnenbrand hatten. Als Sonnenbrand zählt übrigens schon eine leichte Rötung der Haut, auch wenn diese nicht schmerzt.
Doch auch die UV-Strahlung, die über Jahre langsam, aber stetig auf uns einwirkt, spielt eine Rolle bei der Entstehung eines Melanoms. Konkret heißt das: Die Haut vergisst keine UV-Strahlung – die Strahlenbelastung summiert sich im Laufe des Lebens. Umso wichtiger ist es, stets auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten.
UV-A UND UV-B
UV-B-Strahlen sind kurzwellig und für Sonnenbrände verantwortlich. Diese schädigen die DNA-Moleküle der Hautzellen in der äußersten Hautschicht. Die langwelligeren UV-A-Strahlen haben weniger Energie als UV-B-Strahlen, dringen aber tiefer in die Haut ein – bis in die Lederhaut. Hier produzieren sie freie Radikale, die die Haut altern lassen. Bis vor wenigen Jahren dachte man noch, dass UV-A-Strahlen weniger gefährlich seien, weil ihre hautrötende Wirkung deutlich schwächer ist als die von UV-B-Strahlen. Inzwischen ist jedoch gesichert, dass auch UV-A-Strahlen zu Schäden in der Erbsubstanz der Haut führen.
Welche Sonnencreme?
Bei der Wahl der Sonnencreme ist der Lichtschutzfaktor und die Eigenschutzzeit der Haut zu berücksichtigen. „Die Eigenschutzzeit ist jener Zeitraum, indem man sich ungeschützt der Sonne aussetzen kann, bevor man einen Sonnenbrand bekommt“, erklärt Dr. Tamara Meissnitzer, Hautärztin in Guntramsdorf, NÖ. Bei sehr empfindlichen Hauttypen kann das bei 10 bis 15 Minuten liegen, bei dunklen, weniger empfindlichen Hauttypen bis zu eineinhalb Stunden oder länger. „Mit dem gewählten Lichtschutzfaktor (LSF) kann man seine Eigenschutzzeit verlängern – um den Faktor des Lichtschutzes“, so die Ärztin. Beispiel: Würde man ohne Sonnenschutz schon nach zehn Minuten erröten und benutzt eine Creme mit LSF 30, verlängert sich der Sonnenschutz auf maximal 300 Minuten.
Was oft nicht beachtet wird, ist, dass es etwa 30 Minuten dauert, bis der Sonnenschutz wirkt. Daher ist es wichtig, sich früh genug einzucremen. Etliche Studien haben zudem gezeigt, dass viele Menschen das Sonnenschutzmittel zu dünn auftragen. Um das versprochene Schutzniveau zu erreichen, sollten ca. zwei Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Das entspricht in etwa sechs Teelöffeln für den Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen. Mit Sonnenschutzsprays sollte man sich grundsätzlich zweimal einsprühen, damit ein ausreichender Schutz gewährleistet ist.
Einmal reicht nicht
Einmal morgens einschmieren reicht in den meisten Fällen nicht, denn der Sonnenschutz nützt sich ab. Schon nach zweimal 20 Minuten Aufenthalt im Wasser ist nur noch die Hälfte des ursprünglichen Schutzes vorhanden. Dr. Meissnitzer: „Nach jedem Bad, nach dem Sport, durch Schwitzen oder Reibung an der Kleidung geht etwas vom Schutz verloren und muss erneuert werden.“ Was trotzdem nicht bedeutet, dass sich durch das neuerliche Eincremen die Aufenthaltsdauer an der Sonne wieder verlängert. Nachcremen verlängert den Schutz nicht – es erhält ihn nur. Beim oben genannten Beispiel bräuchte die Haut also trotzdem nach den 300 Minuten Sonnenbad eine UV-Strahlung-Pause.
Schatten & Kleidung
Sonnencreme wird von vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften nicht als Sonnenschutz der ersten Wahl angesehen. Denn es gibt keine Sonnencreme, die das gesamte Spektrum der UV-Strahlen abdeckt. In der Mittagszeit empfiehlt es sich, die Sonne ganz zu meiden und sich im Schatten aufzuhalten. Aber selbst unter Bäumen oder Sonnenschirmen sind wir durch die Umgebungsstrahlung noch bis zu 50 Prozent der UV-Strahlung ausgesetzt. Sonnenschutz ist also auch hier sinnvoll. Auch Wolken bieten keinen Schutz vor UV-Strahlung. Sie verschlucken die Strahlung zwar teilweise, reflektieren sie aber. Im Extremfall könnte die UV-Strahlung am Boden unter einem teilweise bewölkten Himmel sogar stärker sein als unter wolkenfreiem Himmel. Kleidung ist ein gut funktionierender Schutz gegen Sonnenstrahlen. Wobei leichte, helle Kleidung, die im Sommer gerne getragen wird, durchlässig für UV-Strahlen ist! Als Regel gilt: Je dunkler der Stoff und je dichter gewebt, desto wirksamer der Sonnenschutz. Nicht vergessen werden sollte auf Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen mit UV-400-Kennzeichnung. Die Kennzeichnung gewährleistet, dass die Brille die Augen vor schädigenden UV-Strahlen schützt.
Was Kinder brauchen
Bei kleinen Kindern sind die hauteigenen Schutzmechanismen noch nicht voll ausgebildet. Deshalb sollten sie besonders gut vor intensiver Sonnenstrahlung geschützt werden. Den besten Schutz bieten Schatten, Kleidung und Sonnencreme – genau in dieser Reihenfolge. Kinder unter zwei Jahren sollten intensiver Sonnenstrahlung überhaupt nicht ausgesetzt werden. „Wer einen Einschmiermuffel zu Hause hat oder das Risiko so gering wie möglich halten will, sollte zu Sonnenschutzkleidung für Kinder greifen“, empfiehlt Hautärztin Dr. Meissnitzer. Diese haben je nach Hersteller einen Sonnenschutzfaktor bis zu 80. Den härtesten Anforderungen müssen Textilien bei den Checks nach „UV-Standard 801“ genügen. Denn dieser simuliert reale Bedingungen: Ein T-Shirt wird nass gemacht, gedehnt und mehrmals gewaschen. Was dann immer noch richtig vor der Sonne schützt, wird mit dem Lichtschutzfaktor nach „UV-Standard 801“ ausgezeichnet. Achten Sie aber nicht nur bei Kleidung, sondern auch beim Kauf von Sonnenschirmen, Strandmuscheln oder Sonnensegeln auf diese UV-Schutz-Standards.
Was ist ein UPF?
Vergleichbar mit dem LSF von Sonnenschutzmitteln gibt es auch einen „Lichtschutzfaktor für Textilien“. Nach dem Englischen „Ultraviolet Protection Factor“ wird er als UPF-Wert angegeben. Es gilt: UPF mal sogenannter Eigenschutzzeit – die bei kleinen Kindern weniger als zehn Minuten beträgt – ergibt die maximale Aufenthaltsdauer in der Sonne. Mehr als der LSF zählt aber die Aufmerksamkeit der Eltern. Denn eine Kinderkappe beispielsweise kann einen hohen UPF-Wert haben, auch wenn sie ohne Schirm und Nackenschutz daherkommt. Wichtiger ist beim Nachwuchs stets darauf zu achten, dass so viel Haut wie möglich bedeckt wird. Nackte Haut sollten Sie mit Sonnencremes schützen, die die Standards zertifizierter Naturkosmetik erfüllen und möglichst frei von Duftstoffen sind.
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