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Häufig wird Depression mit Demenz verwechselt (Foto: SashaFoxWalters/iStockphoto.com)
Häufig wird Depression mit Demenz verwechselt (Foto: SashaFoxWalters/iStockphoto.com)

Depression im Alter

Immer wieder hält sich die Theorie, dass es der Lauf des Lebens ist, wenn sich Menschen im Alter zurückziehen, schlechter schlafen, ihre Hobbies aufgeben oder weniger Freude empfinden. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Studien zeigen, dass die Lebenszufriedenheit im Alter eher ansteigt. Ältere Menschen besitzen die Fähigkeit, trotz eingeschränkter (körperlicher) Möglichkeiten zufrieden zu sein. Vor dem Hintergrund des gesamten Lebens können sie das Erreichte und Erlebte betrachten und Gefühle besser kontrollieren, erklärt Mag. Gudrun Langbauer MSc, Klinische und Gesundheitspsychologin, Gerontopsychologin und Master of Science Neurorehabilitation. „Die Mehrzahl der älteren Menschen leidet nicht an Depressionen, das heißt, viele kommen mit den Verlusten zurecht, ohne psychisch zu erkranken. Die Depression ist keine logische Folge des Alter(n)s. Dennoch können Verlusterlebnisse im höheren Alter die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, erhöhen. Auch dauert die Trauerreaktion nach einem Verlust bei älteren Menschen häufig länger als bei jüngeren. Prädisponierend können altersbedingte körperliche Veränderungen, z. B. Veränderungen im Gehirn oder Veränderungen der Neurotransmitter und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Entstehung einer Depression begünstigen.“

Mögliche Auslöser einer Depression

Depressive Syndrome können auch durch Medikamentengabe oder durch Medikamentenumstellungen hervorgerufen werden, erklärt die Gerontopsychologin: „Bestimmte Medikamente erhöhen das Risiko für eine Depression. Dazu zählen blutdrucksenkende Mittel, entzündungshemmende Mittel, Hormonpräparate, Allergiemittel, Medikamente gegen Parkinson, Antikrebs- und Beruhigungsmittel. Weil bei älteren Menschen aber die Organe nicht mehr so leistungsfähig sind wie das bei jüngeren Menschen der Fall ist, wirken sich Medikamente anders aus.“ Bei den oft sehr verschiedenen Wirkstoffen kommt es nicht selten zu unerwünschten Wechselwirkungen. Die Verarbeitung der Medikamente im Körper und die Ausscheidung der Abfallprodukte sind deutlich verändert. „Es ist auch möglich, dass es zu Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Substanzen kommt. Deshalb sollte ein Patient immer alle Medikamente, aber auch Naturheilmittel und Nahrungsergänzungsmittel angeben“, erklärt Mag. Langbauer.

Es reicht nicht, nur die Depression zu behandeln. Betroffene müssen auch lernen, mit einem durch den Alterungsprozess veränderten Körper umzugehen, Krankheiten und Verluste zu verarbeiten sowie gewisse Hilfsmittel zu akzeptieren.

Symptome erkennen

Bei Depressionen im Alter stehen häufig körperliche Beschwerden im Vordergrund. Die Betroffenen klagen beispielsweise über Schmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Schwindel. Auch die Konzentrationsschwierigkeiten, die im Rahmen einer Depression auftreten können, werden bei älteren Menschen häufig eher einer beginnenden Altersdemenz zugeordnet. Experten gehen davon aus, dass etwa 40 Prozent der Depressionen im Alter nicht erkannt werden. Denn bei älteren Menschen liegt es nahe, zunächst nach körperlichen Ursachen der Beschwerden zu suchen. Neben den klassischen Symptomen einer Depression treten bei der „Altersdepression“ alterstypische Besonderheiten auf, schildert Mag. Langbauer. „Betroffene Menschen neigen dazu, bestehende Probleme stärker und als bedrohlicher wahrzunehmen. Während in jüngeren Lebensabschnitten z. B. berufsbezogene Probleme im Vordergrund stehen, sind es bei älteren Menschen häufig gesundheitsbezogene Probleme. So werden etwa bestehende Rückenschmerzen oder Ohrgeräusche im Rahmen einer Depression als zunehmend unerträglich empfunden.“ Bei Männern kann sich eine Depression auch durch erhöhte Aggression bemerkbar machen: Gereiztheit, Ärger, Unbehagen. Eine solche Stimmung ist häufig das erste Anzeichen der nahenden Depression. Manche Männer werden auch von regelrechten Ärger-Attacken getroffen.

Behandlungsoptionen

Die Behandlung von Depressionen ist bei älteren Menschen genauso wichtig wie bei jüngeren und sollte multifaktoriell, also mit Medikamenten, Psychotherapie, Soziotherapie und neuer Umweltgestaltung erfolgen, erklärt Univ.-Doz. Dr. Gerald Gatterer, Klinischer und Gesundheitspsychologe, Gerontopsychologe, Psychotherapeut und Leiter des Instituts für Alternsforschung an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. „Diese Kombination ist auch am wirkungsvollsten. An Medikamenten sind die modernen Antidepressiva (Serotoninwiederaufnahmehemmer) das Mittel der Wahl. Sie sind aber keine ,Glücklichmacher‘, wie oft dargestellt wird, sondern sollten von psychotherapeutischen Maßnahmen begleitet werden. Bei leichten Depressionen kann Psychotherapie auch ohne Medikamente erfolgen, jedoch ist auch hier eine Unterstützung sinnvoll, da die Depression eine Kombination verschiedener Ursachen ist.“

Im Rahmen der Psychotherapie hat sich besonders die kognitive Verhaltenstherapie bewährt, die auf einer Veränderung der Denkprozesse, Werte, Regeln und Normen, dem (Neu) Lernen von positiven Gefühlen und Gedanken, dem Aufbau von positiven Aktivitäten und der sozialen Integration inklusive dem Lebensumfeld des Betroffenen aufbaut, schildert der Mediziner. Aber auch andere Therapierichtungen können bei Altersdepression eine Verbesserung der Symptomatik bringen. Dr. Gatterer: „Der Unterschied zu jüngeren Menschen besteht bei der Therapie darin, individuelle Behandlungskonzepte zu entwickeln, da meist eine Kombination aus körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren der Auslöser ist.“ Insofern reiche es nicht aus, nur die Depression zu behandeln, sondern die Person müsse auch lernen, mit einem durch den Alterungsprozess veränderten Körper umzugehen, Krankheiten und Verluste zu verarbeiten bzw. Hilfsmittel zu akzeptieren, z. B. Rollstuhl oder Heimhilfe.

Depression oder Demenz?

Die Demenz unterscheidet sich von der Depression primär dadurch, dass dort Gehirnzellen durch Krankheiten absterben. Die häufigste Form einer Demenz ist Alzheimer. Bei der Demenz steht die Gedächtnisstörung im Vordergrund, die meist fortschreitet und das Leben beeinträchtigt. Der Gerontopsychologe und Psychotherapeut erklärt im Detail: „Das betrifft nicht nur das Neulernen und Merken von Informationen, sondern auch bereits gut gespeicherte Inhalte des Altgedächtnisses, das bei der Depression nicht beeinträchtigt ist. Bei der Depressionen können Konzentrationsstörungen und Orientierungsstörungen auftreten, die aber durch die Lustlosigkeit und den Antriebsmangel erklärt werden können. Meist klagen depressive Menschen auch mehr über ihre kognitiven Einschränkungen als sie tatsächlich in psychologischen Tests erfasst werden können.“ Es können aber auch beide Krankheiten gemeinsam auftreten. Insofern ist eine testpsychologische Untersuchung bei einem Klinischen Psychologen wichtig.

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